WAS BEDEUTET GAPPING ÜBERHAUPT?
Beim Gapping geht es darum, gleichmäßige Abstände in der Schlagweite zwischen deinen Eisen zu schaffen. Bei Profis auf der Tour sind diese Abstände messerscharf kalkuliert und liegen zwischen den Eisen meist bei elf bis 13 Metern. Beim Durchschnittsgolfer sieht die Realität anders aus. Da liegen zwischen 7er- und 8er-Eisen vielleicht nur fünf Meter, während zwischen Pitching Wedge und Gap Wedge ein Loch von 18 Metern klafft. Genau das führt zu diesen typischen Szenen:
Du stehst 135 Meter vorm Grün, weißt nicht, ob du das lockere 8er oder das voll geprügelte 9er nehmen sollst - und beides landet irgendwie nicht ganz da, wo es sollte.
WARUM ENTSTEHEN LÜCKEN ODER ÜBERLAPPUNGEN?
- Fertigungstoleranzen: Auch große Hersteller haben Spielräume in der Produktion. Loftabweichungen von einem Grad sind völlig normal. Klingt nach wenig - kann aber dazu führen, dass dein 6er- und 7er-Eisen fast denselben Loft haben. Ergebnis: kaum Distanzunterschied.
- Verschleiß und Abnutzung: Jede Interaktion mit dem Boden kann den Loft oder Lie deiner Eisen minimal verändern - besonders bei weichen, geschmiedeten Köpfen. Über Monate oder Jahre summiert sich das.
- Mix & Match: Viele Amateure kaufen Wedges einzeln hinzu, weil "es cool aussieht". Problem: Der Gap zwischen Pitching Wedge (z.B. 45°) und einem 52° Gap Wedge kann völlig unlogisch sein, wenn der Hersteller deines Eisen-Sets eigentlich ein 42° oder 48° PW vorgesehen hat.
PROFI-PERSPEKTIVE VS. AMATEUR-ALLTAG
Tour-Pros arbeiten mit Launch-Monitoren und einem halben Team um sich herum, das sicherstellt, dass jeder Schläger exakt passt. Sie schlagen so konstant, dass bereits Unterschiede von ein bis zwei Metern auffallen.
Amateure hingegen schwanken in ihrer Schlaglänge oft um acht bis 15 Meter - ganz ohne Equipment-Probleme. Die gute Nachricht: Gerade deshalb kann ein Gapping-Check so wertvoll sein. Wenn du weißt, dass dein 8er-Eisen im Schnitt 145 Meter carry hat und dein 9er bei 132 Metern landet, gibt dir das auf dem Platz Sicherheit. Du kannst deine Schwankungen nicht völlig eliminieren, aber du baust dir einen verlässlichen Rahmen.

WIE CHECKST DU DEIN GAPPING?
Das geht heute einfacher als je zuvor:
- Launch-Monitore (Trackman, GCQuad, FlightScope) liefern exakte Zahlen.
- Portable Devices wie Arccos, Garmin oder Rapsodo oder zur Not auch ein Rangefinder und ein Nachmittag auf der Range liefern dir wertvolle Anhaltspunkte.
- Nimm fünf bis zehn Schläge mit jedem Eisen.
- Streiche Ausreißer (fette Hooks oder dünne Tops).
- Errechne den Durchschnitt der Carry-Distanz.
TYPISCHE PROBLEMZONEN
- Die langen Eisen: Dein 4er-Eisen fliegt fast genauso weit wie dein 5er? Damit bist du nicht allein! Für viele Amateure ist hier ein Hybrid deutlich sinnvoller.
- Die Wedges: Pitching Wedge bei 120 Metern, Gap Wedge bei 100 Metern, Sand Wedge bei 95 Metern - doch was machst du bei 110 Metern? Genau hier entstehen die größten Scoring-Probleme. Die Lösung: Loft anpassen lassen oder ein zusätzliches Wedge ins Bag.
- Die Loft-Jäger: "Mach meine Eisen alle zwei Grad stärker, dann fliegen sie weiter!" Das funktioniert nur bedingt: Du verschiebst damit zwar deine gesamte Distanzpyramide, jedoch bleiben die Abstände gleich. Effektiv gewinnst du vielleicht fünf Meter, aber riskierst, dass deine Wedges plötzlich Lücken haben, die du nicht mehr schließen kannst.
LOFT & LIE CHECK - DAS HERZSTÜCK
Die einfachste sowie günstigste Lösung: Lass deine Eisen einmal pro Saison vom Clubfitter checken. Für ein paar Euro pro Schläger werden Loft und Lie im Anschluss exakt nachjustiert.
Profi-Tipp: beim Check immer die Lie-Werte mitmessen. Ein zu flacher Lie kann dazu führen, dass deine Bälle nach rechts driften - auch wenn die Distanz stimmt.
FAZIT - DEIN WEG ZUM PERFEKTEN BAG
Korrektes Gapping ist kein Hexenwerk, aber es gibt dir die nötige Sicherheit auf dem Platz, weil du genau weißt, welchen Schläger du für 128 Meter nimmst.
Und ja: Es bringt dir wahrscheinlich keine 20 Meter mehr Länge. Aber es spart dir drei bis vier Schläge pro Runde, weil du viel präziser ins Grün spielst. Deshalb ist mein Rat: Nimm dir die Zeit für einen Gapping-Check. Ob im Fitting-Studio oder mit eigenem Launch-Monitor - es ist eine der smartesten Investitionen in dein Golfspiel. Dein Handicap wird es dir danken.

FABIAN WAGNER
Master-Fitter bei HIO FittingEigentlich hat Fabian Wirtschaftsinformatik studiert, doch dann kam Golf dazwischen, das ihn seit Beginn des Studiums nicht mehr loslässt. Im Laufe der vergangenen Jahre hat der Münchener bereits Hunderten Golferinnen und Golfern zu neuen, passenden Golfschlägern verholfen und half auch bereits gestandenen Tour-Pros, das passende Werkzeug zu finden.
www.hio-fitting.de



