Featured StoriesFeatured Stories

Adrian Meronk

Jetzt erst recht!

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Karolina Harz & Getty Images

Die Enttäuschung, keinen Captain's Pick für das europäische Ryder Cup Team bekommen zu haben, machte Adrian Meronk nur kurzzeitig zu schaffen. Er gewinnt längst wieder Turniere.

Die Jubelbilder sind uns allen noch präsent. Ende September hat die europäische Golfelite den Ryder Cup nach der Schmach von Whistling Straits zurückerobert. Im Golf Club Marco Simone vor den Toren Roms - dort, wo Adrian Meronk im Mai seinen dritten Toursieg feiern und sich damit auf Rang 46 der Weltrangliste katapultieren konnte. Spätestens in diesem Moment war allen klar: Dieser 1,97 Meter große Hüne wird vier Monate später beim großen Kontinentalvergleich auf diesem Platz mit von der Partie sein. Allen, nur einem nicht: Luke Donald. Adrian Meronk war am 03. September gerade mit dem Zug unterwegs zurück vom Turnier in Crans-sur-Sierre, als ihn der Anruf des europäischen Team-Captains erreichte und ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Donald hatte Meronk trotz dreier Turniersiege in den letzten 14 Monaten nicht für sein Team ausgewählt!

Ian Woosnam zeigte sich darüber genauso schockiert wie Paul Goydos, der von einem "Verbrechen" sprach. Meronk war zu diesem Zeitpunkt als Ranglisten-Dritter der beste Vollzeitspieler der DP World Tour, da die beiden vor ihm Platzierten Rory McIlroy und Jon Rahm überwiegend in den Staaten spielen. Als der Pole bei seinem nächsten Turnierstart als Titelverteidiger bei den Irish Open antrat, drehte sich in den Pressekonferenzen während der Turnierwoche alles nur um dieses eine Thema. Meronk ließ es über sich ergehen: "Ich habe viele verschiedene Emotionen gespürt: von Ungläubigkeit über Traurigkeit bis hin zu Wut. Aber letzten Endes muss ich es einfach akzeptieren, weitermachen, mich auf mein Golfspiel konzentrieren und mir neue Ziele setzen, denn die Teilnahme am Ryder Cup war eines meiner Hauptziele in diesem Jahr. Es war schwer zu schlucken, ich habe jedoch das Glück, viele großartige Menschen um mich herum zu haben, die mir helfen, diese Situation zu bewältigen."

Nach der Irish Open zog er sich für drei Wochen aus dem Turnierleben zurück. Die überraschende Nichtnominierung war ein Paukenschlag in der bis dahin so geradlinig verlaufenden Karriere des in Hamburg geborenen Polen. Mit 19 Jahren ging er an die East Tennessee State University, erspielte sich als College-Golfer Handicap +4,7 und wurde 2016 Profi. 2019 folgten der erste Sieg auf der Challenge Tour und die Qualifikation für die DP World Tour. Er etablierte sich schnell in der ersten Liga, nahm 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio teil und beendete das Jahr 2022 auf Rang acht im Race to Dubai. In dieser Saison ist Meronk aktuell Vierter. In den vergangenen vier Jahren hat er rund fünf Millionen Euro an Preisgeldern verdient. Anfang 2024 wird er sein 100. Turnier auf der DP World Tour spielen.

Adrian Meronk: Schuhe bestellt: Amazon Prime war auch schon schnellerAdrian Meronk: Schuhe bestellt: Amazon Prime war auch schon schneller
Schuhe bestellt: Amazon Prime war auch schon schneller

»
WAS DEN SCHWUNG BETRIFFT, MOCHTE ICH IMMER ROBERT KARLSSON, DER JA ÄHNLICH GROSS IST WIE ICH. SPÄTER IM TEENAGERALTER WAR RORY MCILROY MEIN IDOL.
«

Adrian, unsere einzige Frage zum Ryder Cup, versprochen: Wie hast du den Wettbewerb verfolgt - und mit welchen Gefühlen?
Der Freitag war sehr hart und emotional für mich. Ich hatte mir ja eigentlich ausgerechnet, selbst mitzuspielen. Ich habe mir die Vormittags-Session angeschaut und ging danach trainieren. Der Samstag verlief genau gleich. Am Sonntag schaut ich ein bisschen bei den Einzeln zu. Am Anfang war es echt schwierig für mich, aber dann habe ich es irgendwann akzeptiert und mir angeschaut, wie sie den Kurs taktisch spielen, und konnte ich mich auch mitfreuen.

Du bist in Hamburg geboren und als kleines Kind dann in Polen aufgewachsen. Zu der Zeit gab es dort keinen Golfplatz, oder? Wie bist du überhaupt zum Golf gekommen?
Ja, wir sind nach Polen zurückgezogen, als ich drei Jahre alt war. Mein Vater spielte Golf, so lange ich denken kann. In jedem Urlaub und in jeder freien Zeit hat er Golf gespielt. Ich bin quasi auf dem Golfplatz aufgewachsen. Mit sechs oder sieben Jahren habe ich dann begonnen, es selbst auszuprobieren. In der Nähe von Posen war aber kein richtiger Golfplatz, nur ein kleinerer Neunlochplatz. Also sind wir jeden Freitag, manchmal auch nur jeden zweiten Freitag, über drei Stunden in die Nähe von Stettin gefahren, um am Wochenende Golf zu spielen oder an Turnieren teilzunehmen. So ging das einige Jahre lang.

Hattest du damals Vorbilder?
Als ich aufwuchs, habe ich mir natürlich oft Tiger angeschaut. Was den Schwung betrifft, mochte ich immer Robert Karlsson, der ja ähnlich groß ist wie ich. Später im Teenageralter war Rory McIlroy mein Idol.

Du hast aber als Jugendlicher sicherlich auch andere Sportarten ausgeübt...
Ja klar, ich habe jede Menge Sportarten betrieben. In meiner Jugend habe ich viel Fußball gespielt, auch Volleyball und Basketball, nicht zu vergessen Hochsprung. Als ich nach der Grundschule in die weiterführende Schule kam, bin ich über 1,50 Meter hoch gesprungen. Ich bin auch Ski gefahren. Ich liebe Sport und genieße es immer, egal welche Sportart.

Wie würdest du aktuell den Golfsport in Polen einschätzen? Glaubst du, deine Erfolge könnten da einen kleinen Boom erzeugen?
Bekannt bin ich dort wohl nur in Golferkreisen. Golf ist in Polen immer noch eine absolute Randsportart. Als ich klein war, gab es gar kein mögliches Vorbild aus dem eigenen Land, zu dem man hätte aufschauen können. Ich bin ja tatsächlich der erste Pole, der es auf die Touren geschafft hat. Das ist hier nicht einfach und ich bin schon sehr stolz darauf. Aber meine Erfolge helfen natürlich, den Golfsport in meiner Heimat wachsen zu lassen und die Leute zu ermutigen, es einmal auszuprobieren. Ich stelle schon fest, dass sich einiges verändert. Es haben doch viele angefangen, Golf zu spielen, und es wurden einige neue Plätze gebaut. Es wird also immer besser, auch wenn wir in der Entwicklung natürlich immer noch weit hinter den meisten anderen Ländern liegen. Aber wenn ich weiterhin gut spiele und Erfolg habe, bin ich mir sicher, dass der Golfsport auch in Polen weiterhin wachsen wird.

Wo hast du deinen Lebensmittelpunkt zurzeit?
Die meiste Zeit des Jahres lebe ich in Dubai. Insgesamt bin ich etwa zwei Monate im Jahr in Polen. Wenn wir im Sommer Turniere in Europa spielen, verbringe ich die Turnierpausen in der Heimat. Ich bin auch Botschafter für ein großes Jugendturnier in einem Golfclub in meiner Heimat, um den Golfsport hier zu fördern. Ich freue mich immer, nach Polen zurückzukommen. Meine Eltern und meine Freunde leben hier und ich verbringe gerne Zeit mit ihnen. Aber nach dem Saisonfinale werde ich wieder für einige Monate in Dubai wohnen. Ich denke, es ist der beste Ort für Tourspieler, um die Winterzeit zu verbringen. Das Wetter, die Plätze und die Trainingseinrichtungen sind großartig. Dubai war definitiv der richtige Schritt für mich und hat mir geholfen, mein Spiel zu verbessern.

 
Steckbrief

Steckbrief

NAME
Adrian Meronk

JAHRGANG
1993

WOHNORT
Dubai

PROFI SEIT
2016

LIEBLINGSVEREIN
FC Barcelona

ERFOLGE
2022
ISPS Handa Australian Open (DP World Tour)
Horizon Irish Open (DP World Tour)
7. DP World Tour Championship (DP World Tour)
2023
DS Automobiles Italian Open (DP World Tour)
3. BMW International Open (DP World Tour)
Andalucía Masters (DP World Tour)

In Dubai steigt im November auch noch traditionell das große Saisonfinale - für dich ein wegweisendes Event...
Es wäre fantastisch, das Race to Dubai zu gewinnen. Natürlich liegt Rory weit vor allen anderen, er hatte ein weiteres erstaunliches Jahr... schon wieder! Aber ich werde versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen, denn von meiner finalen Platzierung hängt ab, welche Starts ich 2024 auf der PGA Tour erhalte. Ich habe ja schon einige Male in den Staaten gespielt und es wirklich genossen. Es ist viel intensiver als das Spielen in Europa. Ich möchte auf jeden Fall wöchentlich in den USA spielen und werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das zu erreichen.

Du hast 2023 alle Majors gespielt, also auch das erste Mal die Masters. Ist Augusta seinem Mythos für dich gerecht geworden? Wie hast du's erlebt?
Ja, absolut! Es ist ein ganz spezieller Ort, einzigartig, eine unglaubliche Erfahrung. Es ist alles sehr strikt geregelt, aber ich habe es sehr genossen und kann es kaum erwarten, dort wieder spielen zu dürfen. Ich werde alles dafür tun, mich wieder zu qualifizieren. Es ist einer dieser Plätze, an die man sich gewöhnen muss, mit denen man vertraut werden muss. Ich bin sicher, dass mir meine diesjährige Erfahrung helfen wird, beim nächsten Mal besser abzuschneiden.

Featured Stories