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Thomas Postpischl

Ab auf die Matte!

Von Thomas Postpischl, Fotos: Kai Weise, Location: Golf Lounge Hamburg

Wenn es bereits um 17 Uhr dunkel wird und die Driving Range mehr nach Wacken als Augusta aussieht, fällt die Motivation, zum Training zu fahren, nicht immer leicht. Im Winter auf der Matte wird jedoch die Grundlage für eine gute Saison gelegt und Thomas Postpischl weiß, wie du jetzt an deinen größten Schwungproblemen arbeiten kannst.

Thomas Postpischl: Ab auf die Matte!Thomas Postpischl: Ab auf die Matte!

DEINE LETZTE BANANE

Kein Schlag ist demotivierender als ein hoher Slice ins Aus rechts der Spielbahn und darum sollte dein Ziel sein, dass der Slice im nächsten Jahr nicht mehr auf dem Menüplan steht.

1. DER GRIFF


Die erste Maßnahme, um der Rechtskurve den Kampf anzusagen, sollte ein stärkerer Griff sein. Denn eine geöffnete Schlagfläche nimmt zu 80 Prozent Einfluss auf die Schlagrichtung, während die Schwungebene in dieser Hinsicht nur 20 Prozent ausmacht. Mit anderen Worten: Eine um ein Grad geöffnete Schlagfläche hat denselben Effekt auf die Flugkurve deines Balls wie eine Schwungebene, die den Schlägerkopf vier Grad von außen an den Ball kommen lässt. Drehe also einfach die rechte Hand etwas mehr unter den Griff und lasse die linke folgen (Bild links). Bei einem stärkeren Griff sollten in der Ansprechposition drei Knöchel deiner linken Hand zu sehen sein.

2. DIE ROTATION


Wenn stärker zu greifen nicht ausreicht, solltest du beginnen, am Release deines Schlägers zu arbeiten, also an deiner Unterarmrotation. Ziel ist es, das Freigeben der Arme zu gewährleisten, damit der Schlag nicht geblockt wird. Die rechte Hand rotiert über die linke, sodass kurz nach dem Treffmoment die Finger der linken Hand aus der Frontalansicht gut zu sehen sind.

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3. DER ABSCHWUNG


Um an der Schwungebene zu feilen, empfiehlt es sich, deine Fußlinie (die Richtung, in die du zielst) und deine Schwungrichtung mit Alignment-Sticks zu markieren, wie auf dem Bild zu erkennen. Wie du sehen kannst, verlaufen diese beiden Linien nicht parallel. So stellst du sicher, dass deine Schwungebene von innen nach außen verläuft. Ein guter Schwunggedanke hierzu ist meiner Meinung nach, wenn du dir vorstellst, du würdest nach dem Impact mit gestreckten und vollständig rotierten Armen einem imaginären Buddy die Hand geben. Wenn du diese drei Faktoren intensiv trainierst, dann hat der Slice garantiert keine Chance mehr.

QUERSCHLÄGER

Sockets, die fast rechtwinklig vom Hosel deines Eisen abprallen und auf Nimmerwiedersehen im Rough verschwinden, killen nicht nur jeden Score, sondern sind auch extrem schmerzhaft für Hände und Ego. Die Gründe für diesen Katastrophenfehlschlag können trivial sein: Eventuell stehst du in der Ansprechposition zu dicht am Ball. Überprüfe daher, ob im Set-up mindestens eine Faust breit Platz zwischen dem oberen Ende des Griffs und deinen Oberschenkeln herrscht. Aber auch ein zu loser Schwung kann Sockets zur Folge haben. Dein Ziel muss es folglich sein, kompakter und somit dichter am Körper entlang zu schwingen. Ich muss immer wieder beobachten, wie viele meiner Schüler den Schläger im Abschwung vom Körper weg bewegen und ihn förmlich "wegschmeißen". Um diesem Reflex entgegenzuwirken, kann es sehr effektiv sein, einen Korb vor den Ball zu stellen (Bild rechts), der erzwingt, dass du den Ball nicht zu nahe am Hosel triffst. Diese Methode mag am Anfang etwas extrem erscheinen, aber bewusst und unterbewusst möchtest du den Korb auf keinen Fall treffen. Sie ist C also äußerst effektiv.

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FETT ABSAUGEN

Triffst du deine Eisen leider oftmals fett, dann liegt das daran, dass der tiefste Punkt deines Schwungs vor dem Treffmoment liegt und dein Schlägerkopf zuerst den Boden trifft, bevor er den Ball berührt. Richtig wäre kurz danach, denn mit einem Eisen in der Hand gilt der Grundsatz: zuerst der Ball, dann den Boden treffen. Gute Strikes treffen den Ball also in der Abwärtsbewegung des Schlägers. Um dies zu garantieren, musst du auf deine Gewichtsverlagerung im Durchschwung achten (Bild links) und sicherstellen, dass dein Gewicht am Ende des Schwungs zu 95 Prozent auf dem linken Bein lastet. Wichtig ist es, in ein fotoreifes Finish zu kommen, denn wer hier in Rücklage gerät oder gar die Balance verliert, trifft auch die Bälle fett. Um dies zu trainieren, empfiehlt sich eine einfache Trainingsform, bei der du ein Tee etwa fünf Zentimeter in Spielrichtung vor deinem Ball platzierst (Bild rechts). Fokussiere nun im Rückschwung deinen Blick nicht auf den Ball, sondern auf das Tee und du wirst nach wenigen Versuchen spüren, wie deine Treffer knackiger werden. Der tiefste Punkt deines Schwungs ist nun vor den Ball gewandert und genau so soll es sein. Diese Trainingsform ist übrigens auch geeignet, zu dünn getroffene Bälle auszuschalten. In diesem Fall müssen lediglich die Arme zum Treffmoment hin vollständig gestreckt werden und das Tee wie oben beschrieben ebenfalls weggeschlagen werden.

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DARF'S EIN WENIG MEHR SEIN?

Der Wunsch nach etwas mehr Länge quer durch das gesamte Schlägerarsenal steht wohl bei so gut wie jedem Golfer ganz oben auf der Liste. Wenn du mit den Längen deiner Schläge nicht zufrieden bist, gibt es natürlich viele Stellschrauben, an denen du drehen kannst. Für die einfachste davon kannst du dir ein akustisches Hilfsmittel zunutze machen: das charakteristische "Wusch" des Schlägers beim Durchschwung. Dieses Geräusch markiert den Moment, in dem dein Schlägerkopf die größte Geschwindigkeit entwickelt (Bild links), und sollte aus diesem Grund im Moment des Treffmoments zu hören sein. Achte mal bei deinen Probeschwüngen darauf. Dein Ziel muss es sein, den Schläger durch den Ball hindurchzubeschleunigen.

SCHWACHPUNKT: LANGE EISEN

Was ist dein längstes Eisen im Bag? Ganz egal ob es die 5, 4 oder 3 ist, viele Amateurgolfer leiden unter dem Problem, dass es zwischen ihren beiden längsten Eisen im Bag kaum noch einen Längenunterschied gibt. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache und liegt oft am falschen Rhythmus. Immer daran denken: Alle Eisen sollten gleich schnell geschwungen werden. Viele Golfer neigen dazu, ein Eisen 4 schneller zu schwingen als ein Eisen 9. Das ist fatal! Wer versucht, seine langen Eisen durch einen zu schnellen Schwung auf Länge zu bringen, erreicht das Gegenteil. Egal welches Eisen du in der Hand hältst, der Rhythmus deines Schwungs sollte derselbe sein wie beispielsweise mit dem Eisen 9 (Bild rechts). Der Loft des Schlägers wird dann die Arbeit für dich übernehmen. Ich halte mich in diesem Fall gerne an den Richtwert, dass mein Rückschwung in etwa halb so schnell sein sollte wie mein Durchschwung. Versuche es doch auch einmal auf diese Weise.

 
THOMAS POSTPISCHL (GER)

THOMAS POSTPISCHL (GER)

Alter: 31 Jahre
Wohnort: Hamburg
PGA pro seit: 2012
Heimatplatz: Golf Lounge Hamburg
www.golflounge.de

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