Sollte der Kurzspielbereich nicht überfüllt sein, muss in meinen Augen die Chance genutzt werden, platzorientiert zu trainieren. Damit meine ich, dass nicht ein ganzer Korb aus gleicher Distanz gespielt wird, sondern aus mindestens neun verschiedenen Lagen Scores erspielt werden, um Tag für Tag Vergleiche zu schaffen. Das Spiel eignet sich ideal dafür, es auch mit Freunden oder gegen Trainingspartner zu spielen. Ein zusätzlicher Druckfaktor erhöht den Lerneffekt. Wichtig: Der Ball muss gedroppt werden, wenn nicht aus dem Bunker gespielt wird! Ich nutze für dieses Spiel viele verschiedene Eisen und Wedges, mit denen ich mir je nach Lage die beste Chance auf kurze Putts herausarbeiten kann. Außerdem wird jeder Schlag mit voller Vorbereitung ausgeführt, sei es bei der Annäherung oder auf dem Grün. Die Schlagroutine gleicht der Ausführung unter Turnierbedingungen!
Drei mal drei
Erfolgreiche Schläge aus 40 bis 70 Metern setzen enormes Gefühl voraus. Da diese Schläge nur selten trainiert werden, stellt eine solche Entfernung den Amateur-Golfer oftmals vor unlösbare Aufgaben. Auch Profis müssen diese Schläge täglich trainieren, damit dem Pitch aus kurzen Entfernungen selbst unter Druck nur ein Putt folgt. Ich schlage vor, nicht immer Wiederholungstraining zu absolvieren, sondern auch Abwechslung zu schaffen, indem drei Schläge aus verschiedenen Entfernungen mit voller Routine durchgeführt werden. Auch hier gilt es, den Ball zu droppen, um gute Ballkontakte nicht nur aus guten Lagen zu trainieren. Sollten mehrere Fahnen auf dem Pitching-Grün vorhanden sein, gerne auch das Ziel variieren!
Besser lesen auch ohne Brille
Es kann nicht abgestritten werden, dass Gelegenheitsgolfer deutlich mehr Zeit auf der Range verbringen als im Kurzspielbereich. Doch ist es nicht unangenehm, reihenweise kurze Putts zu verschieben, weil man der Linie nicht vertraut? Eine erfolgreiche Visualisierung des Breaks verlangt viel Trainingsaufwand mit einheitlichen Routinen - wie auch auf der Turnierrunde. Ich gehe auf dem Putting-Grün wie folgt vor, um auf dem Platz Schläge einzusparen:
1. Break-Putt lesen
Durch die AimPoint-Methode habe ich eine Möglichkeit für mich entdeckt, den Break punktgenau zu visualisieren. Um diese Grünlesetechnik zu erlernen, werden in Deutschland viele Kurse angeboten. Doch auch eigenständig entwickelte Methoden führen zum Erfolg, wenn im Laufe jedes Trainingstags viele verschiedene Break-Putts trainiert werden.
2. Zielpunkt und Fallwinkel festlegen
Jetzt lege ich das Ziel zum Ausrichten mit einem Tee fest und gebe mir anhand des Tempos eine Richtung vor, aus der der Ball idealerweise ins Loch fallen würde (liegendes Tee am Loch).
3. Ball ausrichten und Putt durchführen
Die Linie auf dem Ball hilft dabei, den Putter exakt auf das Tee auszurichten. Sind die Vorbereitungen getroffen, führe ich drei Putts durch und konzentriere mich auf Rhythmus und Tempo.
Wadenbeißer vermeiden
Stimmt die Geschwindigkeit des ausgeführten Putts aus weiter Entfernung, können ärgerliche Schlagverluste eingespart werden. Um ein Gefühl für den Bewegungsumfang zu entwickeln, stecke ich mit Tees einen Korridor hinter dem Loch ab (Schaftlänge bis zum Griff). Im Anschluss beginne ich bei sechs Metern und gebe mir eine bestimmte Anzahl von Putts vor, die hintereinander in den Korridor geputtet werden müssen. Ist die Aufgabe geschafft, starte ich erneut aus sieben Metern und mache gerne auch so lange weiter, bis das Gefühl auch aus zehn Metern vorhanden ist.
Nicolai von Dellingshausen
Jahrgang: 1993Wohnort: Düsseldorf
Profi seit: 2016
Instagram: nvd_golf
Lieblingsverein: FC Bayern München
Erfolge:
• 2013 & 2016 German Match Play Champion
• 2017 Open Tazegzout (Pro Golf Tour)
• 2017 Adamstal Open (Pro Golf Tour)
• 2017 Sierra Polish Open (Pro Golf Tour)