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Sri Lanka – Teil 2

Doppelbogeys & Schweissausbrüche

Von Fritz Lüders & Jan Langenbein, Fotos: Fritz Lüders & Jan Langenbein

JAN GOLFT WEITER

DER ZWEITÄLTESTE GOLFPLATZ
Kaum hat man die turbulenten Straßen der Hauptstadt verlassen und das altehrwürdige Clubhaus des Royal Colombo Golf Club betreten, taucht man förmlich in eine neue Welt ein. Gegründet wurde der Club 1880 und die Golfanlage befindet sich seit 1896 an dieser Stelle. Jeder Winkel des Clubhauses atmet Golfgeschichte und seit 1888 wird eine freundschaftliche Rivalität mit dem Calcutta Golf Club im benachbarten Indien aufrechterhalten. Im Gegensatz zu den anderen beiden Plätzen habe ich meine Startzeit hier lange im Voraus gebucht, ein Prozess, der einige E-Mails und viel Geduld erforderte. Vor Ort dann zeigt sich der Royal Colombo Golf Club jedoch deutlich offener und einladender als befürchtet. Einfach ausgedrückt: Wer die etwa 75 Euro Greenfee über den Tresen des Kassierers schiebt, steht wenige Minuten später am ersten Tee. Dort wartet bereits mein Caddie mit meiner Golftasche, die ich schon auf dem Parkplatz aus den Augen verloren habe. "Here you go, Sir!", lächelt er und drückt mir den Driver in die Hand. "400 metres, straight Par 4." Nichts leichter als das, sich auf der Driving Range einzuschlagen wird ohnehin überwertet.

Vor dem Grün dieses Monsters von einem Auftaktloch lauert ein etwa zehn Meter breites Wasserhindernis auf zu kurz gelassene Bälle. Dieser Teich ist nicht nur voller Seerosen, er ist auch der unvorteilhafte Arbeitsplatz eines etwa 40 Jahre alten Manns, der bis zur Hüfte im Morast steht, während ich meinen Ball aufs Grün schlage. Zunächst halte ich ihn für einen Gärtner, der sich vermutlich um die Wasserpflanzen kümmert, doch als wir nach sieben Löchern erneut an dieser Stelle vorbeikommen, steht der arme Tropf immer noch im Wasser und mir wird klar, dass dies kein Gärtner ist, sondern ein Tagelöhner, der auf Wasserbälle hofft, nach denen er dann umgehend tauchen kann, um sie an ihre ehemaligen Besitzer zurückzuverkaufen. Andere Länder, andere Sitten.

Sri Lanka:

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ICH HATTE SCHON EINMAL DENGUEFIEBER, GLAUB MIR, DAS IST KEIN SPASS!
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Durchzogen wird dieser Golfplatz von einer immer noch betriebenen Bahnstrecke, an der ein ehemaliger Bahnsteig mittlerweile zur achten Teebox zweckentfremdet wurde. Hat man das Glück, hier genau in diesem Moment abschlagen zu können, wenn ein Zug voller Pendler, die, wie man es aus Indien kennt, nicht nur in, sondern auch auf und neben den Wagons sitzen beziehungsweise sich daran klammern, dann ist ein erhöhter Adrenalinspiegel garantiert.

Mit einem Long Island Icetea an der Bar des Clubs endet mein erster Besuch auf Sri Lanka leider viel zu früh, doch wie mir das Clubmitglied am anderen Ende des Tresens erklärt, gibt es noch einen vierten Golfplatz auf Sri Lanka und zwar in Nuwara Eliya oben in den Bergen in 1.830 Metern Höhe. Während mir der Barkeeper den zweiten Drink mixt, raunt er mir zu: "Der Golfplatz dort oben ist der älteste des Landes. Er wurde im späten 19. Jahrhundert gegründet. Den solltest du dir unbedingt ansehen." Es könnte keinen besseren Grund geben, möglichst schnell zurück nach Sri Lanka zu kommen.

Sri Lanka: Gewerkschaft sei Dank: Schülerlotsen bekommen gratis SonnencremeSri Lanka: Gewerkschaft sei Dank: Schülerlotsen bekommen gratis Sonnencreme
Gewerkschaft sei Dank: Schülerlotsen bekommen gratis Sonnencreme
DIE DRITTBESTE WELLE
Sri Lankaner? Sri Lankanesen? Lankanesianer? Während Jan und ich peinlicherweise nach fünf Tagen im ehemaligen Ceylon immer noch nicht wissen, wie man denn nun die Einheimischen korrekt nennt, hat der mich in seinem Auto mitnehmende Singhalese (so nämlich!) die Hausaufgaben gemacht. Auf der sechsstündigen Autofahrt durch Gebirge, Wälder und Dörfer erzählt er mir vom deutschen Wahlsystem, übt Kritik und Lob an der Außenpolitik der BRD und palavert über die gerade stattgefundene Bundestagswahl. Als er lauthals lacht: "Eure Kanzlerin sieht ja aus wie ein Mann!", wechsle ich das Thema. Rot vor Scham, da ich über Sri Lankas Machtinhaber so viel weiß wie über Quantenphysik, spreche ich ihn auf Musik an. "Ich habe eine deutsche Playlist!", sagt Kaan, der Singhalese. Und so fahren wir zu den schrabbelnden Klängen von Robin Schulz und Felix Jaehn durch den Dschungel.

Während mein Kopf im Takt der Schlaglöcher gegen die Autoscheibe knallt, lasse ich die vergangenen Tage Revue passieren. Immer noch unklar ist mir, wieso alle weiblichen Hotelangestellten hyperventilierend "Mr. Dschan! Mr. Dschan!" schrien, wenn Jan irgendeinen Raum betrat. Wie aufgescheuchte Groupies baten sie ihn sogar um Fotos. "Mr. Fritz!"? Fehlanzeige. Was hat der große Zampano wohl im Vorfeld über sich erzählt? Ich werde es nie erfahren.

Sri Lanka: Diät nötig: riesiger Rettungsring
Diät nötig: riesiger Rettungsring
Nach Tagen mit vollklimatisierten Hotels, bestem Essens und Golf komme ich spät in der Nacht in Arugam Bay an. Nahe dem Surf-Spot beziehe ich eine kleine Holzhütte, die nicht am Strand, sondern tatsächlich direkt auf dem Strand steht. Zwischen Palmen und Büschen gelegen mit einem Blick auf die wohl drittbeste Welle Asiens ist dieses kleine Dorado eine wohltuende Abwechslung nach den bisher bewohnten betulichen Golf-Resorts. Für die nächsten Tage wird diese sagenhafte Welle meine Spielwiese sein. Was das vor wenigen Minuten entdeckte Paradies jedoch sofort von Wolke sieben auf den Boden der Tatsachen knallen lässt, ist ein ungewünschter Gast in dem oben teilweise offenen Schlafgemach, das mich auf Airbnb gerade mal 17 Euro die Nacht gekostet hat. Als ich äußerst penibel die Ecken des Moskitonetzes über die Matratze stülpe, erblicke ich wenige Zentimeter neben meinem Kopf eine Poecilotheria regalis, auch als Tigervogelspinne bekannt. Schreiend und fluchend stürze ich mit einem Hechtsprung vom Bett durch den Türrahmen in den weichen Sand. So schnell wird aus dem Himmel die Hölle und in stockdunkler Nacht geht es mit Besen uns Taschenlampe bewaffnet auf Spinnenjagd. Wir sind uns jedoch nie wieder begegnet.

 

Golfplätze in der Region

SHANGRI-LA'S HAMBANTOTA GOLF & COUNTRY CLUB

SHANGRI-LA'S HAMBANTOTA GOLF & COUNTRY CLUB

18 Löcher, Par 70, 5.584 Meter

Adresse:
Sittrakala Watta
Chithragala, Ambalantota
Sri Lanka
Tel. +94 117.420700
www.shangri-la.com/hambantota

Greenfee:
ca. 35 Euro (Hotelgäste), ca. 49 Euro (externe Gäste), Buggy (ca. 21 Euro) und Caddie (ca. 11 Euro plus Tip) sind vorgeschrieben

Auf einer ehemaligen Kokosplantage wurde 2016 nicht nur das riesige Shangri-La Resort gebaut, sondern ein 18-Loch-Championship-Platz gleich mit dazu. Kokospalmen sind auf diesem also ganz selbstverständliche Hindernisse, aber auch jede Menge Seen und knietiefes Rough machen eine Runde hier zum echten Abenteuer. Da sich noch recht wenige Golfer hierher verirren, glichen die Fairways während unserer Runde Teppichen - Divots Fehlanzeige! Die Löcher 14 und 15 entlang einer kitschig schönen Lagune sind nicht von dieser Welt.

Killerloch:
Die 17 (Par 4) führt direkt am Strand entlang, was zwar optisch beeindruckend ist, gleichzeitig aber bedeutet, dass nahezu immer ein starker Wind von links das Fairway für Slicer untreffbar macht.
www.shangri-la.com/hambantota

VICTORIA GOLF & COUNTRY RESORT

VICTORIA GOLF & COUNTRY RESORT

18 Löcher, Par 73, 6.340 Meter

Adresse:
Rajawella, Kandy
Sri Lanka
Tel. +94 703.359521
www.golfsrilanka.com

Greenfee:
ca. 50 Euro, ein Caddie ist vorgeschrieben: ca. 7 (!) Euro plus Tip

In der Mitte der Insel, umgeben von dramatischen Bergformationen und undurchdringlichem Dschungel, liegt dieser 1999 von Donald Steel designte Platz, der abwechslungsreicher und landschaftlich spektakulärer kaum sein könnte. Auf den ersten neun Löchern ist nicht nur ein extrem präzises Spiel gefragt, sondern auch eine gute Kondition, denn die Höhenunterschiede sind beträchtlich. Und auf den zweiten neun sollte man vorsichtig sein, dass die Affen, die hier in Hundertschaften auftreten, einem nicht die abgeschlagenen Bälle vom Fairway klauen.

Killerloch:
Loch Nummer 6 (Par 4) ist mit 430 Metern von den Back Tees ein echtes Monster. Doch das ist schnell vergessen angesichts der unglaublichen Schönheit dieser Spielbahn: Fairway und Grün liegen wie Inseln in dichtem Dschungel weit unterhalb der Abschläge und der Victoria-Stausee liefert den dramatischen Hintergrund. Eines der schönsten Golflöcher der Welt!
www.golfsrilanka.com

ROYAL COLOMBO GOLF CLUB

ROYAL COLOMBO GOLF CLUB

18 Löcher, Par 71, 5.999 Meter

Adresse:
Model Farm Road
Colombo, Sri Lanka
Tel. +94 112.695431
www.rcgcsl.com

Greenfee:
ca. 70 Euro, ein Caddie ist vorgeschrieben: ca. 7 (!) Euro plus Tip

Eine Runde Golf in Colombo findet auf historischem Boden statt, denn in diesem Club werden bereits seit 1896 die Schläger geschwungen. Kein Wunder also, dass einem direkt beim Betreten des Clubhauses die unmissverständliche Aura der britischen Upperclass entgegenschlägt. Genauso klassisch wie das Clubhaus ist dann auch der Platz, dessen Grüns selbst im Vereinigten Königreich zu den besten gehören würden. Wer hier nicht gerade seine Abschläge in die umliegenden Wohngebiete ballert, wird Schwierigkeiten haben, Bälle zu verlieren, denn in den Wasserhindernissen warten abgelehnte Caddies, die, kaum findet ein Pro V1 sein feuchtes Grab, auf Tauchgang gehen. Dieser fragwürdige Service kostet nicht einmal einen Euro.

Killerloch:
Loch 12 ist zwar das kürzeste Par 4 des Platzes und eine exzellente Birdie-Chance, wer allerdings seinen Grad an Golfklaustrophobie testen möchte, sollte hier auf die hinterste Teebox gehen, die praktisch mitten in einem Wohngebiet liegt. Von hier aus aufs Fairway zu kommen ist, wie ein Wohnmobil durch Colombo steuern zu wollen.
www.rcgcsl.com

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