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Jon Rahm – Teil 2

Geld spielt keine Rolle

Von Dylan Dethier, Fotos: Getty Images, Sam Greenwood, Doug DeFelice

Auch Brooks meinte nach seinem Sieg bei der PGA Championship: "Ich habe diesen Sieg für mich errungen und nicht für eine Liga, in der ich antrete."
So sollte es auch sein. Golf spielt man für sich selbst. Punkt. Man sollte sich nicht damit belasten, diese Verantwortung auf die eigenen Schultern zu laden. Wenn man für sich selbst gewinnt, wird sich alles andere von selbst klären.

Wir treffen uns hier beim Medientag von LIV Golf. Wenn das Interview erscheint, wirst du mit deinem neuen Team bereits an den Start gegangen sein. Kannst du uns verraten, wie das Team heißen wird?
Legion 13. 13, weil wir das 13. Team bei LIV Golf sind, und Legion, weil ich einen Namen wollte, der etwas Kämpferisches in sich trägt. Ich interessiere mich für griechische und römische Mythologie und wir zerbrachen uns ewig die Köpfe, ob etwas mit Gladiatoren funktionieren könnte. Irgendwann schlug jemand Legion 13 vor und das klang für mich als Begriff sofort großartig. Darüber hinaus habe ich immer schon die Asterix-und-Obelix-Comics geliebt. Die römische Legion, die dort das Gallierdorf einnehmen soll, heißt ebenfalls Legion 13. Die bekommen zwar ständig auf die Nuss, was uns hoffentlich nicht widerfährt [lacht], aber die echte Legion 13 war stets loyal gegenüber Julius Cäsar, als der zurück nach Rom kam, um dort die Macht zu übernehmen. Der Löwe in unserem Logo lehnt sich an meinen Fußballclub Athletic Bilbao an, dessen Maskottchen ein Löwe ist.

Vor einigen Jahren hast du von einem Gespräch mit deiner Frau erzählt, in dem ihr euch einig wart, dass selbst 400 Millionen Dollar euer Leben auf materieller Ebene nicht wirklich verändern würden. Es kann also nicht nur das Geld gewesen sein, das dich zum Wechsel zu LIV veranlasst hat, oder?
Zwei Gründe: Zum einen hat sich die Dynamik im Golfsport verändert. Als ich diese Aussage traf, gab es eine spürbare Spaltung im Golfsport und ich meinte damit, dass es für einen Wechsel mehr Gründe geben müsste als nur das Geld. Das war meine absolute Überzeugung. Wenn man jedoch einen derart fetten Geldbetrag vor die Nase gehalten bekommt, dann ändern sich mache Sichtweisen. Ich versuche, kein materialistischer Mensch zu sein, aber ich habe auch die Verantwortung meiner Familie gegenüber, ihnen die bestmöglichen Voraussetzungen für Erfolg zu bieten. Seit ich Kinder habe, hat sich meine Sicht auf dieses Thema verändert und natürlich ist das Geld ein Teil der gesamten Situation. Etwas anderes zu behaupten wäre gelogen.

Jon Rahm: Beinfreiheit: Jahrevollversammlung der IG Shortsträger (l.)Jon Rahm: Beinfreiheit: Jahrevollversammlung der IG Shortsträger (l.)
Beinfreiheit: Jahrevollversammlung der IG Shortsträger (l.)

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ICH WÜRDE SEHR GERNE WEITERHIN PGA- UND DP-WORLDTOUR-EVENTS SPIELEN, SOLANGE SIE NICHT MIT DEM LIV-TURNIERPLAN KOLLIDIEREN.
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Denkst du, die Details deines Vertrags mit LIV sollten öffentlich sein? Wir wissen zum Beispiel alle, wie viel Geld ein NFL-Spieler wie J. J. Watt verdient.
J. J. Watt ist ein guter Freund und ich bin mir sicher, dass er nichts lieber täte, als allen zu erzählen, wie viel Geld ich verdiene. [lacht] Zum einen wäre es mir recht, wenn mein Vertrag öffentlich wäre, denn dann müsste ich keine Geheimnisse bewahren...

Die Bühne gehört dir. Erzähl es uns gerne!
Nein, nein. [lacht] Dafür würde ich ein klein wenig Ärger bekommen. Zum anderen hat es auch Sicherheitsgründe, warum die Summen nicht öffentlich gemacht werden. Das mag komisch klingen, aber man posaunt nicht unbedingt heraus, wie viel man verdient.

Hatte die Entscheidung für deinen Wechsel auch mit deiner momentanen Position im Profigolf zu tun? Schließlich bis du Masters-Champion und hast fünf Jahre lang Startplätze bei jedem Major. Du bist nicht mehr auf die Weltrangliste angewiesen.
Absolut. Das Masters zu gewinnen war ein großer Schritt, um über einen Wechsel überhaupt nachdenken zu können. Zu wissen, dass ich alle Majors spielen kann, das Masters sogar ein Leben lang und die US Open bis 2031, war ein entscheidender Faktor. Was die Tür noch weiter geöffnet hat, war das Rahmenabkommen, das die PGA Tour und LIV Golf letztes Jahr verkündeten. Da dachte ich, dass wir irgendwann ohnehin alle wieder zusammenkommen. Also war ich mir selbst schuldig, mir zumindest einmal anzuhören, was LIV anzubieten hat und was die Vision dahinter ist.

Möchtest du mit deinem Wechsel auch eine Art Brückenfunktion übernehmen, um ein Umdenken auf beiden Seiten einzuleiten?
Vielleicht. Ich bin nicht der größte Name im Golfsport, nicht einmal nah dran. Aber vielleicht hat mein Name doch genügend Gewicht, dass sich einige Leute ernsthaft zusammensetzen, um über eine Lösung nachzudenken, denn ich denke, ich werde nicht der Letzte sein, der zu LIV wechselt. Daher hoffe ich, dass wir bald einen Punkt erreichen, an dem es Einheitlichkeit gibt und die Koexistenz möglich ist, in der alle Golfer die gleichen Möglichkeiten wie auf anderen Touren haben. Es ist doch grotesk zu behaupten, einige LIV-Spieler könnten nicht alle Turniere spielen, für die sie sich normalerweise qualifiziert hätten. Man kann nicht ernsthaft behaupten, Talor Gooch, Bryson oder Brooks hätten im vergangenen Jahr nicht zu den besten Golfern der Welt gezählt. Brooks hat ein Major gewonnen und Bryson eine 58 gespielt! Das sind übrigens Dinge, die ich schon festgestellt habe, bevor ich zu LIV gegangen bin. Vielleicht kann mein Wechsel tatsächlich dazu beitragen, dass die Golfwelt wieder zusammenfindet, denn ich kann mir gut vorstellen, dass wir ein großartiges Produkt für die Fans anbieten können.

Wie fiel die Reaktion der Öffentlichkeit auf deinen Wechsel aus?
Jede Entscheidung, die man im Leben trifft, wird einen Menschen froh machen und andere vor den Kopf stoßen. Ich muss mich darum kümmern, was gut für mich und meine Familie ist. Im Großen und Ganzen habe ich allerdings weitaus mehr Unterstützung als Kritik vernommen. Die Kritik kam aus Ecken, aus denen ich sie erwartet habe.

Wie wurde dein Wechsel von deinen ehemaligen PGA-Tour-Kollegen aufgenommen? Kam es zu unangenehmen Gespräche?
Ich habe bisher nur einige wenige persönlich getroffen. Manche haben sich mir gegenüber verhalten, als wäre nichts geschehen, und natürlich haben andere ein Problem mit meinem Wechsel. Das ist ihr gutes Recht, ich verstehe das.

Geld spielt keine Rolle: Maues Sequel: 'Men In Black 2024'
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Versuchen wir mal, vier oder fünf Jahre in die Zukunft zu blicken. Hast du eine Vorstellung oder einen Wunsch, wie Profigolf in dieser Zukunft aussehen sollte?
Schwer zu sagen. Sollte diese Partnerschaft zustande kommen, werden sicher eine Menge Anwälte und viel Politik involviert sein. Also wird es eine ganze Weile dauern, schließlich ist auch die US-Regierung involviert, bis alles zusammenfindet. Ich denke, fünf Jahre werden nicht reichen. Ich hoffe, dass in ferner Zukunft - ganz egal ob ich dann noch spielen werde - die besten Spieler gegeneinander antreten werden. Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass LIV-Spieler für ihre Erfolge und ihr Talent wertgeschätzt werden. Ich verstehe vollkommen, dass wir ein kleineres Starterfeld haben und weniger Runden spielen; das bedeutet aber nicht, dass wir die schlechteren Golfer wären.

Wie sehr möchtest du in diesen Prozess involviert sein?
In die politischen Spielchen der letzten Monate involviert gewesen zu sein hat mich wirklich abgestoßen. Deshalb: so wenig wie möglich, um ehrlich zu sein. Ich möchte einfach nur Golf spielen und es gibt eine Menge Leute, die viel mehr Ahnung von der Materie haben als ich, die sich um die Politik und das Business kümmern können.

Du hast stets betont, dass dein Wechsel nichts mit der PGA Tour zu tun hatte.
Genau. Ich werde der PGA Tour auf ewig dankbar sein für alles, was ich erreichen durfte, und ich würde sehr gerne weiterhin PGA- und DP-World-Tour-Events spielen, solange sie nicht mit dem LIV-Turnierplan kollidieren. Mein Vertag mit LIV lässt es zu, auf anderen Touren zu spielen, und ich würde liebend gerne nicht nur bei der Spanish Open, sondern auch bei der American Express Championship, der Farmer Insurance Open oder in Phoenix antreten. Mein Wechsel hatte nichts damit zu tun, dass ich weniger Golf spielen wollte. Es war vielmehr ein Wechsel des Arbeitgebers und ein neues Kapitel in meiner Karriere.

Zum Schluss noch eine halb ernst gemeinte Frage: Was machst du mit all dem Geld? Du hattest vorher schon ein gut gefülltes Konto, aber jetzt…
Wie schon gesagt konnte ich mir auch vorher bereits alles leisten, was ich wollte. Nun geht es mir darum, meinen Kindern eine bestmögliche Zukunft zu sichern. Ich werde wahrscheinlich viel mehr Geld für Dinge ausgeben, die meiner Frau gefallen, als für mich selber. So bin ich eben. Als ich Profi geworden bin, war meine erste Anschaffung eine Xbox - kein Auto oder etwas anderes Extravagantes, eine Xbox. [lacht]

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