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Stroke of Genius

Leif Olson 2009

Von Jan Langenbein

Für einen Profi-Golfer liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Hole-in-one bei etwa 1 : 2.500. Um wie viel geringer die Wahrscheinlichkeit eines solchen Coups durch die Unterstützung eines anderen Balls ist, wurde noch nicht errechnet. Aber wer denkt, Golf hätte nichts mit Billard zu tun, wurde 2009 von Leif Olson eines Besseren belehrt.

Ort: Glen Abbey Golf Club, Oakville, Ontario (Kanada) Turnier: RBC Canadian Open Datum: 25. Juli 2009 Schläger: Pitching Wedge

Ausgangssituation


Es ist keine Schande, den Namen Leif Olson selbst als ausgewiesener Golf-Fan noch nie gehört zu haben. Der langjährige College-Golfer aus Denver absolviert zunächst ein Medizinstudium, bevor er sich über die Q School die Karte für die Saison 2009 erspielt. Als Rookie muss Olson dann früh erkennen, wie hoch die Latte auf der PGA Tour liegt: Bei seinen ersten 14 Turnierteilnahmen übersteht er nur drei mal den Cut und gewinnt schlappe 19.000 Dollar. Dann reist er zur 100. Canadian Open nach Oakville - offenbar nach einem kräftigen Schluck Felix Felicis.

Glücksmomente


Für Leif Olson erweist es sich als Geschenk des Himmels, an der 15. Bahn (Par 3, 121 Meter) nicht die Ehre zu haben. Sein Ball schlägt fünf Meter hinter der Fahne auf und spinnt dann kräftig zurück. Der TV-Kommentator anerkennend: "Oh yeah, that's the way to do it…" Dann sagt er: "Oh… hold on", und beginnt kurz darauf zu lachen. Denn zwei Meter neben der Fahne lag der Ball, den Kris Blanks kurz zuvor aufs Grün geschlagen hatte. Olsons Ball prallt in voller Fahrt gegen Blanks' Kugel, wird im 90-Grad-Winkel abgelenkt und verschwindet wenig später im Loch.

Augenzeuge


Als Olson geschlagen hat, marschieren die Flight-Partner direkt los und sind bereits 20 Meter vorausgegangen, als der Ball ins Loch fällt. Blanks reagiert überhaupt nicht! Immerhin dreht sich der Dritte im Bunde kurz um und lüftet als Zeichen der Anerkennung die Kappe. Olson bekommt die schockierend dürftigen Reaktionen zum Glück nicht mit. Er reckt ungläubig die Arme in die Höhe und lässt den Schläger fallen, bevor sich sein Caddie an seine Brust schmeißt. Eine Woche nach seinem 28. Geburtstag hat er sich ein 60.000-Euro-Geschenk gemacht.

Rekordflut


Normalerweise gibt es den Hole-in-One-Preis immer nur für den ersten Spieler, der dieses Kunststück vollbringt. Bei diesem Turnier aber hatte BMW seinen Z4 Roadster für jedes Hole-in-one an diesem Loch ausgelobt. Höchstwahrscheinlich benötigte der Vertreter der Versicherung später Riechsalz, denn allein in der zweiten Runde durften sich neben Olson auch noch Briny Baird, Arjun Atwal und Casey Wittenberg über ein nagelneues Cabrio freuen: ein PGA-Rekord - ebenso wie die Tatsache, dass bei der RBC Canadian Open 2009 insgesamt acht (!) Asse fielen.

Nachspiel


Olson übersteht in Oakville zum vierten Mal einen Cut auf der Tour, landet auf Platz 36 und kassiert dafür 24.500 Dollar. Obwohl er im Oktober noch ein fünftes und letztes Mal am Wochenende mitspielen darf und als Dritter sogar 350.000 Dollar kassiert, bleibt es für Olson als Nummer 204 im FedEx-Ranking die einzige Saison auf der Tour. Aber sein Ass in Oakville ist als einer der unglaublichsten Assists in die Golfhistorie eingegangen. Ob der US-Amerikaner Kris Blanks eventuell mal angeboten hat, eine Runde in seinem Z4 zu drehen, ist nicht bekannt.

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