Bryson DeChambeau - Darum führt er beim Masters 2024!

Bryson DeChambeau

Darum führt er beim Masters 2024!

12.04.2024 | Von Johannes Oberlin, Foto(s): GETTY IMAGES

Profigolfer werden oft während ihrer Turniere lautstark angefeuert. Manchmal beim Abschlag: 'Baba-booey' oder 'C'mon Deejay' - oder einfach nur Blödsinn wie 'Mashed potatoes!' Bei Bryson DeChambeau hingegen werden oft seine Social Media-Kanäle gelobt, Instagram, Snapchat etc.

Und genau das spiegelt ihn perfekt wieder: Der Longhitter ist Vollzeit-Golfer und Teilzeit-Content-Ersteller. Er weiß genau über seine Follower Bescheid. Und: Er führt aktuell nach Runde 1 das Masters an (Von Sean Zak/Golf.com).

Falls ihr nicht auf Snapchat seid, DeChambeau nicht auf Instagram folgt und hauptsächlich ihn im Fernsehen zu Gesicht bekommt, dann würde euch sein Ergebnis von acht Birdies und eine 65er Runde im ersten Durchgang des Masters überraschen. Auch wenn ihr es persönlich in Augusta National gesehen hättet, wäre sein Score verblüffend. Bei starkem Wind und einem sehr harten Platz war eine 65 nicht nur gut. Sie war verdammt gut. Besser als jeder/jede andere am Donnerstag. "Eine der besten Runden, die ich seit Langem gespielt habe", wie er selbst sagte.

Der Grund warum DeChambeau's Leistung so hoch einzustufen ist, ist nicht, dass er es nicht kann - er hat zuvor schon brillantes Golf gespielt -, es liegt daran, dass wir in den letzten zwei Jahren viel weniger von ihm gesehen haben.

Im Juni 2022 verließ DeChambeau die PGA Tour, die sichtbarste Bühne des Golfsports, für die LIV Golf, eine aufstrebende Liga, die zu diesem Zeitpunkt keinen Fernsehvertrag hatte und seitdem Mühe hat, Zuschauer zu gewinnen. Mit "Mühe" meinen wir gerade einmal 11 % der Zuschauerzahlen der PGA Tour am vergangenen Sonntag.

Laut verschiedenen Metriken - Messungen, die von der PGA Tour in Auftrag gegeben wurden - war DeChambeau vor dem Wechsel einer der beliebtesten Golfer weltweit. Er belegte den fünften Platz in den ersten PIP-Rankings - knapp hinter Tiger Woods, Phil Mickelson, Rory McIlroy und Jordan Spieth. DeChambeau war vielleicht nicht der berühmteste Golfer der Welt, aber seine Nielsen-Bewertung jenes Jahres war höher als die aller anderen Pros. Er war oft im Fernsehen, oft in den Schlagzeilen. Er war ein Marketing-Asset im Golf, mit seinen gleichlangen Schlägern und seinem Bestreben, Golf zu einer roboterhaften, wissenschaftlichen Angelegenheit zu machen. Dann der angekündigte Lebenswandel bestehend aus Steak und Kartoffeln, Gewichtszunahme und Muskeltraining, in der Hoffnung, den Ball weiter zu schlagen als jeder seiner Konkurrenten. Bryson war immer anders. Deshalb wollte ihn LIV Golf und zahlte ihm mehr als 100 Millionen Dollar, um ihn zu gewinnen.

Dann verschwand er quasi, buchstäblich hinter dieser massiven 100 Millionen-Paywall, gezwungen, mehr über Team-Golf - die Crushers - und seine neue Liga zu sprechen, als über sich selbst. Das fiel zusammen mit einer Verletzung, einem Wechsel des Caddies, dem Verlust seines Vaters. Er konnte nicht im Ryder Cup antreten und wird es schwer haben, sich für die diesjährigen Olympischen Spiele zu qualifizieren. Sein Spiel hätte ihn jederzeit zurück und wieder an die Spitze der Leaderboards bringen können, aber das geschah nicht. Vor einem Jahr lag er laut DataGolf auf Platz 147 der Welt, ein erstaunlich tiefes Tal für einen Spieler, der regelmäßig zu den 20 Besten zählte.

Für diejenigen, die aufgehört haben, DeChambeau zu folgen, ergeben sich daher einige natürliche Fragen: Warum jetzt? Was ist anders? Wie wird sich das diese Woche manifestieren, für einen Spieler, dessen bestes Ergebnis bei den Masters ein 21. Platz im Jahr 2016 war?

KISS: Keep It Simple, Stupid.


Schritt 1: Ausrüstung. Zumindest sagt er das. Die Ausrüstung war schon immer heikel für ihn. "Ich habe eine Ausrüstung, die für mich etwas anders funktioniert, und darauf habe ich mich eingestellt", sagte er am Donnerstagabend. "Ich sage mir jeden Tag, schwing so wie du es die letzten sieben, acht Monate seit dem Greenbrier getan hast und bleib genau da."

Schritt 2: Älterwerden. DeChambeau hat während seiner Zeit bei LIV Golf an Reife gewonnen. Das macht ihn zwar nicht zum reifesten 30-Jährigen, aber er ist reifer als früher. (Vielleicht reif genug, um das Masters zu gewinnen!) Während seiner Pressekonferenz nach der Runde nahm er sich Zeit, um frühere Fehler einzugestehen. "Wisst ihr, ich bin jetzt 30 ... es hat definitiv Zeit gebraucht, um mich wohlzufühlen und an einen Punkt zu gelangen, an dem ich weiß, egal was heute passiert, es ist okay ... Ich konzentriere mich darauf, ein unterhaltsames Spiel zu spielen. Diese Perspektive hat mich definitiv weitergebracht und mir erlaubt, etwas freier zu spielen."

Schritt 3: KISS. Keep It Simple, Stupid. DeChambeau neigt eher dazu, Zahlen zu analysieren als Gefühle zu durchleben, aber er hat seinen Alltag normalisiert. Er scheint nicht mehr in ständigem Wandel zu sein, wie es früher der Fall war. "Ich versuche keine neuen Dinge, mache keine neuen Sachen", sagte DeChambeau. "Ich mache mehr vom Gleichen. Das ist der Unterschied zu vor ein paar Jahren. Ich mache jeden Tag das gleiche, Tag für Tag ... Und das hat sich meiner Meinung nach zu wirklich gutem Golf entwickelt."

DeChambeau hob jenes Wochenende im Greenbrier (Anfang August) als eine Art Erleuchtung hervor. Zu recht: Er spielte eine 61 und eine 58 in aufeinanderfolgenden Runden, um sein erstes LIV-Turnier zu gewinnen. Er gewann einen Monat später erneut, für diejenigen, die es icht verfolgt hatten. "Als ich am Wochenende Runden von 61 und 58 scorte, sagte ich zu meinem Caddie G-Bo: 'Ich kann es kaum erwarten, endlich das Masters im April zu spielen."