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Christoph Günther

Handarbeit

Von Christoph Günther, Fotos: Henriette Schilling, Location: St. Eurach Land- und Golfclub

Back to Basics, Folge 2: Nachdem im letzten Heft deine Ausrichtung auf Vordermann gebracht wurde, kümmert sich Christoph Günther nun um deinen Griff. Schließlich ist ein solider Griff die einfachste Weise, einen Golfschwung wieder brauchbar zu machen.

Christoph Günther: HandarbeitChristoph Günther: Handarbeit

Fingerfertig

Eines vorweg: Alle Beschreibungen in dieser "Trainerstunde" beziehen sich auf Rechtshänder. Aber keine Panik, als Lefty musst du nichts weiter tun als sämtliche Richtungsangaben ins Gegenteil umkehren. Los geht's! Die Basis eines korrekten Griffs ist die Positionierung deiner linken Hand. Checke daher, ob an dieser Stelle alles lehrbuchmäßig aussieht: Greifst du den Schläger mit den Fingern und presst ihn nicht gegen den Handballen (Bild rechts)? Liegt dein linker Daumen gerade auf dem Schläger (Bild ganz rechts)? Alles in Ordnung? Dann kannst du nun beruhigt die rechte Hand ins Spiel bringen, den Schläger auch hier mit den Fingern greifen und mit der rechten Daumenwurzel den linken Daumen bedecken. Easy, oder?

Drei Grundgriffe

Lass dir nicht einreden, eine der drei akzeptablen Techniken, einen Golfschläger zu greifen, wäre besser als die andere. Meiner Meinung nach ist die Wahl zwischen Overlap, Interlockoder Baseball-Griff reine Geschmacksache. Eine Sache bleibt jedoch immer gleich, egal welchen Griff du nutzt: Die linke Hand greift den Schläger immer auf exakt dieselbe Weise.

1. OVERLAP- BZW. VARDON-GRIFF:
Bei dieser äußert populären Griffvariante legt sich der kleine Finger deiner rechten Hand von oben auf die Spalte zwischen Zeigefinger und Mittelfinger der linken Hand. Der Overlap-Griff wird gerne von Golfern mit größeren Händen verwendet, da er es erleichtert, zu festen Druck in den Händen und Fingern etwas zu mindern, ohne dabei Kontrolle zu opfern. Phil Mickelson und Justin Thomas sind nur zwei von ganzen Heerscharen an Tour-Pros, die mit dem Vardon-Griff ihr Geld verdienen.

2. INTERLOCK-GRIFF:
Bei diesem ebenfalls weitverbreiteten Griff hakt sich der kleine Finger deiner rechten Hand zwischen Zeigefinger und Mittelfinger der linken Hand ein. Besonders Spieler mit kleineren Händen oder kürzeren Fingern bevorzugen die Interlock-Variante, suggeriert die Verzahnung der Finger doch mehr Kontrolle, da die Hände eine Einheit werden. Auf den Profitouren dominiert mittlerweile zwar der Overlap-Griff, trotzdem spielen viele Weltstars weiterhin mit der Interlock-Technik. Tiger Woods, Rory McIlroy und Jack Nicklaus, um nur einige zu nennen...

3. BASEBALL- BZW. ZEHN-FINGER-GRIFF:
Golflehrer nutzen den Baseballgriff gerne, um Kindern den Einstieg in den Sport einfacher zu machen. Aber auch für erwachsene Golfanfänger oder Golfer mit Arthritis kann diese Variante, bei der alle zehn Finger den Golfschläger greifen, von Vorteil sein, da Interlock- und Overlap-Griff mehr Belastung für die Gelenke bedeuten. Nachteil dieser Technik ist jedoch, dass die Hände nicht gezwungen werden zusammenzuarbeiten und trotzdem findet man den Baseball-Griff auch auf der Tour, bei Scott Piercy zum Beispiel.

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Neutraler Griff

Um zu verstehen, warum der korrekte Griff so wichtig ist, muss dir der Zusammenhang deiner Griff- und der Schlagflächenposition im Schwung bewusst sein. Ziel ist ein neutraler Griff, der es dir erlaubt, die Schlagfläche im Treffmoment square an den Ball zu bringen. Einen neutralen Griff erreichst du, indem du deine Arme in leicht gebeugter Körperhaltung ganz natürlich baumeln lässt. Du wirst bemerken, dass sich die Daumen automatisch leicht nach innen ausrichten. Aus dieser Position musst du lediglich die Hände zusammenführen, um einen neutralen Griff zu erhalten. Als Faustregel gilt: Wenn du im Griff Fingerkuppen sehen kannst, stimmt etwas nicht, und in der Ansprechposition sollten die ersten beiden Knöchel der linken Hand zu sehen sein. Aus dieser soliden Basis kannst du die Schlagfläche während jeder Phase des Schwungs neutral halten (Bild links klein).

Schwacher Griff

Solltest du unter einem Slice oder zu starken Fades leiden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du deine Schläger zu schwach greifst. In diesem Fall ist der gesamte Griff beider Hände nach links verdreht. Du kannst deshalb die Fingerkuppen der linken Hand in der Ansprechposition sehen und der Handschuhrücken zeigt beinahe in Richtung Boden. Dieser Griff hat zur Folge, dass die Schlagfläche tendenziell offen zum Ball kommen wird (Bild rechts klein), was unweigerlich zu unerwünschten Rechtskurven führt. Checke in diesem Fall die Ausrichtung deines Griffs im Verhältnis zur Schlagfläche und stelle sicher, dass dein linker Daumen mittig auf dem Schlägergriff liegt.

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Starker Griff

Das gegenteilige Problem entsteht, wenn die linke Hand zu weit nach rechts verdreht den Schlägergriff umschließt und der Daumen deshalb fast seitlich am Schläger anliegt. Einen starken Griff erkennst du daran, dass in der Ansprechposition mehr als zwei Knöchel der linken und die Fingerkuppen der rechten Hand zu sehen sind. Bei einer normalen Schwungbewegung und Unterarmrotation schließt sich aufgrund eines starken Griffs die Schlagfläche im Treffmoment und dein Ball wird hooken bzw. sich nach links verabschieden (Bild links unten).

Auf dem Grün

Bei Übertragungen der PGA Tour kann man die wildesten Griffkreationen beim Putten beobachten. Auch hier gilt: Der wichtigste Faktor bei der Wahl einer Grifftechnik ist dein Wohlfühlfaktor. Der wichtigste Unterschied zum "normalen" Golfgriff, bei dem der Schläger in den Fingern liegt, um die Handgelenke zu aktivieren, ist, dass der Putter mehr mit den Handflächen gegriffen wird (Bild oben). Auf dem Grün gilt es schließlich, aktive Handgelenke zu vermeiden. Hier zwei Varianten, die außerhalb der Norm häufig angewendet werden - allerdings ist beim Putten (fast) alles erlaubt, Hauptsache, das Runde geht ins Runde.

1. CLAW-GRIFF
Tommy Fleetwood ist einer der prominentesten Nutzer dieser auffälligen Grifftechnik, bei der der Putter-Griff beinahe wie ein Stift beim Schreiben zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand liegt. Beim Claw-Griff wird die rechte Hand lediglich zur Führung des Putter verwendet und "schlägt" den Ball nicht aktiv, was für unsichere Putter einen enorm positiven Effekt auf das Selbstvertrauen haben kann. Versuche es doch auch einmal.


2. CROSS-HANDED
Golfer, die beim Putten unter einer zu dominanten rechten Hand leiden, was die gefürchteten Yips zur Folge haben kann, können diesem Problem mit einem Cross-Handed-Putter-Griff zu Leibe rücken. Indem die linke Hand unterhalb der rechten positioniert wird, steigt die Chance, das linke Handgelenk nicht zu bewegen, denn Schlagfläche, linker Handrücken und linker Unterarm sind nun gleich geschaltet. Diese Technik wird sich zu Beginn sehr ungewohnt anfühlen - aber was für Jordan Spieth funktioniert, kann nicht fundamental falsch sein, oder?

 
Infobox

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NAME
Christoph Günther (GER)

ALTER
45 Jahre

WOHNORT
Oberammergau

PROFI SEIT
1995

ERFOLGE
2003 German PGA Championship
2009 Kärnten Open (Challenger Tour)
2016 PGA Teachers Championship
9 Siege auf der EPD Tour
www.projectgolfsports.com

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