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Die angenehmsten Orte der Welt

Golf Resort Hardenberg

Von Fritz Lüders, Fotos: Golf Resort Hardenberg

Einst soll ein Keiler das niedersächsische Adelsgeschlecht Hardenberg durch Gegrunze vor einem Angriff auf die Burg gewarnt haben, nun lässt sein Kopf in Form eines Inselgrüns bei Golfern die Alarmglocken schrillen.

Es gibt Autobahn-Ausfahrten, die man kaum wahrnimmt, obwohl man schon zigmal an ihnen vorbeigefahren ist. Ausfahrten, die im Nirgendwo liegen und an deren Ende man eben auch nichts anderes erwartet. Nummer 71 der Autobahn 7 ist so eine. Laut Bundesamt für Straßenwesen (BASt) fahren täglich mehr als 70.000 Fahrzeuge an ihr vorbei, ohne beim blauen Schild mit der Aufschrift Nörten-Hardenberg abzubiegen. 70.000 Fahrer, die nicht ahnen, was sie im Speed-Rausch völlig zu Unrecht links liegen lassen. Denn nur wenige Hundert Meter von der Betonpiste entfernt gibt es uralte Ortschaften mit Fachwerkhäusern, eine 1.000 Jahre alte Burg in malerischer Kulisse sowie ein Golf Resort, das auch die weiteste Anfahrt rechtfertigt.

Spätestens auf dem elften Abschlag des Niedersachsen Course im Golf Resort Hardenberg merkt man das. Schließlich gilt es auf dem gut 170 Meter langen Par 3 nicht nur, ein Inselgrün zu treffen, das stark an die 17 in Sawgrass erinnert, sondern auch eines, das aussieht wie ein Wildschweinkopf. Die ungewöhnliche Form hat einen Grund. Als der inzwischen 50 Jahre alte Club Anfang der 2000er-Jahre mit dem Niedersachsen Course um weitere 18 Loch auf 36 erweitert wurde, wechselten auch die Betreiber. Damit schaffte der Club einerseits den Sprung von der regionalen Golfanlage ohne großen Namen hin zu einer der besten Anlagen des Landes, andererseits wurde auch das regional so berühmte Wildschwein zum zentralen Symbol. Die niedersächsische Adelsfamilie von Hardenberg, die dem Club seither den Namen gibt, zeigt den Keilerkopf seit Jahrhunderten in ihrem Familienwappen. Klar, dass auch die Golfanlage irgendwas mit dem Tier zu tun haben musste. Schließlich hat es für die Hardenbergs einen ähnlichen Wert wie für manche Inder die Kuh, betreiben ein Hotel mit dem Keilerkopf als Symbol und verkaufen selbst gebrannte Spirituosen, die von dem zackigen Kopf gebrandet werden.

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Glaubt man den überlieferten Erzählungen, soll vor Jahrhunderten ein Wildschwein die Ritter der Burg durch lautes Gegrunze geweckt haben, als diese mitten in der Nacht von ihren Feinden angegriffen wurden. Dank des Keilers und seines Warnsignals konnten die von Hardenbergs rechtzeitig reagieren und ihre Angreifer in die Flucht schlagen. Statt der Schlüssel zierte fortan der Keilerkopf das Familienwappen.

Als der kanadische Architekt David John Krause mit dem Bau des Niedersachsen Course beauftragt wurde, griff er diese Geschichte und die hohe Bedeutung des Keilers in der Region auf. Roter Bunkersand symbolisiert seitdem den Mund des Tieres, durchkreuzt von gelbweißem Sand für das Gewaff. Wem das noch nicht Furcht einflößend genug ist, der kann sich über einen beinahe unendlichen See freuen, in dem der Keilerkopf alles andere als friedlich ruht.

Das Paradoxe: Während die Halbinsel von der hoch oben gelegenen Teebox erbsenklein aussieht, wirkt sie, wenn man erst mal draufsteht, wie Bauland für eine Familiensiedlung. Schließlich ist das elfte Grün das mit Abstand größte der Anlage. Das wird auch Head-Pro des Clubs und Präsident der PGA of Germany Stefan Quirmbach nicht müde zu betonen. "Legt euch auf den Bauch", rät er seinen Schülern schon auf der Teebox. "Dann seht ihr nur noch Grün und kein Wasser mehr unter euch."

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Wer seine chronische H2O-Panik trotz solcher Ratschläge nicht in den Griff bekommt und wie Sergio García beim Masters 2018 kiloweise Bälle im Nass versenkt, hat auf dem Niedersachsen Course trotzdem seinen Spaß. Krause und sein Team haben es nämlich geschafft, jeder der 18 Bahnen ein eigenes Highlight zu verpassen. Damit sticht das Signature Hole nicht allein heraus und neben der Bahn 11 gibt es noch 17 weitere Highlights für alle Spieler.

Schon auf der dritten Bahn warten zum Beispiel mit Steinen begrenzte Büsche in der Landezone auf die kleinen weißen Kugeln, bevor es an Loch 4 (Par 3) über einen Canyon geht. Am nächsten Abschlag ist es wiederum ein gigantisches Stein-Atrium (siehe Foto) vor dem Grün, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht und einen möglichst präzisen Abschlag erfordert. So geht es Schlag für Schlag, Fairway für Fairway und Grün für Grün weiter, ehe man Bahn 9 erreicht, dessen Fairway Quirmbach den "Schweizer Käse" nennt. Der Name passt, schließlich zerhacken zahlreiche Topfbunker nicht nur den Rasen, sondern auch das Selbstbewusstsein der Spieler. Die meisten dieser innovativen Hindernisse sind dabei naturbelassen und können auch mal in Form einer Streuobstwiese oder von altem Baumbestand auftreten.

Naturbelassen ist auch der ältere Bruder des Niedersachsen Course, der Göttingen Course: naturbelassen hügelig! Die 50 Jahre alten Bahnen gehen so steil bergauf und -ab, dass selbst Reinhold Messner hier die Puste ausgehen würde. Teilweise ist die Talfahrt steiler als in der "Wilden Maus", ehe ein erneuter Anstieg folgt, bei dem man sich über jeden einzelnen Millimeter Spike unter der Sohle freut. Wer gerne Klischees in die Welt hinausposaunt à la "Golf ist kein Sport", der soll hier mal eine Runde spielen!

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Beispiele gefällig? Da wäre zum Beispiel Bahn 9, die tief hinab ins Tal verläuft, dann jedoch einen Knick nach rechts macht und so weit zum Grün hinauf geht, dass man dieses von unten nur erahnen kann. Weiter geht's mit der 10: Wer auf dem Weg von den Front zu den Back Nine einen kleinen Snack ergattern konnte, wird diesen wahrscheinlich schneller wieder los, als ihm lieb ist, wenn er aus beinahe schwindelerregender Höhe von der Teebox ins Tal hinabblickt. Das große Finale kommt natürlich zum Schluss: Bahn 18. Spricht man auf dem Niedersachsen Course an Loch 4 von einem Canyon, muss hier ein neues Wort erfunden werden. Der Auftrag lautet nicht weniger, als von einem Berggipfel hinüber auf den anderen zu kommen und dafür im Idealfall nur drei Schläge zu brauchen - prost Mahlzeit!

Dabei ist der Göttingen Course trotz seiner sportlichen Herausforderung eine extrem spaßige Angelegenheit und muss sich in keinster Art und Weise hinter dem berühmteren Nachbarn mit dem Keilerkopf-Grün auf der anderen Seite der Anlage verstecken. Der Ausblick ist dank der enormen Höhenunterschiede vielerorts sogar besser als nebenan und breite Fairways sorgen für möglichst wenig Frust bei allen Spielern in puncto Ballverlust. Mit dichten Wäldern, klug angelegten Wasserhindernissen und dem kaum ebenen Boden sorgt das Layout ganz nebenbei trotzdem für jede Menge Anspruch zuzüglich zur Muskelkraft und lässt Langeweile garantiert nicht aufkommen.

Nur wenige Autominuten vom Golf Resort entfernt liegt Nörten-Hardenberg, der Ursprung des Keiler-Imperiums mit der alten Burgruine. Diese ist trotz des Sieges über die Eindringlinge schon seit Jahrhunderten nicht mehr bewohnt. Die Nachkommen der Eigentümer leben jetzt am Fuß des Hardenbergs. Dort betreiben sie auch das "Relais & Châteaux Hardenberg BurgHotel", wo sich die Golfer in gemütlichem Ambiente, im Spa oder bei bestem regionalen Essen von den hügeligen Runden erholen können. Mit dem nur unweit entfernten "Hotel FREIgeist Northeim", hauseigenen Korn- und Whiskybrennereien sowie zahlreichen Events sorgen die von Hardenbergs bis heute für die Hauptattraktionen in der Region.

 
WOHNEN

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RELAIS & CHÂTEAUX HARDENBERG BURGHOTEL
Direkt unterhalb der uralten Burg liegt das "Relais & Châteaux Hardenberg BurgHotel", das die dort sehr präsente Tradition gekonnt mit modernen Standards vereint. Nur wenige Autominuten von der Golfanlage entfernt kann man sich hier bestens von dem hügeligen Marsch über die 18 oder 36 Bahnen erholen. Neben dem Restaurant "Novalis" ist gerade die hauseigene Korn- und Whiskybrennerei einen Besuch wert. Lediglich Mitte Mai sollte man die Anlage weiträumig umfahren, da dann über 30.000 Pferdeverrückte in die Hotelanlage pilgern, um den Dressurreitern im Stadion (Hinterhof) zuzujubeln. www.burghotel-hardenberg.de

Dabei ist ihre Familiendynastie auch im Rest der Republik alles andere als unbekannt. Der Dichter Novalis, nachdem auch das hauseigene Restaurant benannt ist, kommt genauso im Familienstammbaum vor wie Carl August von Hardenberg, einer der Hauptakteure beim Formulieren einer ersten Bundesverfassung 1814. Weitere hochrangige Politiker folgten ihm in seiner Familie, ehe Carl-Hans Graf von Hardenberg als Widerstandskämpfer in der NS-Zeit in die Geschichtsbücher einging.

Obwohl sich in der Welt derer von Hardenberg und ihrer Geschäfte vieles um gestern und vergangene Zeiten dreht, ist ihr Golf Resort auffällig modern aufgestellt. Mit Fußball-Golf will man auch diejenigen zum Golfspielen bringen, die bisher überhaupt keine Berührungspunkte mit dem Sport hatten. Auf elitäres Clubgehabe wird bewusst verzichtet und durch ein großes sowie modernes Trainingszentrum mit Angeboten für Spieler aller Spielstärken und Ansprüchen sorgt man für weitere Sympathiepunkte.

Das sind nur wenige von vielen Gründen, warum jeder beim Autobahnschild Nörten-Hardenberg unbedingt mal den Blinker rechts setzen sollte. Egal ob man einen außergewöhnlichen Rückzugsort jenseits der Alltagshektik sucht - oder ob man schlichtweg Bock auf einen richtig guten Golfplatz hat.

Golfplätze in der Region

HARDENBERG GOLF RESORT NIEDERSACHEN COURSE

HARDENBERG GOLF RESORT NIEDERSACHEN COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.431 Meter

Adresse:
Gut Levershausen 1
37154 Northeim
Tel. +49 (0)5551.90838-0
www.gchardenberg.com

Greenfee:
Montag bis Donnerstag: 68 Euro (18 Loch),
Freitag bis Sonntag: 78 Euro (18 Loch)

Mit dem Bau des Niedersachsen Course schaffte der einst provinzartige Club vor 15 Jahren den Sprung zum landesweit anerkannten Golf Resort. Das liegt nicht nur an dem berühmten Signature Hole (unten), sondern auch an dem abwechslungsreichen Layout des Platzes. Architekt David John Krause schaffte es, jeder Bahn eine Besonderheit unterzumogeln. Von Bunkern in Amphitheater-Look bis hin zu Canyons à la Arizona gibt es hier zahlreiche Überraschungen.

Killerloch:
Es ist die geografische Mitte des 18-Loch-Platzes und findet sich auch im Wappen des Clubs wieder - das allein schon macht das elfte Inselgrün in Form eines Keilerkopfs zum Herzstück der Anlage. Allerdings ist das Saustück auch eine sportliche Herausforderung. Schließlich liegt das Schwein in einem riesigen Teich, und sollte das sandige Maul des Keilers nicht den Ball fressen, dann tut es definitiv das Wasser.
www.gchardenberg.com

HARDENBERG GOLF RESORT GÖTTINGEN COURSE

HARDENBERG GOLF RESORT GÖTTINGEN COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.033 Meter

Adresse:
Gut Levershausen 1
37154 Northeim
Tel. +49 (0)5551.90838-0
www.gchardenberg.com

Greenfee:
Montag bis Donnerstag: 68 Euro (18 Loch),
Freitag bis Sonntag: 78 Euro (18 Loch)

Etwas zu Unrecht steht der 50 Jahre alte Göttingen Course im Schatten seines jüngeren Bruders. Schließlich gibt es auf dem extrem hügeligen Platz nicht nur den besseren Ausblick, sondern auch 18 richtig gute Bahnen, die eine angenehme Mischung aus sportlichem Anspruch, aber eben auch nötiger Fehlertoleranz darstellen. Breite Fairways sorgen dafür, dass man nur wenige Bälle auf Nimmerwiedersehen in die Wicken haut.

Killerloch:
Das Beste zum Schluss: Auf Bahn 18 (Par 5) muss jeder Schuss genau sitzen. Steil bergab wartet in der Landing-Zone ein Teich, und sollte man diesen überstehen, geht es wieder steil bergauf zum blinden Grün. Auch im Süden Niedersachsens kann man so seekrank werden!
www.gchardenberg.com

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