Bis vor einigen Jahren waren die beiden Schwesterplätze noch durch mehr als einen Fluss getrennt. Denn der Bau von Barnbougle Dunes wurde ohne formelle Verträge per Handschlag am Küchentisch von Richard Sattler beschlossen. Das sollte sich rächen. Als der Farmer mit Bandon-Dunes-Chef Mike Keiser Lost Farm entwickelte, kochte sein ehemaliger Kompagnon Ramsay vor Wut. 2011 endete der Disput in einem bizarren, fünf Millionen Euro teuren Rechtsstreit. In ihm verklagte die Betreiberfirma Links Golf Tasmania, deren Mehrheitseigner Richard Sattler ist, auf Betreiben der anderen Anteilseigner Sattler. Der Disput endete mit einer krachenden Niederlage für die Kläger - und einem Erfolg für alle Golfer. Denn vor der Klärung der Differenzen war es deutlich aufwendiger und komplizierter, auf beiden Plätzen Startzeiten zu buchen. Mittlerweile wurden die Buchungssysteme und die Webseiten koordiniert, sodass man ohne Probleme eine Startzeit buchen kann, wenn man auf dem anderen Kurs logiert.
Doch als ich an der Rezeption sage: "Morgen würde ich gerne 18 Löcher auf Lost Farm spielen", ernte ich trotzdem ein "Geht nicht". Zum Glück klärt mich die Dame schnell auf, als sie mein verwirrtes Gesicht sieht: Lost Farm hat 20 Löcher. Weil Mike Keiser die 17, ein langes Par 3, für zu schwierig hielt, ließ er mit Bahn 13a ein alternatives Par 3 gestalten. Zudem entschloss sich Architekt Bill Coore, am Clubhaus ein weiteres Par 3 zu bauen, damit Lochspieler ein Unentschieden auf sportliche Weise regeln können.
Dennoch brennen sich deshalb auf Lost Farm vor allen Dingen die Par 5 ins Gedächtnis ein. Eines der absoluten Highlights bildet dabei die Bahn 8, auf der man den Drive in einem diagonal verlaufenden Fairway platzieren muss. Je weiter rechts er landet, desto mehr verkürzt man den Weg zum Grün - riskiert zugleich aber auch einen Ballverlust. Da das von den Back Tees 554 Meter lange Loch für mich eh ausser Reichweite ist, wähle ich die sichere Variante. Auf dem Grün angekommen genieße ich erst einmal den Blick auf einen der coolsten natürlichen Grün-Bunker, den ich jemals gesehen habe. Das bis zu 20 Meter breite und 50 Meter lange Sandhindernis ein optischer Genuss - solange man nicht in ihm liegt.
Auch das nächste Par 5, die Bahn 10, wird von imposanten Dünen geprägt, an deren Fuß sie vom Abschlag bis zum Grün entlangführt. Nach zwei entspannten Löchern über den flacheren Teil des Geländes liefert die in die Dünen zurückführende 13 wieder ein echtes Highlight. So richtig den Atem stocken lässt mich dann aber erst die 14: ein Par 4 von solcher Raffinesse, dass es vielleicht das beste des Resorts ist. Bergab spielend und gerade einmal 263 Meter von den Back Tees, erweckt es sogar in mir den Macho und ich zücke den Driver. Zwar misslingt der Abschlag und läuft links eine extrem tiefe Senke hinunter, doch dank des vielleicht besten Schlags meiner zwei Tage steht am Ende tatsächlich ein Birdie auf der Scorekarte, für das ich mich nach der 15 mit einem Ausflug an den Strand belohne. Ein Tunnel hinter dem Grün ermöglicht einen kurzen Abstecher an die Anderson Bay. Ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen, weshalb ich ihn nach der 18 noch einmal aufsuche und die vielleicht besten 36 Löcher meines Lebens Revue passieren lasse.
Zugegeben: Barnbougle ist sicher kein Ort, den man jedes Jahr aufsuchen kann. Aber wer ohnehin nach Australien fliegt, sollte unbedingt den Abstecher nach Tasmanien auf sich nehmen. Die Natur auf der Insel ist nahezu unberührt, die Menschen sind rau, aber charmant und die Plätze von einer unglaublichen Qualität. Und das Angebot wird grösser: Auf der zwischen Australien und der tasmanischen Hauptinsel gelegenen King Island haben mit Ocean Dunes und Cape Wickham gerade erst zwei neue Plätze von Weltformat eröffnet. Ach Tasmanien, du kleiner Teufel, ich muss wohl doch noch mal zurückkehren.
Golfplätze in der Region
Barnbougle Dunes
18 Löcher, Par 71, 6.148 MeterAdresse
425 Waterhouse Rd.
Bridport TAS 7262
Tel. +61 3.63.56.00.94
www.barnbougle.com.au
Greenfee
65 Euro (1. Mai bis 30. Sept.)
72 Euro (1. Okt. bis 30. April)
Golfplatzarchitekt Tom Doak gilt als Minimalist, weil er seine Plätze mit wenig Erdbewegungen baut. Doch wenn man Barnbougle Dunes sieht, muss man ihn als Maximalisten bezeichnen, denn mehr konnte man hier nicht herausholen. Ein spektakuläres Loch jagt das nächste, die Ausblicke sind sensationell und der Platz ist tough, aber dennoch für alle Handicap-Klassen spielbar. Und das Grün der 13 ist so endgenial onduliert, dass man einen halben Tag chippen und putten könnte, ohne sich zu langweilen.
Killerloch
Als ich auf der 8 meinen fünften Schlag lochte, war ich megastolz, vermeintlich Par gespielt zu haben. Erst später merkte ich, dass das 446 Meter lange Monster tatsächlich ein Par 4 ist. Um hier Par zu spielen, braucht man zwei Dinge: erstens Rückenwind und zweitens einen Drive, der die höher gelegene linke Hälfte das Fairways trifft.
www.barnbougle.com.au
Lost Farm Golf Links
20 Löcher, Par 78, 6.503 MeterAdresse
429 Waterhouse Rd.
Bridport TAS 7262
Tel. +61 3.63.56.00.94
www.barnbougle.com.au
Greenfee
65 Euro (1. Mai bis 30. Sept.)
72 Euro (1. Okt. bis 30. April)
Das Erstaunlichste an Lost Farm ist, dass der erste Kurs nicht hier gebaut wurde, denn die Dünen sind noch einmal deutlich imposanter als nebenan. Dass Architekt Bill Coore hier überhaupt ein Routing durch die Dünen gefunden hat, ist ein kleines Wunder. Dass der Platz auch für schwächere Golfer spielbar bleibt, ist ein großes. Wie auf Barnbougle Dunes ist der Fun-Faktor auch hier extrem hoch, was nicht zuletzt an den kurzen Par 4 liegt, die allen eine Birdie-Chance bieten.
Killerloch
Die 433 Meter lange 5 hat eigentlich eine großzügige Landezone, doch davon sieht man auf dem Tee nichts: Eine imposante, 20 Meter hohe Düne versperrt den Blick auf zwei Drittel des Fairways. Wer das Par 4 mit dem zweiten Schlag erreichen will, muss den Drive mit einem Stoßgebet dort rüberzielen, sonst wird es zum Par 5.
www.barnbougle.com.au