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Rasmus Højgaard

Neue dänische Welle

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Getty Images, PEO (2), Callaway

Bereits allein ist Rasmus eine Macht. Gemeinsam mit Bruder Nicolai sind die Højgaards nicht weniger als die Zukunft der DP World Tour.

Die Welt ist voller Ungerechtigkeiten. Während unsereins einfach nur immer älter wird, werden die coolen Jungs auf der Tour immer jünger. Wenn die Porsche European Open im Juni zum sechsten Mal ihre Pforten auf dem Green Eagle Nord Course südlich von Hamburg öffnen, können sich die Golf-Fans hierzulande bei den durch die Naturtribünen optimalen Zuschauerbedingungen wieder einmal davon überzeugen. Denn es gehört zur Philosophie von Turnierdirektor Dirk Glittenberg, neben vielen deutschen Talenten zahlreichen internationalen Young Guns die perfekte Bühne zu bieten. Einer davon ist der Däne Rasmus Højgaard, der bereits 2018 im Alter von gerade einmal 17 Jahren sein Debüt bei der Porsche European Open gefeiert hat.

Rasmus, du wirst in diesem Jahr bereits zum vierten Mal bei den Porsche European Open antreten - mit welchen Erinnerungen im Gepäck?
Ich habe nur gute Erinnerungen an Hamburg und natürlich auch an das Turnier. Für mein Debüt hatte ich damals eine Einladung erhalten, obwohl ich noch Amateur war. Das war großartig und hat mir die Möglichkeit gegeben, schon mal Profiluft zu schnuppern. Und es ist nicht weit von meiner Heimat entfernt, sodass auch einige dänische Golf-Fans vor Ort sein werden.

Was unterscheidet den Platz von anderen Plätzen und mit welchen Erwartungen gehst du an den Start? Bislang ging es ja immer aufwärts ...
Na ja, bei meinem Debüt habe ich noch den Cut verpasst und meine bislang beste Platzierung war Platz 51. Ich hoffe doch, dass es besser wird. Meine Erwartungen sind immer hoch. Ich mag den Golfplatz und hoffe, dass ich am Sonntag vorne mit dabei bin, wenn es um die Wurst geht. Der Platz ist immer in gutem Zustand und einer der längsten - wenn nicht sogar der längste -, die wir auf der Tour spielen. Ich hoffe, dass die Par-5-Bahnen so angelegt sind, dass man sie nicht mit zwei Schlägen erreichen kann, denn das macht sie ja so besonders.

Bei vielen Turnieren werden Autos als Hole-in-One-Preis ausgelobt. Aber ein Porsche ist ja schon etwas Besonderes. Registriert man das als Spieler, wenn man zum Abschlag geht? Riskiert man deswegen vielleicht sogar mehr?
Man registriert das vielleicht in den Übungsrunden, aber im Turnier denkst du nicht daran und spielst das Loch nicht anders, als es für deinen Score angesagt ist. Aber klar, sollte es klappen, wäre es natürlich eine schöne Überraschung.

Dass sich Højgaard Hoffnungen macht, um den Turniersieg mitzuspielen, ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Es wäre bereits sein vierter Triumph auf der DP World Tour. Im Dezember 2019 wurde er im Alter von 18 Jahren und 271 Tagen bei der AfrAsia Bank Mauritius nach dem Italiener Matteo Manassero und dem Neuseeländer Danny Lee zum drittjüngsten Turniersieger auf der DP World Tour und zum ersten, der in diesem Jahrtausend geboren wurde. Es ist aber nicht allein die schiere Jugend, es ist auch das Tempo dieser Golfer-Generation, das so beeindruckend ist. In unserer letzten Ausgabe feierten wir den deutschen Rookie Nick Bachem für seinen Blitzstart, nachdem er sich bei seinem erst zwölften Turnierstart zum "schnellsten" deutschen Sieger hatte küren können. Højgaard war noch zügiger unterwegs: Es war gerade mal sein fünftes Event auf der Tour, womit er auch Thomas Bjørns dänischen Rekord (erster Sieg beim 24. Start) pulverisierte. Nicht genug damit, Højgaard gewann im Alter von 19 Jahren und 171 Tagen mit der ISPS Handa UK Championship zum zweiten Mal. Der Erfolg in The Belfry machte ihn zum zweitjüngsten Teenager (nur Matteo Manassero war noch schneller), der mehr als ein Turnier gewinnen konnte. Besonders beeindruckend dabei: Bei beiden Siegen zeigte Rasmus trotz seiner Jugend keinerlei Nerven und gewann jeweils im Stechen.

Rasmus Højgaard: Zaungast: Auch der Bruder darf mal arbeitenRasmus Højgaard: Zaungast: Auch der Bruder darf mal arbeiten
Zaungast: Auch der Bruder darf mal arbeiten

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ICH HABE DIE GLEICHEN ZIELE WIE WAHRSCHEINLICH JEDER ANDERE GOLFER: ICH WILL MAJORS GEWINNEN, WELTRANGLISTENERSTER WERDEN, DEN RYDER CUP SPIELEN UND GEWINNEN.
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Du bist gerade mal 22 Jahre alt und schon megaerfolgreich. Was soll denn noch kommen?
Ich habe die gleichen Ziele wie wahrscheinlich jeder andere Golfer: Ich will Majors gewinnen, Weltranglistenerster werden, den Ryder Cup spielen und gewinnen. Am Ende wäre das aber nur die Folge all der Arbeit, die dahintersteckt. Ich denke also weniger an konkrete Ziele, sondern daran, meine täglichen Gewohnheiten zu verbessern und jeden Bereich meines Spiels zu optimieren. Weil ich weiß, dass ich immer noch viel lerne. Und ich erwarte nicht, dass das jemals aufhören wird.

Wenn man als Teenager bei einem Golfturnier mal eben 300.000 Euro gewinnt - was denkt man in dem Moment?
Glücklicherweise bin ich nicht durch Geld motiviert. Das Geld gibt mir einfach nur Sicherheit und erlaubte es mir, alle Sorgen aus meinem Kopf zu verbannen und mich ausschließlich auf den Golfsport zu konzentrieren. Aber eins ist auch klar: Wenn ich gute Leistungen bringe und mich weiter verbessere, werde ich immer auch gute Preisgelder verdienen.

Wenn man als Junge anfängt, Golf zu spielen, macht man das, weil man Bock darauf hat. Ändert sich der Spaßfaktor, wenn man Profi wird?
Es ist tatsächlich so, dass man aufpassen muss. Wenn es zu sehr Job wird, kann der Spaßfaktor leicht verloren gehen, vor allem wenn man nicht so spielt, wie man es möchte. Wenn ich Gefahr laufe, in solches Fahrwasser zu geraten, mache ich mir immer ganz bewusst, welch ein Privileg es ist, Golfprofi zu sein.

Hast du neben Golf noch andere Hobbys? Hat sich dein Freizeitverhalten als Profi verändert?
Eigentlich nicht. Natürlich ist es manchmal schwierig, wenn man in seinen "freien Wochen" zu Hause Zeit genießen möchte und alle Freunde müssen arbeiten. Aber wenn wir uns treffen können, machen wir viel Sport zusammen. Nicht mehr so wettbewerbsorientiert wie früher, aber um Spaß zu haben. Ansonsten trainiere ich auch viel zu Hause, gehe ins Fitnessstudio und erhole mich einfach - aber das ist schon immer so gewesen.

Was noch gar nicht erwähnt wurde: Rasmus hat einen eineiigen Zwillingsbruder. Das Außergewöhnliche daran, auch Nicolai ist ein erfolgreicher Golfprofi. Beide wurden im kleinen Örtchen Billund, dem Geburtsort der Legosteine, mitten in Dänemark geboren. Mutter Tina und Vater Ole haben ihre Sprösslinge im frühen Kindesalter mit auf den Golfplatz genommen und so den Weg geebnet, der schon im Amateurbereich steil nach oben führte. Beide haben bereits beim Junior Ryder Cup aufgeteet, sind 2017 mit Dänemark Mannschafts-Europameister geworden und haben ihrem Land 2018 zum ersten Titel bei der Eisenhower Trophy, der Amateur-Mannschaftsweltmeisterschaft, verholfen.

Rasmus Højgaard: Sicherheitsabstand: Vorsicht, Explosionsgefahr!
Sicherheitsabstand: Vorsicht, Explosionsgefahr!
Wie ist das, wenn man einen Zwillingsbruder hat, der ebenfalls Golfprofi geworden ist?
Ich habe es als großes Glück empfunden, mit jemandem aufzuwachsen, der denselben Sport betreibt. Wir haben uns gegenseitig angespornt und motiviert. Wir sind in allem, was wir tun, sehr wettbewerbsorientiert, jedoch gleichzeitig auch sehr unterstützend. Wir haben eigentlich ziemlich unterschiedliche Persönlichkeiten aber gleichzeitig auch, wie man es erwarten würde, viele recht ähnliche Eigenschaften.

Hat diese Konstellation geholfen, Golfprofi zu werden, oder glaubst du, du hättest es auch als Einzelkind geschafft?
Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ich das auch allein geschafft hätte, aber ich habe das Glück, einen Zwillingsbruder zu haben, der sehr gut Golf spielt. Es hat auf jeden Fall eine große Rolle für unseren Erfolg gespielt. Wenn einer von uns gewonnen oder gut gespielt hat, hat das den anderen natürlich immer angespornt, das auch zu erreichen.

Wie ist euer Verhältnis heute? Ihr seid ja gewissermaßen Rivalen. Foppt der in den Ranglisten Besserplatzierte den anderen?
Wir achten nicht besonders auf Ranglisten. Natürlich sind wir uns dessen bewusst, aber wir beurteilen unsere Fortschritte nicht danach. Wir arbeiten einfach jeden Tag daran, besser zu werden, dann kommen Platzierungen von allein. Unser Verhältnis zueinander ist top. Es herrscht eine gesunde Rivalität, aber wir freuen uns auch immer mit, wenn der andere Erfolg hat.

Wärt ihr eine gute Ryder-Cup-Paarung?
Ich glaube, wir wären eine großartige Paarung für den Ryder Cup. Wir haben sehr unterschiedliche Qualitäten, die meiner Meinung nach gut zusammenpassen und in einem Ryder-Cup-Szenario funktionieren würden. Ich hoffe, dass wir das eines Tages beweisen können.

Ihr habt 2021 zwei aufeinanderfolgende Turniere auf der Tour gewonnen und seid vermutlich aus dem Feiern gar nicht mehr herausgekommen...
Schön wär's gewesen. Aber als ich in Crans gewonnen habe und Nicolai eine Woche später die Italian Open, hatten wir wirklich keine Zeit, ausgiebig zu feiern. In der Woche darauf stand die PGA Championship in Wentworth an. Wir haben also nur zu Hause mit der Familie und Freunden darauf anstoßen können.

Rasmus Højgaard: Ungleichgewicht: Wer greift beim Umzug wohl zur Bücherkiste und wer zur Bettwäsche?
Ungleichgewicht: Wer greift beim Umzug wohl zur Bücherkiste und wer zur Bettwäsche?
Beim European Masters in der Schweiz hatte sich Rasmus 2021 kurz nach seinem 38. Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio seinen dritten und bislang letzten Toursieg ausnahmsweise mal ohne Stechen gesichert. Mittlerweile hat er schon über drei Millionen Euro an Preisgeldern verdient. Aus dem talentierten Amateur ist längst jemand geworden, der ein professionelles Team um sich herum aufgebaut hat, in dem jeder eine spezielle Aufgabe hat. Sein Trainer ist Søren Hansen, selbst dreimaliger Sieger auf der DP World Tour, der die Höhen und Tiefen des Profigolfsports aus eigener Erfahrung kennt. Dazu kommen noch Rob Hobkinson als Fitness-Coach, Mike Kanski als Putting-Coach, Manager Duncan Maxim und Caddie Tom Ayling. Vertrauenspersonen, die auch helfen, Rückschläge wegzustecken. Wie bei der Open de France im vergangenen Jahr, als Rasmus das Feld nach zwei Tagen mit sechs Schlägen Vorsprung anführte. Dann knallte er seinen Ball am Moving Day am zweiten Loch, einem Par 3, dreimal in Folge ins Wasser und auf der darauffolgenden Bahn noch einmal. Am Ende fehlte ein Schlag zum Turniersieg. Und Anfang dieses Jahres zog er sich eine Schulterverletzung zu, die ihn für zweieinhalb Monate außer Gefecht setzte. Mittlerweile ist er längst wieder fit. Sein Schwung vermittelt wieder jene unangestrengte Eleganz, mit der sich weitere Heldentaten vollbringen lassen.

Wer war dein Vorbild in der Jugend?
Ich habe immer zu Rory aufgeschaut. Ich bin damit aufgewachsen, ihn spielen zu sehen. Und dann ist da natürlich noch Tiger Woods. Abgesehen vom Golf liebe ich Tennis und bin ein großer Fan von Roger Federer.

Wenn du dir einzelne Spielelemente von deinen Kollegen aneignen könntest - von wem würdest du was übernehmen wollen?
Schöne Frage, aber eine höchstwahrscheinlich unbefriedigende Antwort: Ich schaue nicht wirklich auf das Spiel anderer. Ich respektiere ihre Stärken, aber ich konzentriere mich nur darauf, wie ich meine Technik und mein Spiel verbessern kann.

In diesem Jahr gibt es eine ganze Menge deutscher Profis auf der Tour. Nimmt man das als Außenstehender wahr?
Ich denke, wir alle merken es, wenn andere Nationalitäten auf der Tour zu- oder abnehmen. Dem deutschen Golf scheint es sehr gut zu gehen. Ich weiß, dass es in dieser Saison schon mindestens zwei Sieger aus Deutschland gab.

 
Steckbrief

Steckbrief

NAME
Rasmus Højgaard

ALTER
22 Jahre

GEBURTSORT
Billund, Dänmark

PROFI SEIT
2019

ERFOLGE
2018
Eisenhower Trophy (Zusammen mit Nicolai Højgaard)
2019
Afrasia Bank Mauritius Open (DP World Tour)
2020
ISPS Handa UK Championship (DP World Tour)
2021
Omega European Masters (DP World Tour)

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