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Trainerstunde

Chippe lieber ungewöhnlich

Von Christoph Günther, Fotos: Henriette Schilling, Location: Springfield Royal Country Club

Hat dein Ball das Grün verfehlt, ist Kreativität gefragt. Christoph Günther erklärt dir deshalb, warum bei Par-Rettungsversuchen der automatische Griff zum Sand Wedge nicht sein muss. Schließlich stecken 14 Schläger im Bag, von denen fast alle vielseitiger einsetzbar sind, als es scheint.

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Mittelstrecke


Bunkerschläge aus rund 50 Metern Entfernung sind zu Recht verhasst. Ihre Schwierigkeit liegt darin, dass ein normaler Grünbunkerschlag mit dem Sand Wedge viel zu kurz bleiben würde und der Versuch, den Ball mit demselben Schläger sauber zu treffen, extrem schwierig und riskant ist, denn die Chancen auf fett oder dünn getroffene Katastrophen steigen. In einer solchen Situation empfiehlt sich ein Pitching Wedge. Durch den geringeren Loft ist die Distanz kein Problem mehr und auch das Verhältnis von Flug- und Rollstrecke wird sich so verschieben, dass weiter entfernte Fahnen einfacher anzuspielen sind. Am Setup und am eigentlichen Schlag wird nichts verändert. Ich öffne auch mit dem Pitching Wedge die Schlagfläche, um den Bounce zu erhöhen, spiele einen normalen Grünbunkerschlag und lasse den längeren Schläger die Arbeit verrichten.

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Mach's wie Nick


Gestalte das langweilige Putt-Training beim nächsten Mal doch etwas interessanter, indem du mit dem Sand Wedge puttest. Als Nick Faldo Major-Turniere am Fließband gewann, schwor er auf diese Methode, denn sie ist tatsächlich eine super Möglichkeit, den Rhythmus der Geschwindigkeitsdosierung und ein konstantes Treffen der Putts zu trainieren. All deine Putting-Drills, die du üblicherweise mit dem Putter auf dem Übungsgrün durchgehst, ab und zu mit dem Sand Wedge durchzuspielen kann völlig neue Reize bieten und dein Putten in neue Sphären heben, denn du wirst gezwungen sein, den Ball, wie es sich gehört, kurz nach dem tiefsten Punkt des Pendelns beim Putten in einer leichten Aufwärtsbewegung zu treffen. Natürlich musst du den Ball mit der Leading Edge des SW etwas höher ansprechen, um ihn leicht oberhalb des Äquators zu treffen, damit er direkt in eine Rollbewegung kommt und nicht gechippt wird.

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Lass laufen


Der gute Chip and Run ist aus der Mode gekommen und auch ich ertappe mich oft dabei, Standard-Chips vom Grünrand mit viel zu viel Loft anzugehen. Besonders wenn wie in diesem Beispiel eine gehörige Strecke Grün zur Verfügung steht, sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass ein Chip mit weniger Loft viele Risiken minimiert. Vorteil eines Eisen 7 in dieser Situation ist, dass die Schwungbewegung wesentlich kleiner ausfällt, was Fehlschläge weniger katastrophal enden lässt. Die Richtungskontrolle wird ebenfalls einfacher. Positioniere den Ball in der Ansprechposition etwas weiter zum rechten Fuß und achte darauf, den Ball in der Abwärtsbewegung zu treffen. Natürlich ist ein hoher Hero Chip mit dem Sand Wedge deutlich cooler, ein getoppter Flyer ins Dickicht hinter dem Grün dafür nicht nur peinlich, sondern auch ein absoluter Scorekarten-Killer.

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Bergankunft


Das Grün auf der Fahnenseite zu verfehlen ist immer unangenehm, da nur wenig Platz zur Verfügung steht, den Ball zum Stoppen zu bringen. Ist dann noch ein steiler Abhang im Weg, wird die Sache schnell zum Albtraum. Ein hoher Flop Shot ist riskant, technisch anspruchsvoll und garantiert nicht, dass der Ball auch wirklich liegen bleibt. Ein Chip in den Gegenhang ist ebenfalls keine gute Idee. Sicherlich würde dieser zwar die Geschwindigkeit des Balls bremsen, allerdings den Ball wahrscheinlich auch komplett stoppen und zurückrollen lassen. Gilt es, einen steilen Hang zu überwinden, sollten sich auch gute Spieler nicht zu fein sein, in dieser Situation zum Texas Wedge (aka Putter) zu greifen. Wenn das Gras nicht zu lang ausfällt, ist der Putter in dieser misslichen Lage eine hervorragende Möglichkeit, den Ball doch noch nahe an die Fahne zu spielen und das Up and Down zu schaffen.

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Kante zeigen


Wurde der Ball von der Rough-Kante ums Grün gebremst und liegt eigentlich sauber auf dem Vorgrün, dichtes Gras hinter dem Ball verhindert jedoch einen sauberen Kontakt mit dem Wedge oder einem Eisen, kann es helfen, zum Hybrid zu greifen. Mehr als eine Putt-Bewegung ist in dieser Situation nicht nötig. Durch den Loft deines Hybrids wird der Ball direkt nach dem Treffmoment einen kleinen Hopser aufs Grün machen und zur Fahne hin ausrollen. Da du wegen des störenden Grases hinter dem Ball diesen von oben treffen musst, würden ein Putter und sein geringer Loft den Ball in den Boden drücken, was eine effektive Geschwindigkeitsdosierung unmöglich macht. Chippen mit dem Hybrid bedarf etwas Training, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich die dünne Schlagfläche und der Trampolineffekt dieses Schlägers auf die Weiten deiner Chips auswirken.

 

Christoph Günther (GER)

NAME
Christoph Günther (GER)

ALTER
46 Jahre

WOHNORT
Oberammergau

PROFI SEIT
1995

ERFOLGE
2003 German PGA Championship
2009 Kärnten Open (Challenge Tour)
2016 PGA Teachers Championship
9 Siege auf der EPD Tour
www.projectgolfsports.com

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