Da hier an der Küste nicht immer die Sonne wie während unseres Fotoshootings scheint, solltest du dir für deine Links-Golf-Abenteuer einen flachen Drive zulegen - einen Fairway-Finder mit flachem Ballflug und wenig Spin, mit dem du dem hier oft heftigen Wind aus dem Weg gehen kannst. Dafür sind lediglich kleine Veränderungen am Set-up und am Schwung notwendig. Die wichtigste: Bremse deine Schlägerkopfgeschwindigkeit! Um dies zu erreichen, solltest du den Driver etwas kürzer greifen und zusätzlich Tempo aus deinem Schwung nehmen, was nicht ganz einfach fällt, schließlich möchte man doch möglichst weit schlagen. Der Ball muss nun niedriger als üblich aufgeteet und weiter am hinteren Fuß angesprochen werden. Diese Maßnahmen helfen, den Ball flach zu halten, sollten aber auf keinen Fall übertrieben werden. Beides kann nämlich schnell zu einem steileren Eintreffwinkel und einem Treffpunkt unterhalb des Sweet Spot führen. Der Spin und somit der Ballflug werden erhöht, was ja vermieden werden soll. Nicht vergessen: In windigen und schwierigen Bedingungen geht es nicht primär um möglichst weite Schläge, sondern um sichere Fairwaytreffer. Außerdem sind die Fairways eines Links-Platzes sehr hart und führen dazu, dass die Bälle weit ausrollen.
Aus dem Gemüse
Ganz egal wie gut deine Eisenschläge ins Grün auch sein mögen, Chips aus ekelhaften Rough-Lagen sind auf Links-Plätzen so sicher wie das Amen in der Kirche. Daher solltest du diese Nerventester trainieren. Nicht nur um ein Gefühl für die korrekte Technik, sondern auch eine Ahnung von der Beschaffenheit des hohen Roughs der Anlage zu bekommen. Such dir dafür eine grauenhafte Lage, wie du es auf den Bildern sehen kannst. Als Erstes sollte man sich um einen guten Ballkontakt kümmern. Dabei hilft ein steiler Eintreffwinkel, also wandert der Ball im Set-up etwas nach rechts sowie das Gewicht nach links und die Hände müssen wie beim klassischen Chip im Treffmoment vor dem Ball sein. Als Nächstes gilt es zu beachten, dass ein Chip aus dem Rough weiter ausrollt als üblich, also greife zu einem Schläger mit viel Loft. Dies hilft zusätzlich dabei, den Ball hoch genug steigen zu lassen, um aus dem hohen Gras zu kommen. Außerdem kannst du, falls nötig, die Schlagfläche etwas öffnen. Der Ball startet so noch höher und der Schläger gleitet besser durch das Gras.
Geringstmöglicher Aufwand
Auf Links-Plätzen kannst du zwar aus beinahe allen Lagen rund ums Grün auch den Putter zücken, doch viele Golfer putten nicht gerne aus dem Vorgrün. Sollte das auch für dich zutreffen, lege ich dir den Putt-Chip ans Herz. Dieser Bastard eines Chips und eines Putts ist eine effektive Methode, Bälle von der Nähe des Grünrands sicher ans oder sogar ins Loch zu befördern. Je nach Lage und gewünschter Rollweite solltest du den Schläger variieren. Dieser wird dann wie ein Putter gegriffen und dabei in der Ansprechposition deutlich auf die Spitze gestellt. Vorsicht: Die Schlagfläche zeigt nun etwas nach rechts. Je mehr Loft der Schläger hat, desto stärker ist dies der Fall. Der Ball befindet sich wie beim Putt unter dem linken bzw. vorderen Auge. Aus dieser Position gilt es jetzt nur noch, eine einfach Puttbewegung auszuführen, und der Loft deines Eisens wird den Ball sicher über das Vorgrün fliegen lassen, damit er danach bis ans Loch ausrollen kann. Easy, oder?
Druck von oben
Loch 15 im Golfclub Budersand sieht auf der Scorekarte nach einem harmlosen Par 3 aus: 101 Meter von den Back-tees - was kann da schon schiefgehen? Egal ob Wind oder kein Wind, hier empfiehlt es sich nicht, ein Wedge mit vollem Schwung und voller Geschwindigkeit zu schlagen. Hier geht es um Präzision, also verwende lieber ein, zwei Eisen mehr und reduziere deinen Schwung. Das kleine, von Bunkern umringte Grün erlaubt es nicht, den Ball ausrollen zu lassen. Es braucht also einen flachen Ballflug, um den Wind zu meiden, und trotzdem Spin, um den Ball zum Liegen zu bekommen. Sprich deinen Ball etwas weiter hinten im Stand an und versuche, die Hände im Treffmoment vor den Ball zu bekommen. Eine konsequente Bewegung "in den Ball", also ein aktives Nachlinks-Schieben der Hüfte im Abschwung, erleichtert dies und der Ball wird flacher starten. Bei solch kurzen Distanzen wird Spin nicht erzeugt, indem man steil auf den Ball prügelt und ein riesiges Divot erzeugt. Trotz der Ballposition und der Hände, die im Treffmoment vor dem Ball sind, solltest du versuchen, den Ball eher vom Rasen zu wischen. Ein tiefes Divot ist nicht erwünscht. Passe dazu deine Schwungbahn an, als würdest du einen Draw schlagen wollen. Der Schläger sollte also von innen an den Ball geschwungen werden, sodass das möglichst kleine Divot quasi leicht rechts am Ziel vorbei zeigt. Dieser Schlag hat es in sich, aber es macht Spaß, ihn zu trainieren. Man muss ihn nicht perfektioniert haben, um den sagenumwobenen Low Spinner, der auch aus kürzeren Distanzen nach der Landung direkt die Handbremse zieht oder sogar den Rückwärtsgang einlegt, auf Kommando schlagen zu können.
Schiefe Ebene
Schräge Lagen kommen auf so gut wie jedem Golfplatz vor, auf den stark ondulierten Fairways eines Links-Platzes siehst du dich mit solchen Problemen aber überproportional häufig konfrontiert. Keine Sorge, hier gilt dasselbe wie auf deinem Heimatplatz: Liegt der Ball spürbar höher als deine Standposition, musst du diese Diskrepanz ausgleichen, indem du deinen Schläger etwas kürzer greifst, und die Tatsache, dass der Ball leicht links der Ziellinie starten und weiter nach links kurven wird, dadurch ausgleichen, dass du dich etwas rechts der Fahne ausrichtest. Danach bleibt der Schwung wie gehabt - keine Atomphysik. Liegt der Ball unterhalb deines Stands, gilt natürlich das exakte Gegenteil: Schläger etwas länger greifen und links der Fahne anhalten. Vergiss deine Probeschwünge nicht, denn in Hanglagen ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Ein guter Ballkontakt hat oberste Priorität und diesen zu erreichen ist in Hanglagen schwieriger als unter "Laborverhältnissen", wie du sie auf der Driving Range vorfindest.
Gehe vom Schlimmsten aus
Wie du mit Topfbunkern rund ums Grün umgehen solltest, haben wir bereits in der letzten Ausgabe geklärt. Leider findest du diese Sandlöcher mit ihren charakteristischen Wänden nicht nur rund um die Grüns, sondern auch links und rechts der meisten Drive-Landezonen. Landet ein Abschlag in solch einer Falle, fordern unschöne Balllagen nahe der Bunkerwand oft kreative Lösungsansätze, wie sie auf "normalen" Golfplätzen kaum abverlangt werden. Versuche also bei scheinbar unmöglichen Balllagen im Topfbunker, nicht nach Schema F vorzugehen. Nicht immer ist ein kurzer Bunkerschlag zurück aufs Fairway die einzige Option. Auf Links-Plätzen ist, auch in den Bunkern, Kreativität gefragt und scheinbar idiotische Standpositionen einmal auf dem Übungsgelände auszuprobieren kann sich auszahlen. Im Notfall kann man den Ball immer noch für unspielbar erklären. Ich weiß, das fällt oft schwer, ist aber manchmal tatsächlich die schlauere Lösung als ein misslungener Trick-Shot.
Dominik Grass
Jahrgang: 1991Wohnort: Grainau
Profi seit: 2018
Lieblingsverein: FC Bayern München
Referenzen:
• B-Trainerlizenz seit 2018
• Bachelor of Science in Wissenschaftliche Grundlagen des Sports an der TU München