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Porsche European Open

Fortsetzung folgt?!

Von Jan Langenbein, Fotos: Stefan von Stengel (2), Getty Images (2)

Beim Jubiläumsturnier in Hamburg triumphiert Rory McIlroys Clubkamerad im Stile eines ganz Großen und uns bleibt die Hoffnung auf eine Titelverteidigung im nächsten Jahr.

Die Enttäuschung über den knapp verfehlten Eagle-Putt war bei Marcel Siem schnell verflogen. Wenige Minuten nachdem klar war, dass es nichts mit dem Heimsieg würde, stand der Mauritius-Auswanderer euphorisch inmitten der Pressemeute: "Ich habe noch nie eine solch überragende Stimmung bei einem deutschen Turnier erlebt - und ich habe sie alle gespielt seit 1999", schwärmte der 42-Jährige. "Der Golfplatz ist einfach mega. Und so viele Kids da draußen - ich glaube, das war ein richtig wichtiges Turnier für die Zukunft und unsere jüngeren Golfer." Natürlich trug Marcel mit einer grandiosen Show während der Finalrunde zur erstklassigen Stimmung auf der Anlage bei. Nach einem Routine-Birdie auf Bahn 9 lochte er einen spektakulären Bunkerschlag an Loch 10 zum nächsten Birdie und ließ Tausende Fans vom Heimsieg träumen. Doch der Eagle-Putt am Schlussloch, der zwei Tage zuvor noch gefallen war, hatte am Sonntag andere Pläne.

Porsche European Open: Große Freude: auf der Heimfahrt noch schnell zu McDrive
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Für den Sieg wäre ein perfekter Abschluss auf dem finalen Par 5 auf dem Green Eagle Nord Course ohnehin nicht genug gewesen. Denn Tom McKibbin entschied das Traditionsturnier mit einem Schlag ins Grün dieser Monsterspielbahn für sich, der bei vielen Fans für offene Münder sorgte, vom Nordiren selbst später allerdings wie das Normalste auf der Welt verkauft wurde. "Ich dachte mir: lieber rechts vom Vorgrün chippen, als einen vollen Wedge-Schlag übers Wasser als dritten Schlag vor der Nase zu haben", kommentierte der 20-Jährige sein unglaubliches Eisen 5, das aus 188 Metern aus einer wenig einladenden Rough-Lage hinter einem Baum sechs Meter von der Fahne entfernt landete. Ein Sicherheitsschlag sieht auf dieser Spielbahn jedenfalls anders aus. "Auf die Zuschauer wirkte das sicher wie ein Furcht einflößender Schlag, ich wusste jedoch, dass ich mit dem Eisen 5 das Wasser aus dem Spiel lasse und mich mit garantiert keinem stressigen dritten Schlag konfrontiert sehen werde."

Porsche European Open: Weiße Weste: keine Punkte in Flensburg (l.). Schwerstarbeit: War nach der Runde nicht Feierabend? (r.)Porsche European Open: Weiße Weste: keine Punkte in Flensburg (l.). Schwerstarbeit: War nach der Runde nicht Feierabend? (r.)
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Ob dieser Mic-Drop-Moment des Siegers der Schlag des Turniers war, ist zumindest diskutabel, schließlich gelang Hurly Long am Freitag nach fünf Bogeys in Folge auf Bahn 11 aus 259 Metern ein unglaublicher Albatros. "Ich habe den Ball mit dem Holz 3 perfekt getroffen und hinterhergerufen: 'Go in!', und irgendwann war der Ball weg. Als wir gesehen haben, dass er tatsächlich drin war... unglaublich!", kommentierte Long seinen Volltreffer.

Auch Freddy Schott und Max Kieffer spielten Hauptrollen bei der 40. Auflage der Porsche European Open. Freddy, am Ende geteilter 14., wird Loch Nummer 8 sicher noch lange verfluchen, schließlich kostete ihn diese Bahn am Donnerstag ein Triple- und am Finaltag ein Doppel-Bogey. Max Kieffer, der nach zwei Runden das Feld angeführt hatte, spielte mit einer 70 am Sonntag eine der besten Runden der letzten Gruppen, doch sein verschobener Birdie-Putt auf Loch 18 kostete den Düsseldorfer, der am Ende geteilter Zweiter wurde, die Qualifikation für die US Open.

Mit dem Supertalent aus Nordirland gewann ohne Zweifel der beste und nervenstärkste Spieler dieser denkwürdigen Woche in Green Eagle. McKibbin, der im gleichen Golfclub wie Rory McIlroy das Golfspielen lernte, war im Winter erst von der Challenge Tour auf die DP World Tour aufgestiegen und kann sich 16 Turnierstarts später bereits Champion nennen.

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Grandiose Ergebnisse der Lokalmatadoren, perfektes Sommerwetter und eine Rekordkulisse von 23.500 Zuschauern machten die Porsche European Open 2023 zur besten Auflage des Events seit dem Umzug nach Hamburg. Nicht nur die Zuschauerzahlen sprengten Rekorde, auch die Aktion "Birdies for Charity", die Titelsponsor Porsche erstmals initiiert hatte und deren Erlöse der Ukraine-Hilfe zugutekommen, ließ die Kasse klingeln. Schließlich gelangen den Profis in vier Tagen satte 1.359 Birdies und für jedes davon spendeten die Zuffenhausener 75 Euro.

Bleibt nur noch die Frage offen, wie es um unser Turnier vor der Haustür in den kommenden Jahren steht. Der Titelsponsorvertrag des Sportwagenbauers lief in diesem Jahr aus und weder der Veranstalter noch der Sponsor wollten sich nach Ende des Turniers festlegen, ob sich die Hamburger Golf-Fans bereits auf 2024 freuen dürfen. Turnierboss Dirk Glittenberg verweist auf "konstruktive Gespräche mit der Tour und mit Porsche über die Fortführung des Turniers" und bei Porsche möchte man sich die Entwicklung auf der DP World Tour erst einmal anschauen. Schließlich platzte drei Tage nach Tom McKibbins Galavorstellung die Bombe, dass die PGA Tour und die DP World Tour in Zukunft aus Saudi-Arabien finanziert werden sollen.

 

PORSCHE EUROPEAN OPEN 2023 LEADERBOARD

RANGNAMESCORETotal
1.Tom MCKIBBIN (NIR)-9283
T2.Julien GUERRIER (FRA)-7285
T2.Marcel SIEM (GER)-7285
T2.Max KIEFFER (GER)-7285
5.Frederic LACROIX (FRA)-5287

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