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Trainerstunde

Winkeladvokat

Von Christoph Günther, Fotos: Henriette Schilling, Location: Springfield Royal Country Club

Nicht nur eine blitzsaubere Schwungtechnik und gute Strategie können Schläge sparen, auch die Regeln und deren korrekte Anwendung können dich vor Ungemach auf der Scorekarte retten. Deshalb erklärt dir Christoph Günther nun, in welchen Situationen du die Paragrafen für dich arbeiten lassen kannst und wann Vorsicht geboten ist.

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Auf die Länge kommt es an


Um den Bereich, in dem du regelkonform droppen darfst, möglich groß zu gestalten, empfiehlt es sich natürlich, den längsten Schläger im Bag zu nutzen, wenn es darum geht, das nicht genormte Maß der "Schlägerlänge" zu definieren. Aber Vorsicht: Die Golfregeln besagen eindeutig, dass die Länge des Schafts die Schlägerlänge definiert und nicht die Länge von Griffende bis zum Schlägerkopf. Hast du in deinem Driver beispielsweise einen 43 Zoll langen Schaft verbaut, dann beträgt die zulässige Schlägerlänge 109,22 Zentimeter und keinen Millimeter mehr.

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Spiel's noch einmal


Ein provisorischer Ball nach Regel 18.3 kann von der Teebox in mehrerer Hinsicht hilfreich sein. Zum einen sparst du natürlich eine Menge Zeit, wenn du nach einem verzogenen Abschlag und erfolgloser Ballsuche nicht wieder erst zurück zum Abschlag marschieren und einen zweiten Ball spielen musst. Darüber hinaus kann nach einem nicht ganz optimalen Abschlag, den man aber eigentlich wiederfinden müsste, ein provisorischer Ball dabei helfen, einen schlechten Drive sozusagen aus dem System zu spülen und mit einem positiveren Gefühl von der Teebox zu schlendern.

First try


In der kalten Jahreszeit erlaubt die Spielleitung aufgrund schwieriger Bodenverhältnisse oft das Besserlegen des Balls auf dem Fairway durch eine Platzregel. Dabei musst du unbedingt beachten, dass du deinen Ball nur ein einziges Mal besser legen darfst. Wenn dir die Balllage nach dem ersten Versuch des Besserlegens nicht passt, weil er vielleicht von einem Grasbüschel in eine kleine Mulde gerollt ist, hast du leider Pech gehabt. Denn wenn der Ball einmal losgelassen wurde und zur Ruhe gekommen ist, dann ist er im Spiel.

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Tierisch


Landet dein Ball in einem Ameisenhaufen, wirst du lernen, dass die Verfasser der Golfregeln keine Tierschützer sind, denn Insekten und ihre Behausungen gelten vor den Regeln des Spiels als "lose hinderliche Naturstoffe", die nach Regel 15.1 zwar entfernt werden dürften, straflose Erleichterung steht dir jedoch nicht zu. Befindest du dich indes in exotischen Gefilden mit giftigen und beißenden Ameisen, kannst du dich auf Regel 16.2 beziehen, die dir Erleichterung von "Gefährdung durch Tiere" zuspricht. Damit sind wohl hauptsächlich Alligatoren, Bären, Wildschweine und dergleichen gemeint, aber Feuerameisen, wie sie in Südamerika vorkommen, können doch auch gefährlich sein, oder?

Ganz oder gar nicht


Vorsicht Regelfalle: Wann immer du die Regel 16.1 ("ungewöhnliche Platzverhältnisse"), 16.2 ("Gefährdung durch Tiere"), 13.1f ("falsches Grün") oder 16.1f/17.1e ("Spielverbotszone") für eine straflose Erleichterung, zum Beispiel von zeitweiligem Wasser, einem Cartweg oder einem Sprinkler, in Anspruch nimmst, muss diese Erleichterung vollständig und absolut sein. Droppst du deinen Ball beispielsweise innerhalb einer Schlägerlänge weg vom Cartweg und er liegt nun super, du müsstest jedoch, um ihn spielen zu können, weiterhin auf dem Weg stehen, bist du dazu verpflichtet, erneut innerhalb einer Schlägerlänge zu droppen, bis weder dein Ball noch dein Stand etwas mit dem Hemmnis zu tun haben. Tust du das nicht, brichst du die Regeln und Schlag- bzw. Lochverlust drohen. Als Faustregel für Drops gilt übrigens: Alles, was straflos vonstatten geht, findet innerhalb einer Schlägerlänge und nicht näher zur Fahne statt; sind Strafschläge im Spiel, darfst du innerhalb von zwei Schlägerlängen droppen.

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Der Spiellinie treu bleiben


Nicht nur bei Profiturnieren, sondern oft auch bei Amateur-Events werden durch Platzregeln auf der sogenannten Hardcard Freiheiten eingeräumt, die in den Golfregeln so nicht vorkommen. Kommt ein Ball rund ums Grün auf einem Sprinklerdeckel zum Liegen oder müsstest du, um deinen Ball zu spielen, auf einem Sprinklerdeckel stehen, darfst du laut Regel 16 straflos Erleichterung in Anspruch nehmen. Da dieser Fall recht häufig auftritt, verrate ich dir sicher nichts Neues. Bei den Profis geht diese Möglichkeit, sich einen Free Drop zu genehmigen, jedoch noch weiter: Liegt ein Ball um das Grün nicht weiter als zwei Schlägerlängen an einem Sprinkler und dieser beeinträchtigt die Spielweise, weil ein Spieler beispielsweise lieber putten würde, steht ihm somit ein strafloser Drop innerhalb einer Schlägerlänge und nicht näher zur Fahne zu. Es lohnt daher, vor einer Runde die Hardcard mit den Platzregeln zu checken.

Darf's ein bisschen mehr sein?


Wurde die Carry-Distanz über ein Wasserhindernis nicht geschafft und ein Ball auf den Grund eines Sees befördert, setzt bei vielen Amateuren der Automatismus ein, nach Regel 17.1d innerhalb zweier Schlägerlängen dort zu droppen, wo der Ballflug die Grenze zum Wasserhindernis gekreuzt hat. Das ist vollkommen okay, oft jedoch nicht die ideale Lösung. Dieselbe Regel erlaubt dir nämlich auch, "auf der Linie zurück" einen neuen Ball mit einem Strafschlag ins Spiel zu bringen. Davon solltest du Gebrauch machen und den Ball bei einer dir angenehmen Distanz zur Fahne droppen. Es spricht absolut nichts dagegen, mit dem Entfernungsmesser (sofern erlaubt) in der Hand auf der imaginären Linie zwischen Fahne und Kreuzpunkt deines Balls zurückzugehen, bis die Entfernung zur Fahne exakt deinem Lieblingsschläger entspricht und du selbstbewusst schwingen kannst.

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Zeitspiel


Da dir Regel 18 lediglich drei Minuten für die Suche nach einem ins Rough verzogenen Ball zuspricht, gilt es, diese Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen. Wichtig ist, dass die drei Minuten dann beginnen, wenn der Spieler, dessen Ball gesucht wird, oder sein Caddie mit der Suche beginnt. Machst du dich also allein auf die Suche, während deine Mitspieler noch ihre Bälle spielen, verschenkst du wertvolle Zeit, in der das Suchkommando aus acht und nicht nur aus zwei Augen bestehen könnte. In wichtigen Turniersituationen empfiehlt es sich daher, erst mit der Ballsuche zu beginnen, wenn deine Flight-Partner bereit sind, dir dabei zu helfen, ebenso wie du auch eine Stoppuhr mitlaufen lassen solltest, um möglichen Streit zu vermeiden. Zur Vermeidung von langsamem Spiel solltest du dich darauf aber wirklich nur in entscheidenden Situationen berufen und nicht auf dem ersten Loch beim wöchentlichen Match Play.

 
Christoph Günther (GER)

Christoph Günther (GER)

NAME
Christoph Günther (GER)

ALTER
47 Jahre

WOHNORT
Oberammergau

PROFI SEIT
1995

ERFOLGE
2003 German PGA Championship
2009 Kärnten Open (Challenge Tour)
2016 PGA Teachers Championship
9 Siege auf der EPD Tour
www.projectgolfsports.com

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