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Die angenehmsten Orte der Welt

Vilamoura

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer, PR

Seit Februar firmieren die einstigen Dom-Pedro-Plätze wieder als Vilamoura Golf. Doch von dem schlichten Namen sollte man sich nicht blenden lassen, denn insbesondere das Kronjuwel des Resorts, der Old Course, erstrahlt wieder in einem völlig neuen Glanz.

Der Name Vilamoura deutet auf eine lange Geschichte zurück, bedeutet er doch übersetzt "Stadt der Mauren", die zwischen dem achten und zwölften Jahrhundert über Portugal herrschten. Dass sich hier jedoch keine Spuren der Mauren finden, die die Region einst schlicht al-Gharb ("der Westen") nannten und so die Algarve begründeten, hat seinen Grund: Vilamoura wurde erst 1966 gegründet, als Arthur Cupertino de Miranda 1.600 Hektar Land kaufte und darauf ein Luxus-Resort erbaute. Und so richtete sich der Komplex auch auf ein Hobby aus, das eher einer besser betuchten Klientel zugeschrieben wird: Segeln.

Es ist kein Zufall, dass der zentrale Ort von Vilamoura der Jachthafen ist, um den sich Hotels, Restaurants und sogar ein kleines Kasino angesiedelt haben. Doch es zeigte sich schnell, dass der Traum eines portugiesischen Monte Carlos geringere Erfolgschancen hatte, als beim Roulette dreimal nacheinander auf Zero zu setzen. Mitte der 1990er dümpelte Vilamoura vor sich hin wie die verbliebenen Jachten im Hafen - bis André Jordan, "der Vater des portugiesischen Tourismus", die Anlage übernahm und in eine boomende Destination verwandelte. Bis heute hat Vilamoura mehrfach die Besitzer gewechselt, zuletzt kaufte die Investmentgruppe Arrow Global 2023 das Portfolio von Dom Pedro. Doch was seit Ende der 60er-Jahre stets ein zentraler Faktor geblieben ist, ist Golf.

Wenn man bedenkt, dass bereits 1890 nahe Porto der Oporto Golf Club öffnete, ist es eigentlich erstaunlich, dass es mehr als 75 Jahre dauerte, bis die dank des ganzjährig milden Klimas perfekt geeignete Algarve ihren ersten Golfplatz erhielt. Zumindest wenn man nicht nach jedem Loch den Golfball wegwerfen wollte: In den 1920ern wurde für kurze Zeit in Praia da Rocha auf Grüns aus Sand und Öl gespielt. Der erste traditionelle Golfplatz der Algarve entstand 1966 mit Penina, drei Jahre später folgte mit dem Old Course von Vilamoura eine Golf-Perle der Algarve, die im letzten Jahr mit einem piekfeinen Clubhaus aufgewertet wurde.

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PENNINK GILT ALS POLLERKÖNIG DER GOLFARCHITEKTUR, SCHLIESSLICH IST SEIN MARKENZEICHEN, BÄUME IN DER FAIRWAY-MITTE ZU PLATZIEREN.
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Das Design des Platzes stammt vom Engländer Frank Pennink, was bei Experten erst einmal ein Stirnrunzeln erzeugen dürfte. Pennink gilt als Pollerkönig der Golfarchitektur, schließlich ist sein Markenzeichen, Bäume in der Mitte des Fairways zu platzieren. Was dies bedeutet, lässt sich noch gut nebenan auf dem Pinhal-Platz beachten, wo auf den Bahnen 2 und 15 der Weg ins Grün von einer der zahlreichen Pinien blockiert wird. Auf dem Old Course hingegen verzichtete Pennink auf dieses Element - oder es wurde bei den zahlreichen Renovierungen dankenswerterweise entfernt. Nicht dass es an Bäumen mangeln würde, ganz im Gegenteil: Gleich der erste Abschlag auf dem Old Course bietet ein malerisches Idyll. Vom Abschlag hat man einen perfekten Blick über das zum Grün hin stetig abfallende Fairway, da sich die Teebox auf Augenhöhe mit den Baumkronen am Grün befindet. Verglichen mit dem Schwesterplatz Pinhal, bei dem man sich abseits des Fairways vorkommt wie ein Holzfäller, der sich durch den Dschungel kämpfen muss, sind die Bäume auf dem Old Course deutlich definierter, was einerseits für einen cleaneren, spannenderen Look sorgt, andererseits aber auch die Option lässt, sich nach einem Fehlschlag wieder aus der misslichen Lage zu befreien.

Dennoch ist hier Präzision oberstes Gebot. Wer seinen Driver nicht unter Kontrolle hat, tut gut daran, ihn nicht mit auf die Runde zu nehmen, da man ansonsten statt Golf eher Flipper spielt. Davon abgesehen bietet das mit weniger durstigen Grassorten renovierte Par 73 einen unübertroffenen Spielspaß, der sich jedoch auch im Greenfee niederschlägt, das knapp 100 Euro über dem der drei anderen Plätzen liegt.

Während viele Golf-Resorts auf mehr vom Gleichen setzen, ist das Besondere an Pinhal, Laguna und Millennium, dass sie alle einen individuellen Charakter haben, der sich untereinander und vom Old Course abhebt. In gewisser Weise könnte man sie mit der "Alien"-Filmreihe vergleichen.

Die angenehmsten Orte der Welt: Die angenehmsten Orte der Welt:
Der Old Course ist Ridley Scotts brillanter Original-Film, der von Anfang bis Ende perfekt durchkonstruiert ist. Zwar erzeugt er Klaustrophobie, dennoch möchte man ihn wieder und wieder spielen. Der Pinhal wiederum ist der Versuch gewesen, den Old Course zu kopieren, ähnlich wie in Jean-Pierre Jeunets schrägem Film "Alien - Die Wiedergeburt" Sigourney Weavers Figur geklont wurde. Allerdings haben sich mit dem zu exzessiven Baumbestand beim Pinhal einige Fremdkörper in die DNA gemischt - ebenso wie bei Ellen Ripley. Der Laguna-Platz wiederum lädt mit seinen breiten Fairways geradezu ein, einmal richtig draufloszuballern - sorgt mit seinen Wasserhindernissen aber auch für jede Menge Nervenkitzel. Ganz wie James Camerons actionreiche Fortsetzung "Aliens".

Und dann ist da ja noch der Millennium-Platz, hinter dem auf dem Papier mit "The Open Doctor" Martin Hawtree ein ebenso großer Name steht wie hinter "Alien 3" David Fincher. Doch so wie Fincher während des Drehs mehrfach gefeuert wurde und sich von seinem Werk distanziert hat, ist Hawtree nur für die Hälfte des Platzes verantwortlich. Die Back Nine wurden vom Laguna-Platz abgezwackt, sodass das Spiel-Erlebnis ein wenig unausgewogen daherkommt und vom Ablauf her das Seh-Erlebnis von "Alien 3" spiegelt: Die erste Hälfte bietet ziemlich solide Spannung, danach zerfasert es leider ein wenig.

Die angenehmsten Orte der Welt:
So wie alle vier "Alien"-Filme ihre Fans haben, die sie leidenschaftlich verteidigen, hängt auch in Vilamoura die Wahl des besten Platzes stark von der persönlichen Präferenz ab. Spieler, die herausgefordert werden wollen, ziehen den Old Course oder den Pinhal vor, während Golfer, die einfach nur eine entspannte Runde drehen wollen, eher auf dem Laguna-Platz auf ihre Kosten kommen. Doch selbst wenn der eine oder andere Teil mal nicht ganz dem persönlichen Geschmack entspricht: Es hat seinen Grund, dass Generationen von Golfern seit 60 Jahren dem Lockruf von Vilamoura verfallen, ganz wie es Fans der "Alien"-Reihe seit 45 Jahren tun. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass hier kein Monster-Embryo aus dem Körper schlüpfen wird. Wer in Vilamoura Bauchschmerzen verspürt, hat vermutlich nur nicht aufhören können, das fantastische portugiesischen Essen zu verspeisen.

 
WOHNEN

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HILTON VILAMOURA AS CASCATAS

Das direkt gegenüber des Pinhal gelegene, lichtdurchflutete Hotel besitzt 115 Zimmer, 20 Suites und 41 Apartments und hat mit dem "7 Seven Spa" einen wahren Wellnesstempel zu bieten. Auch für das leibliche Wohl ist mit fünf Restaurants und Bars gesorgt. Die Hauptattraktion ist und bleibt aber Golf, sodass für Gäste ein Shuttle zu Vilamouras Plätzen inkludiert ist. Auch in den Hafen, der mit weiteren Restaurants lockt, gibt es einen kostenlosen Shuttle. Wobei die zwei Kilometer auch per pedes auf wunderbaren Fußwegen in 25 Minuten zu bewältigen sind.

Golfplätze in der Region

PINHAL

PINHAL

18 Löcher, Par 72, 6.353 Meter

Adresse
Rua da Torre d'Água,
8125-467 Vilamoura, Portugal
Tel. +351 289 310 390
www.vilamouragolf.com

Greenfee
bis 31. Mai, 16. Sept. bis 31. Okt.: 162 Euro (Twilight 113 Euro), Juni, 01. bis 15. Sept., 01. bis 15. Nov.: 145 Euro (Twilight 102 Euro), Juli, August und ab 16. Nov.: 118 Euro (Twilight 82 Euro)

Sechs Jahre nach dem Old Course wurde Frank Pennink für den Pinhal zurückgeholt, sodass es viele Gemeinsamkeiten gibt. Ein Unterschied ist, dass hier die Pinien noch nicht ausgedünnt wurden. Nicht nur deshalb ist der Pinhal der schwierigste der Vilamoura-Plätze. Wer glaubt, es sei hart, ein Kamel durchs Nadelöhr zu bugsieren, hat noch nie die kleinen Grüns von Pinhal angespielt.

Killerloch
"Dogleg" ist eigentlich das falsche Wort für die 17, denn wäre ein Hundebein im 90-Grad-Winkel gebogen, müsste der Tierarzt ran. Das 496 Meter lange Par 5 ist vom Tee breit, was den Drive aber nicht leichter macht, denn es kommt auf Distanzkontrolle an. Wer abkürzen will, muss den Ball 180 Meter carry über Pinien schlagen - ihn aber auch nach 210 Meter zum Halten bringen. Im Anschluss heißt es, bis zum Grün geradeaus zu spielen, weil rechts und links nicht viel Spielraum bleibt.
www.vilamouragolf.com

OLD COURSE

OLD COURSE

18 Löcher, Par 73, 6.254 Meter

Adresse
Volta do Medronho
8125-548, Vilamoura, Portugal
Tel. +351 289.310.341
oldcoursevilamoura.com

Greenfee
bis 31. Mai und 16. Sept. bis 31. Oktober: 262 Euro (Twilight 157 Euro), Juni, 01. bis 15. Sept. und 01. bis 15. Nov.: 236 Euro (Twilight 142 Euro), Juli, August und ab 16. November: 204 Euro (Twilight 122 Euro)

Der zweitälteste Golfplatz der Algarve öffnete 1969 seine Pforten. Frank Pennink legte die 18 Löcher ohne große Erdbewegungen zwischen Pinien über welliges Terrain, entsprechend haben die Bahnen einen sehr natürlichen Flow. Im Zuge der jüngsten Renovierung wurden die Bäume etwas ausgedünnt, wodurch die einzelnen Löcher einen individuelleren Charakter erhalten. Nichtsdestotrotz ist Genauigkeit hier weiterhin oberstes Gebot.

Killerloch
Mit 482 Metern von Gelb ist die 12 das zweitlängste Par 5 des Old Course. Doch das ist nicht die Hauptschwierigkeit. Das Dogleg nach rechts ist sehr eng. Wer als Rechtshänder hookt, findet sich unter Bäumen wieder. Bei einem Slice ist dies noch das Best-Case-Szenario, denn rechts lauert die Ausgrenze. Doch selbst bei einem Fairwaytreffer ist die Messe nicht gelesen. Zwischen 100 und 150 Metern vor dem Grün verengt sich das ohnehin schmale Farirway-Höschen zum G-String.
www.oldcoursevilamoura.com

LAGUNA & MILLENNIUM

LAGUNA & MILLENNIUM

18 Löcher, Par 72, 6.122 Meter (Laguna)
18 Löcher, Par 72, 6.157 Meter (Millennium)

Adresse
Caminho da Fonte do Ulme,
8125-406 Vilamoura, Portugal
Tel. +351 289.310.333
vilamouragolf.com

Greenfee
bis 31. Mai und 16. Sept. bis 31. Oktober: 162 Euro (Twilight 113 Euro), Juni, 01. bis 15. Sept. und 01. bis 15. Nov.: 145 Euro (Twilight 102 Euro) Juli, August und ab 16. November: 118 Euro (Twilight 82 Euro)

Nicht nur teilen die beiden Plätze ein Clubhaus, auch merkt man optisch, dass die Back Nine des Millennium einst zum Laguna gehörten: Die Bahnen ziehen sich über flaches Gelände und sind vom Tee deutlich offener. Die Front Nine des Millennium bieten dagegen wieder mehr Pinien und fordern größere Genauigkeit. Schöner Nebeneffekt: Auf den Back Nine hat man so das Gefühl, die Fairways seien breit wie Landebahnen.

Killerloch
Der Laguna setzt auf den Back Nine auf Wasser und nirgends effektiver als auf der 14. Wie oft wird schon ein 334 Meter kurzes Par 4 als drittschwierigste Bahn geführt? Die Herausforderung liegt darin, dass im Dogleg der Bahn ein Teich liegt, der sowohl den Drive als auch den Approach beeinflusst. Dass beim Abschlag links auch die Ausgrenze lauert, macht es noch diffiziler. Darüber hinaus wird der Schwierigkeitsgrad durch drei Grünbunker erhöht.
www.vilamouragolf.com

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