Q-School - Das deutsche Q-School-Desaster

Q-School

Das deutsche Q-School-Desaster

18.11.2024 | Von Rüdiger Meyer

49 deutsche Golfer gingen in diesem Jahr bei der Qualifying School zur DP World Tour an den Start. Würden die Tourkarten mit ordnungsgemäßen Ziehungsgeräten ermittelt, hätten 6 von ihnen gezogen werden müssen. Am Ende schaffte es jedoch keiner.

Seit zehn Jahren gab es auf der europäischen Qualifying School für die deutschen Profgolfer keine so schlechte Bilanz wie 2024. Nicht nur, dass sich von den insgesamt 49 gestarteten Spieler keiner die Tourkarte für die DP World Tour sichern konnte, gerade mal ein einziger schaffte beim Finale im spanischen Tarragona den Cut - und das war auch noch ein Amateur. Es war ein enttäuschender Abschluss für eine äußerst vielversprechende Saison. Immerhin waren ein Dutzend Deutsche mit Spielberechtigungen für die DP World Tour ausgestattet - eine Rekordsumme. 2025 sind es nur noch sechs und zwei Viertel, zuletzt waren die deutschen Profis vor Corona so schlecht aufgestellt. Die zwei Viertel betreffen dabei Alexander Knappe und Jannik De Bruyn, die im kommenden Jahr eine Medical Exemption haben und das fehlende Preisgeld in limitierten Starts einspielen müssen. Für Knappe, der aufgrund einer Schulterveletzung ein halbes Jahr verpasste, sind dies 360 Race to Dubai Punkte in knapp 20 Starts. Bei De Bruyn, der nach Angaben seines Managements ausgerechnet auf der Zielgeraden von einer Blinddarmentzündung heimgesucht wurde, müssten es zwei Turniere sein, in denen er noch 44 Race to Dubai Punkte braucht.

Nun ist es normal, dass einige Spieler ihre Tourkarte nicht halten können. Jannik De Bruyn etwa kam mit seinem Status nur in 14 Turniere. Zum Vergleich: Yannick Paul startete in mehr als doppelt so vielen European-Tour-Events. Dass De Bruyn, Verletzung hin oder her, überhaupt nur knapp die Verteidigung seiner Tourkarte verpasste, ist mehr als ehrenwert. Nicolai von Dellinghausen kam trotz Spielberechtigung gar so selten in Turniere, dass er lieber auf der Challenge Tour startete und sich dort als 21. für 2025 einen besseren Status auf der DP World Tour erspielte.Und andere wie Hurly Long hatten eine Seuchensaison.

Normalerweise werden die verlorenen Karten durch Nachrücker aus der Challenge Tour und der Q-School ausgeglichen. Doch da erwies sich der Erfolg der Vorjahre ein wenig als Bumerang. Mit so vielen Nachwuchsgewächsen auf der DP World Tour waren die Setzlinge auf der Challenge Tour dünn gesät, dass sich neben von Dellinghausen kein anderer in den Top 50 platzierte - so etwas gab es zuletzt 2013. Als letzte Hoffnung blieb also nur die Qualifying School und hier ging in diesem Jahr mächtig viel schief. Dass sich in der ersten Runde von 42 Startern nur 10 für die zweite Stufe qualifizierten geschenkt. Auch wenn das Startgeld umgerechnet knapp 3300 Euro kostet, gönnen sich viele den Spaß, es einfach mal zu versuchen.

Auch in der zweiten Runde lagen die Ergebnisse im erwartbaren Rahmen. Insgesamt wurden für 302 Teilnehmer 94 Startplätze im Finale vergeben, die Wahrscheinlichkeit weiterzukommen lag also bei 31%. Bei 15 deutschen Startern konnte man also mit 5 Qualifikanten für Tarragona rechnen und genau die wurden es auch (wobei Anton Albers nur als Nachrücker ins Feld kam). Startberechtigt für die sechs Runden auf den zwei Plätzen von Infinitum Golf waren neben Albers, der sich durch die ersten beiden Stufen gespielt hatte, noch Mark Hammer, Philipp Katich (beide in Stufe 2 eingestiegen), Maximilian Rottluff (125. im Race to Dubai), Freddy Schott (117. im Race to Dubai), Tim Tillmanns (Einstieg auf Stufe 2) und Amateur Tiger Christensen, der sich durch durch die ersten beiden Runden gespielt hatte.

Wieder rein nach der Wahrscheinlichkeit gerechnet, hätten drei oder vier der Deutschen zumindest den Cut überstehen müssen, aber Tagesform - oder im Fall der Q-School Wochenform - lässt sich leider nicht in Wahrscheinlichkeiten berechnen. Tim Tillmanns begann mit der viertschlechtesten Runde des Tages und konnte nur eine der vier Runden unter Par beenden. Anton Albers startete sogar noch einen Schlag schlechter, konterte mit einer 65, hatte sein Pulver damit aber verschossen. Und auch bei Marc Hammer stand nur eine Runde unter Par zu Buche, dafür aber Runden von 72, 73 und 75.

Freddy Schott, der sich aufgrund guter Form in den letzten Wochen sicher einiges ausgerechnet hatte, schoss sich nach einer guten Auftaktrunde mit der sechstschlechtesten zweiten Runde ins Abseits, hatte nach 64 Löchern dennoch den Cut im Blick. Bis er mit fünf verlorenen Schlägen auf den letzten 8 Löchern den Cut um vier Schläger verpasste. Am nächsten an den Cut kamen noch Maximilian Rottluff und Philipp Katich, die den Cut um zwei Schläge verpassten und auf den letzten Löchern keinen Boden mehr wett machten. Der einzige, der die deutsche Ehre verteidigte war ausgerechnet Amateur Tiger Christensen, der sich in seiner sechsten und letzten Runde mit sechs unter Par auf den letzten zehn Löchern noch auf Platz 58 katapultierte. Zu wenig für eine Tourkarte, aber das ist für den 21-Jährigen die geringste Sorge. Christensen studiert aktuell noch an der University of Arizona und wird dort noch bis Juni aktiv sein und hat sich dank der mit dem Cut verbundenen Spielberechtigung für die Challenge Tour bereits ein Standbein für die Profikarriere aufgebaut. Für die anderen deutschen Starter heißt es dagegen Kopf hoch, Mund abputzen und über die Challenge Tour oder darunter einen neuen Anlauf starten.

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