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JuCad

Tragende Rollen

Von Jan Langenbein, Fotos: JuCad

Seit 40 Jahren beweisen die Familienunternehmer Kira und Jörg Jung, dass ein Golftrolley durchaus ein begehrenswertes Designobjekt sein kann. Doch hinter der Unternehmensgeschichte von JuCad steht mehr als nur ausgefeiltes Design. Eine Technik-Erfolgsgeschichte made in Germany.

Wann wurde die Idee geboren, einen Caddy zu entwickeln, den es in diesem Qualitäts- und Preissegment noch nicht gab?
Kira Jung: Da kann ich sagen von der Biegetechnik zum Golfcaddy. Mein Vater Werner Jungmann, ein erfahrener Mann in Sachen Biegetechnik und leidenschaftlicher Golfer, baute 1988 bereits seinen eigenen Caddy aus gebogenem Edelstahlrohr. Der Maschinenbau und die damit verbundene Biegetechnik für die Luft- und Raumfahrt, Industrieanlagen oder die Automobilindustrie sind unser Ursprung.

Wie lange dauerte vor 40 Jahren der Prozess von der ersten Designidee bis zum ersten fertigen Caddy?
Kira Jung: Die Idee kam bei der Arbeit und nach einigen Prototypen war das Ursprungsdesign, das Komfort, ein kleines Packmaß und Langlebigkeit mitbringen musste, geschaffen - ein zerlegbarer Design-Golftrolley aus gebogenem Edelstahlrohr mit einer Drei-Speichen-Felge rollte über die Fairways. Einige Jahre später kam mein Mann Jörg mit ins Boot und entwickelte das Antriebskonzept unseres ersten und damals weltweit einzigen Elektrocaddys mit nicht sichtbarer Antriebseinheit, den JuCad Drive Edelstahl, an dem weder Motoren noch Batterie oder Kabel sichtbar waren. Das war 1998 eine Revolution in der Branche.

Was ist eure Lieblingserwiderung auf den Kommentar "Eure Caddys kosten ja fast so viel wie ein Gebrauchtwagen", den man immer wieder auf Golfanlagen hört?
Jörg Jung: "Damit kann man nur leider nicht auf dem Golfplatz fahren..." Nein, Spaß beiseite: JuCad steht von Beginn an für elegantes und sportliches Design mit viel Komfort und Funktionalität beim Golfspiel. Gerade die Nachhaltigkeit ist uns auch ein wichtiges Anliegen und hier sind unsere Trolleys absolut wertstabil und garantiert langlebig. Unsere modernen Produktionsstätten in Limburg an der Lahn bilden die optimale Grundlage für Versorgungssicherheit, Flexibilität und Schnelligkeit. Je nach Caddymodell benötigt es circa 1.300 Arbeitsschritte bis zum fertigen Produkt. 100 Prozent aller Dreh- und Frästeile fertigen wir in unserem eigenen CNC-Maschinenpark. Aber auch da ist sehr viel Handarbeit gefragt und danach geht es daran, alle Einzelteile zu einem großen Ganzen von Hand zusammenzufügen. Dazu benötigt es viele motivierte Fachkräfte mit langjähriger Erfahrung, durch die jeder einzelne Caddy entsteht.

JuCad: Harte Zeiten: Auch Darth Vader musste mittlerweile umschulen
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Bis heute werden viele unserer Neuheiten von anderen Herstellern nachgeahmt, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Oft unter der Fahne ,made in Germany' und billig im Ausland produziert.
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Tatsächlich in Deutschland zu produzieren ist in der globalisierten Golfwelt ungewöhnlich. Gab es nie Pläne, Teile der Produktion auszulagern?
Jörg Jung: Nein, das stand nie im Raum. Der Corona-Lockdown im Frühjahr hat uns darin bestätigt, unsere Caddys in Deutschland zu produzieren. Das kostet uns als Unternehmen zwar mehr, gibt uns jedoch eine große Sicherheit, Kontrolle und Flexibilität.

Auf welche eurer zahlreichen technischen Innovationen der letzten Jahre seid ihr besonders stolz?
Jörg Jung: Der weltweit erste Edelstahl-Elektrocaddy, an dem weder Motoren noch Batterie oder Kabel sichtbar waren, war 1998 ein großer Coup. 2002 haben wir als erster Hersteller eine Lithiumbatterie zum Einsatz gebracht und 2007 den ersten Titan-Caddy mit Fernsteuerung angeboten. Die Farbvielfalt auf den Golfplätzen wurde von uns auf die Golfplätze gebracht. 2008 waren wir der erste Hersteller, der Carbon im Caddy-Bau verwendet hat, und konnten so den Caddys ganz neue Formen geben.

Worin liegen die Vor- und Nachteile der einzelnen Werkstoffe Titan, Carbon und Stahl beim Caddy-Bau?
Jörg Jung: Alle drei Materialien haben hervorragende Eigenschaften und bieten beste Voraussetzungen für ein langlebiges und wertbeständiges Produkt. Unser Hausmaterial ist seit 40 Jahren Edelstahl, das wir seit der ersten Stunde biegen und verarbeiten. Es ist ein sehr schönes und robustes Material, das wieder aufpoliert werden kann. Auch Titan verarbeiten wir schon sehr lange. Es ist leicht, edel, äußerst robust und kann ebenfalls wieder aufgearbeitet werden. Carbon ist ein extrem leichter, moderner und solider Werkstoff mit hoher Design-Freiheit und optischen Gestaltungsmöglichkeiten. Jedes Material hat seinen Reiz und ist ein echter Hingucker.

Euer Design hat in den letzten Jahren viele Nachahmer in aller Welt gefunden. Seht ihr diese Tatsache als Kompliment für die Qualität eurer Caddys oder ärgert man sich über teils plumpe Plagiate?
Jörg Jung: Bis heute werden viele unserer Neuheiten von anderen Herstellern nachgeahmt, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Oft unter der Fahne "made in Germany" und billig im Ausland produziert. Viele Kunden wechseln nach schlechten Erfahrungen mit solchen zum Teil auch noch zu sehr hohen Preisen erworbenen Produkten dann doch zu JuCad und investieren gerne ihr Geld in unsere qualitativ hochwertigen und wertbeständigen Caddys. Wir sind an diesen Herausforderungen gewachsen und immer wieder bereit, neue Wege zu gehen und Techniken einzubringen, die die Welt der Golfer positiv beeinflussen.

JuCad: Handarbeit: Sämtliche JuCad-Caddys werden hierzulande gefertigt
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Wie überzeugt man Golfer in Märkten, die stark von klassischen Golfcarts geprägt sind, von Hightech-Caddys made in Germany?
Kira Jung: In kleinen, aber konsequenten Schritten, immer vorwärts. Zum Glück ändert sich auch in solchen Ländern das Gesundheitsbewusstsein und Laufen wird populärer in diesen Ländern. Gerade in den USA sind wir auf die kommenden Jahre sehr gespannt. Tatsächlich konnten wir in den USA auch in dieser Saison unter den aktuell schwierigen Bedingungen den Markt ein Stück weit erweitern.

Welche Innovationen sind in den nächsten Jahren im Segment der Golfcaddys zu erwarten?
Jörg Jung: Die Nachfrage nach elektronisch unterstützten Begleitern steigt und dazu gehört ganz klar der Elektrocaddy. Eine Pandemie, wie wir sie gerade erleben, zeigt, wie ideal sich die Sportart auf allen Ebenen eignet. Das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein steigt und wir wollen möglichst lange gesund leben. Da bietet sich Golfspielen einfach an. Es gibt in der Motoren- und Akkutechnik so wie bei den elektronischen Komponenten ständig Innovationen, die kleinere, sehr leistungsstarke Optionen bieten. Wir schauen, was kommt und wo unsere Ideen Platz finden. Die Zukunft wird sicher viel Fortschritt bringen.

 
Infobox

Infobox

Name: Kira & Jörg Jung
Jahrgang: beide 1974
Wohnort: Limburg
Lieblingsplätze: GC Westerwald & GC Wiesensee

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