Sportwetten - Für eine handvoll Dollar

Sportwetten

Für eine handvoll Dollar

28.08.2023 | Von Jan Langenbein, Foto(s): Getty Images

Auf der PGA Tour häufen sich die Schreihälse, die selbst die kleinste Wette auf keinen Fall verlieren möchten.

Seit Sportwetten 2018 in den USA legalisiert wurden und Zocker nicht mehr auf illegale oder im Ausland operierende Buchmacher zurückgreifen müssen, ist die Wettindustrie in Amerika zu einem Giganten mit 250 Milliarden Dollar Jahresumsatz gewachsen. Ein Teil dieses riesigen Kuchens wird auch im Profi-Golf umgesetzt. Von High-Roller-Wetten im Stile eines Phil Mickelson bis zu Live-Wetten bei Turnieren auf einzelne Schläge ist alles möglich. Einsätze auf den Erfolg oder Misserfolg von Putts oder Chips vor Ort bei Profiturnieren gibt es schon so lange wie das Profi-Golf selbst. Die Anzahl der Nebenverdienste und "Side-Hustles", mit denen sich Fans bei Profi-Events die Zeit vertreiben, hat in den vergangenen Jahren im Zuge der Liberalisierung des Wettmarkts stark zugenommen. Und damit auch die Versuche Einzelner, beim Erfolg ihrer Wetten etwas nachzuhelfen. Letztes Opfer dieses nervtötenden Trends war Max Homa bei der BMW Championship. Am Samstag auf dem 17. Grün von Olympia Fields angekommen sah sich der Amerikaner mit einem Anderthalb-Meter-Birdie-Putt konfrontiert. "Ein Zuschauer hatte offenbar drei Dollar darauf gesetzt, dass ich den Putt einloche", erzählte der Amerikaner nach der Runde. "Genau am Ende meines Rückschwungs brüllte sein Kumpel, der dagegen gewettet hatte: 'Pull ihn!' Ich habe den Putt trotzdem in der Mitte des Lochs versenkt, mich umgedreht und ihm gesagt, er wäre ein Clown, der sich verdrücken soll. Auch von meinem Caddie hat er richtig was zu hören bekommen." Der Störer wurde vom Golfplatz eskortiert und durfte sich den Rest des Turniers im Fernsehen anschauen. "Ich finde es gut, dass Leute beim Golf wetten können", sagte Homa. "Aber worüber ich mir Sorgen mache, ist, dass es ihm völlig egal war, dass er damit in den Verlauf des Turniers eingriff. Denn wir waren die letzte Gruppe. Es ist einfach scheiße, wenn so etwas absichtlich geschieht, und sein Freund hat später ausdrücklich gesagt, es wäre um drei Dollar gegangen. Das Geld spielt keine Rolle, aber das ist schon eine frustrierende Zahl." Nach dem Turnier schaltete sich auch die Nummer drei der Welt Jon Rahm in die Debatte ein: "Mittlerweile bekomme ich solche Dinge während jeder einzelnen Runde mit. Dieses Problem ist allgegenwärtig. Im Golf kommen die Zuschauer sehr nah an uns Spieler heran, und selbst wenn sie nicht direkt mit uns sprechen, kann man doch hören, wenn zwei Typen untereinender wetten: 'Ich bin mir sicher, er verschiebt den Putt. Zehn Dollar darauf!'", meinte der Spanier genervt. Auch bei der Tour ist man sich der Problematik bewusst: "Das ist eigentlich schon seit Beginn der PGA Tour ein Problem", sagte Tyler Dennis, Executive Vice President der Tour. "Wir haben einen strengen und umfassenden Verhaltenskodex für Fans, wir haben jede Woche einen umfassenden Sicherheitsapparat und -plan und sind in allen Aspekten sehr zuversichtlich. Wir verbringen jeden Tag viel Zeit damit, es zu überwachen, und wir nehmen es sehr ernst."