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Porsche European Open 2018

Die Stars nass gemacht

Von Jan Langenbein, Fotos: PEO S.V. Stengel

Beim zweiten Stopp der European Tour auf deutschem Boden in diesem Jahr zeigte sich nicht nur der Norden von seiner heißesten Seite, sondern auch Richard McEvoy, dass man selbst als Shorthitter ein "grünes Monster" erlegen kann.

Hamburg ächzte seit Wochen unter anhaltender und für diese Breiten recht ungewöhnlicher Gluthitze, doch Pat Perez konnte über die 32 °C auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn nur müde lächeln. Der Mann kommt schließlich aus Arizona und mit einem stets frischen Heineken in der Hand wusste er nur zu gut, wie man diesen Temperaturen am besten trotzt. Ein Porsche 911 GTS für die Turnierwoche war für den Sieger der Urban Golf Challenge am Dienstagabend auf Hamburgs Vergnügungsmeile ausgelobt und Patrick Reed, Bryson DeChambeau, Charl Schwartzel, Pat Perez und weitere Stars aus dem Feld lockten tatsächlich einige Hundert Golffans ins Rotlichtviertel.

Porsche European Open 2018: Publikumsmagnet: Profis bei der GartenarbeitPorsche European Open 2018: Publikumsmagnet: Profis bei der Gartenarbeit
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ES GLEICHT EINER IRONIE DES SCHICKSALS, DASS AUSGERECHNET DER KÜRZESTE ALLER SPIELER IN DER SPITZENGRUPPE DEN PLATZ MIT DEM LÄNGSTEN FINISH DES EUROPEAN-TOUR-KALENDERS AM ERFOLGREICHSTEN MEISTERT
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Es galt, diverse in Miniaturversion nachgebaute Sehenswürdigkeiten der Stadt mit Pitches zu treffen. Patrick Reed entschied sich vor seinem ersten Schlag allerdings für einen flachen Stinger, der prompt als Querschläger zurückkam und am Preis des Abends abprallte. Ihm dürfte es egal gewesen sein, schließlich sicherte sich Pat Perez den Porsche für die Woche. Auf der Anlage war dann schnell klar, dass in dieser Woche Ausdauer und Fitness gefragt waren. "Es ist ein langer Platz. Sowohl auf als auch zwischen den Bahnen", fasste Paul Casey nach seiner Pro-Am-Runde den ersten Eindruck zusammen. "Man muss hier definitiv geduldig bleiben und den zahlreichen Wasserhindernissen aus dem Weg gehen."

Porsche European Open 2018: Typisch St. Pauli: brennende Mülltonnen und Parkplatzvandalen
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Wie schon eine Woche zuvor bei der Open Championship in Carnoustie hatte die extreme Hitze der letzten Wochen auch dem "grünen Monster" insoweit den Zahn gezogen, dass die Bälle auf dem trockenen Boden extrem weit rollten und das Rough sich bereits vor Wochen schlafen gelegt hatte. Während der ersten drei Runden zeigten die Führenden auf dem Leaderboard, dass man auf dem Porsche Course durchaus tiefe Runden spielen kann, und die Topstars des Feldes rund um Reed und DeChambeau spielten zur Freude der zahlreichen Fans auf der Anlage ganz oben mit. Doch dann zeigten ein schweres Gewitter mit enormen Regenfällen am Samstagnachmittag und weiterer Regen in der Nacht auf Sonntag, aus welchem Holz das "grüne Monster" tatsächlich geschnitzt ist. Weichere Fairways und ein böiger Wind ließen die Führenden am Finaltag nach und nach verzweifeln. Am übelsten traf es Bryson DeChambeau, der als geteilter Führender mit dem Engländer Richard McEvoy auf die Runde ging. "Um das Turnier zu gewinnen, muss ich heute wohl 5 oder 6 unter Par spielen", orakelte der Golfwissenschaftler kurz vor seinem Start in den Sonntag und lag damit spektakulär daneben.

Porsche European Open 2018: Trostpreis: doch noch ein Titel für England in diesem Sommer (l.) Top-Trend Russenhocke: Spiderman ist so 2010 (r.)Porsche European Open 2018: Trostpreis: doch noch ein Titel für England in diesem Sommer (l.) Top-Trend Russenhocke: Spiderman ist so 2010 (r.)
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Ein Tagesergebnis von Even Par hätte dem Amerikaner zum Sieg gereicht, doch ein katastrophales Finish mit insgesamt vier Bällen im Wasser an den Bahnen 15, 16 und 18 warfen ihn zurück auf Rang 13. An seiner Seite spielte derweil der 39 Jahre alte Richard McEvoy grundsolides Golf und konnte dabei beobachten, wie sich neben seinem Flight-Partner auch Matthias Schwab und Patrick Reed in die für sie falsche Richtung bewegten. Die finalen vier Löcher auf diesem Golfplatz gleichen aber einer Achterbahnfahrt und niemand stellte dies am Sonntag besser unter Beweis als Sam Horsfield, der an Bahn 17 (Par 3) eine 9 (!) notieren musste und mit einem Eagle am Schlussloch konterte. Die Bühne war bereitet für ein dramatisches Finish in Form eines Sechsmeter-Sieg-Putts, den McEvoy nervenstark im Loch versenkte und mit dem er seine defensive Taktik auf dem Par 5 perfekt abschloss: "Auf der 18 habe ich meinen Caddie überstimmt, um vorzulegen, erst mit dem dritten Schlag aufs Grün zu spielen und mir eine Birdie-Chance zu erarbeiten." Es gleicht einer Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der Kürzeste aller Spieler in der Spitzengruppe den Platz mit dem längsten Finish des European-Tour-Kalenders am erfolgreichsten meistert. Das dürfte dem Engländer aber herzlich egal sein, denn ihm gelang im 285. Anlauf der erste Sieg im europäischen Oberhaus und mit dem Pokal in der Hand verriet McEvoy, dass er die Zeichen schon seit Tagen sehen konnte: "Vor einigen Wochen bei einem Pro-Am in Queenwood habe ich eine 64 gespielt und damit einen neuen Platzrekord. Ich habe an diesem Tag Spieler wie Rory McIlroy, Justin Rose und Adam Scott geschlagen und da wurde mir klar, dass ich auch hier gewinnen kann."

 

Porsche European Open 2018

PosNameLandR1R2R3R4TotalPar
1MCEVOY, RichardENG70656973277-11
T2JOHN, Allen (AM)DEU68737067278-10
T2BLOMSTRAND, ChristoferSWE72677168278-10
T2PARATORE, RenatoITA72667070278-10
T5TANIHARA, HidetoJAP68707169279-9
T5WATTEL, RomainFRA67697271279-9
T7CASEY, PaulENG69696973280-8
T7SCHWAB, MatthiasAUT68677075280-8

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