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Interview

Alexandra Försterling

Von Wolfgang Block, Fotos: ZWEI:D/T. DERTZ

Techno zum Einschlafen und Birdies zum Frühstück: Im Dezember gewann Alexandra Försterling den L.E.T. Qualifier in La Manga mit sensationellen 15 unter Par und qualifizierte sich für die L.E.T. Tour. Beim Amundi German Masters in Berlin konnten wir mit ihr frühstücken.

Deine Amateurkarriere war sehr erfolgreich. Gab es einen Moment, der dir klar machte, Profi wäre eine Option?
Ich habe sehr früh angefangen mit dem Golf und schon mit fünf habe ich die ersten Schwünge gemacht. Meine Eltern waren begeisterte Golfer und ich saß im Golfcart und wollte auch unbedingt den Ball schlagen. Ich habe dann recht schnell Schläger bekommen und mit sieben Jahren angefangen, richtig zu trainieren. Klick hat es gemacht, als ich mit 13 Jahren erst die Deutsche Meisterschaft und dann kurze Zeit später die European Young Masters gewonnen habe. Da wurde mir klar, dass es mit dem Golf wirklich was Großes werden könnte.

Du bist in Berlin aufgewachsen. Bist du eine echte Berlinerin?
Auf jeden Fall! Ich liebe diese Stadt und ich liebe den Golfclub Wannsee. Meine Golfkarriere habe ich jedoch meinen Eltern zu verdanken. Sie haben mich zu einem Jugendförderprogramm im Golfclub angemeldet und später habe ich es dort in die Mannschaft geschafft. Wir haben im Team die Deutsche Meisterschaft mehrfach gewonnen, was natürlich großartig war. Ab 2013 war ich im Nationalkader und habe internationale Turniere gespielt. Aber ich freue mich heute noch, wenn ich bei Mannschaftsturnieren für Wannsee aufteen darf. Berlin und der Golfclub Wannsee sind meine Heimat!

Und trotzdem hast du dich dazu entschieden, ans College in die USA zu gehen...
Ja. Wir haben vorher ein paarmal Urlaub in den USA gemacht. Ich durfte dort erste Turniere spielen und habe mit neun Jahren die US Kids Golf World Championship mitgespielt. Für mich war früh klar, dass ich in den USA Golf und Studium sehr gut verbinden kann. Ich wollte zudem einen Plan B haben und ein Studium abschließen. Deshalb war College-Golf in den USA der ideale Weg. Ich habe dann von 2018 bis 2022 die Arizona State University besucht, dort Film- und Medienproduktion studiert und viel Golf trainiert und gespielt.

Wann hast du den Entschluss gefasst, ins Profilager zu wechseln?
Das war letztes Jahr. Ich hatte 2022 das Studium beendet und bereits einige Einladungen zu Profi-Turnieren bekommen. Dort konnte ich Profi-Luft schnuppern, habe mich wohlgefühlt und auch ganz ordentlich mitgespielt. Als dann die Swiss Ladies Open im September auf dem Kalender stand, habe ich mich als Profi gemeldet, gleich vorne mitgespielt und wurde Vierte. Seitdem bin ich Profi.

Vermisst du das Leben als Amateur?
Die Amateurzeit und die Reisen mit dem Team und dem Nationalkader haben sehr viel Spaß gemacht. Aber nein, ich vermisse das nicht, denn ich reise jetzt viel, auch international. In diesem Jahr war ich bereits in Asien und Afrika. Als Profi spielt man viel mehr Turniere und ich bin froh, dass ich mit dem Golfsport jetzt Geld verdienen kann. Oft reise ich mit anderen Spielerinnen zusammen, wir teilen uns Hotel oder ein Auto. Meine Mutter kommt auch oft mit. Die Zeit und die Reisen mit dem Nationalkader vermisse ich schon, aber ich darf noch an Lehrgängen teilnehmen, die Trainer kommen zu den Turnieren und betreuen uns und so bleibe ich dem Team noch erhalten. Bei meinem Heimatclub kann ich auch noch bei den Mannschaftsturnieren mitspielen.

Wie hat sich dein Alltag abseits des Platzes durch den Wechsel zu den Profis verändert?
Es ist jede Menge Organisationsarbeit dazugekommen. Man muss die Turniere vorausplanen, man kennt die Hotels noch nicht, in denen man wohnen wird, und es ist eine ganz andere Routine. Im Prinzip fängt man als Pro noch einmal von vorne an. Aber das macht es ja auch aus: etwas Neues dazulernen und weiterkommen.

Hast du dir ein Ziel fürs erste Profijahr gesteckt?
Ich würde gern ein erstes Turnier gewinnen. Das wäre natürlich das Größte. Aber im ersten Jahr zählt zunächst mal, Erfahrungen und neue Eindrücke zu sammeln und gute Laune zu behalten.

Und wie schaut der Fünfjahresplan aus?
Da spiele ich auf der LPGA Tour ganz oben in der Weltspitze mit... [lacht] Aber da schauen wir mal. Zurzeit ist Ausdauervermögen gefragt. Wenn es mal nicht so gut läuft, muss man damit umgehen können, das Ganze dennoch genießen und dabei Spaß haben. Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, jedes Mal etwas weniger Fehler zu machen. Wenn das gelingt, wird alles gut und ich spiele irgendwann auf der LPGA Tour.

Was sind deine Stärken auf dem Golfplatz?
Mit meinen Abschlägen bin ich sehr zufrieden. Ich bin recht konstant vom Tee und versuche dann, schlau zu spielen, den Platz zu lesen und meinen vor der Runde gefassten Plan umzusetzen. Bei einem Turnier mache ich nur Schläge, die ich mir wirklich zutraue. "Bei sich bleiben" ist, glaube ich, ein Rezept für gute Ergebnisse.

Hast du ein Vorbild auf der Tour oder in einer anderen Sportart?
Schon vor zehn Jahren habe ich Lydia Ko bewundert. Es ist einfach atemberaubend, wie gut sie spielt! Und dass sie mit 14 Jahren bereits ihre Profikarriere begonnen hat, ist einfach unglaublich. Nelly Korda bewundere ich ebenfalls sehr.

Zurück nach Deutschland: An welche Plätze in Deutschland erinnerst du dich gerne?
Oh, schwer zu sagen - München hat ein paar gute Plätze, St. Leon-Rot ist toll... aber ich spiele immer noch am liebsten in Wannsee.

Und weltweit? Was sind deine Lieblingsplätze?
Augusta hat mich total beeindruckt. Das Women's-Amateur-Turnier war ein echtes Highlight und ich war wirklich froh, dass ich dort spielen durfte. Diese Woche war einfach unvergleichlich, und dass ich mich dann noch für die US Open qualifiziert habe, war auch ein Highlight. Die fand 2022 in Pine Needles statt, ebenfalls ein super Golfplatz.

Welche Sportarten außer Golf interessieren dich?
Ich spielte früher viel Tennis, hatte dann jedoch mehr Spaß am Golf. Ich schaue gern Eishockey, das fasziniert mich wirklich. Wir hatten sogar eine Eishockeymannschaft an der Arizona State.

Schaffst du es, im Urlaub den Golfschläger einmal nicht anzufassen?
Ja, auf jeden Fall - eine Woche schaffe ich, dann wird es schwierig... Aber es tut manchmal gut, sich auch zu regenerieren, und dann zwinge ich mich, auch die Schläger eine Woche in der Ecke stehen zu lassen. Das macht zudem den Kopf frei und das tut gut.

Was machst du, um zu entspannen?
Ich höre Musik, Techno hauptsächlich.

Zum Entspannen?
Ja, klar. Ich kann zu Techno-Musik einschlafen, ich höre es, wenn ich Golf spiele. Wenn ich in den Flieger steige, läuft auf den Kopfhörern Techno, und wenn ich Auto fahre, auch. Techno passt immer!

 
Steckbrief

Steckbrief

NAME
Alexandra Försterling

ALTER
23 Jahre

PROFI SEIT
2022

WOHNORT
Berlin

ERFOLGE
2017 & 2019
Berlin Open Championship
2021
German International Ladies Amateur Championship
2022
Ping/ASU Invitational
2022
4. Swiss Ladies Open (LET)
2023
3. Aramco Team Series Singapore (LET)

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