Teures Sonntagsoutfit

Keiner der Turnierverantwortlichen kann behaupten, nicht gewarnt worden zu sein, schließlich ließ Joel Dahmen auf Twitter die ganze Welt bereits am Samstag wissen, dass er er am folgenden Tag zusammen mit Harry Higgs auf dem berühmtesten Partyloch der Golfwelt blankziehen würde. Auf den Sieg bei der WM Phoenix Open hatten die beiden ohnehin längst keine Aussichten mehr und Lebemann und Publikumsliebling Higgs hatte zwar schon oft für Unterhaltung gesorgt, den Flitzer vor mehr als 10.000 bierseligen Zuschauern zu geben war aber selbst für das 30 Jahre alte Mittelgewicht Neuland.

Die Stimmung war wie elektrisiert, als die beiden auf die Teebox der 16 im TPC Scottsdale traten und mittelmäßige Eisen in Richtung Grün schlugen. Kaum waren die Par-Putts versenkt, riss sich Higgs das Shirt von der Plauze und die Menge auf den Tribünen rastet aus. Als Hunderte Bierflaschen aus Aluminium auf das Grün niederregneten, riss sich auch Joel Dahmen das Hemd vom Leib und ließ es in Rodeo-Manier über dem Kopf kreisen. Nicht einmal das Ass von Carlos Ortiz kurze Zeit später ließ die Szenerie ähnlich ohrenbetäubend erzittern.

Mit den biergetränkten Hemden wieder an korrekter Ort und Stelle war der Puls am folgenden Loch aber offenbar längst noch nicht im Normalbereich, denn Higgs versenkte seinen Abschlag im Wasser und Dahmen gönnte sich einen Vier-Putt. Währenddessen machten bereits Hunderte Videos von den Tribünen am 16. Loch in den sozialen Medien die Runde und selbst der offizielle Account der PGA postete die spaßige Stripper-Einlage in die Welt.

Nach der Runde war dann jedoch Schluss mit lustig, als Harry Higgs wegen seines Verstoßes gegen die Kleiderordnung der Tour einen Anruf von ganz oben erhielt. "Ich bekam einen Anruf von der Tour und sie sagten: 'Hey, du weißt, dass du das nicht tun solltest.' Ich bin 30 Jahre alt und mir ist sehr wohl bewusst, dass ich nicht dazu bestimmt bin, mir vor Zehntausenden von Zuschauern im landesweiten Fernsehen das Hemd vom Körper zu reißen", kommentierte er die Gerüchte einer möglichen Geldstrafe, von der wir nie erfahren werden, da Strafen auf der Tour unter Verschluss bleiben.

Higgs und Dahmen richteten umgehend einen GoFundMe-Account ein, um den finanziellen Schaden in Grenzen zu halten. "Wir werden das Beste daraus machen und die Strafe natürlich bezahlen, sollten wir verdienterweise eine bekommen. Das gesammelte Geld geht selbstverständlich an eine Charity Organisation", meinte Higgs nach dem Turnier und stelle klar: "Mein Hemd bleibt in Zukunft am Körper."