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Technik-Kolumne

Loft ist nicht alles

Von Fabian Wagner, Fotos: HIO

Wie du dein Wedge-Set-up wirklich verbesserst - Wedges gehören zu den am häufigsten verwendeten, aber am seltensten angepassten Schlägern im Golfbag. Dabei sind sie für viele der entscheidenden Schläge auf der Runde verantwortlich - ob im Bunker, bei Annäherungen aus 70 Metern oder beim sensiblen Chip aufs Grün.

Trotzdem fristen sie in vielen Bags ein geradezu stiefmütterliches Dasein: falsche Lofts, unpassende Sohlenschliffe oder abgenutzte Grooves sind an der Tagesordnung. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Master-Fitter möchte ich dir hier einige Tipps an die Hand geben, wie du mit passenden Wedges mehr Konstanz, mehr Spin und bessere Scores im Kurzspiel erreichen kannst.

WARUM FULL-FACE-GROOVES FÜR MANCHE SPIELER SINNVOLL SIND


Wer die Schlagfläche gern öffnet - etwa im Bunker oder für hohe, weiche Chips -, wird schnell feststellen, dass der Treffpunkt weiter Richtung Schläger-Spitze wandert. Klassische Wedges haben dort häufig keine Grooves, was zu Spin-Verlusten und Kontrollproblemen führen kann. Full-Face-Wedges weisen hingegen über die gesamte Fläche Grooves auf, was die Fehlertoleranz erheblich erhöht.

DIE BEDEUTUNG VON GRIND UND SOHLENBREITE


Die Sohle eines Wedges beeinflusst maßgeblich die Interaktion mit dem Boden. Eine breite Sohle sorgt für Stabilität und mehr Fehlertoleranz - vor allem bei weichem Untergrund oder im Bunker. Wichtig ist jedoch, dass dabei nicht das Öffnen des Schlägerblatts eingeschränkt wird. Ein gutes Beispiel ist unser Modell 023SX-FB: Es kombiniert eine breite Sohle mit gezielter Fersenentlastung ("Heel Relief"), sodass sich der Schläger leicht öffnen lässt und flache Chips, offene Flop-Shots und sichere Kontakte auf feuchtem Boden vereinfacht werden.

LOFTMANAGEMENT: WARUM 56° OFT REICHEN


Viele Amateure haben sowohl ein 56°- als auch ein 60°-Wedge im Bag. Für die meisten Spieler ist jedoch ein gut konzipiertes 56°-Wedge ausreichend. Durch das Öffnen der Schlagfläche lassen sich problemlos die gleichen Höhen und Spins erzeugen wie mit einem 60°-Wedge, jedoch mit deutlich besserer Kontrolle und Konstanz. Das eingesparte Wedge kann dann durch einen womöglich nützlicheren Schläger ersetzt werden, zum Beispiel einen Mini-Driver.

SCHWERPUNKTLAGE - SPIN BRAUCHT HÖHE


Bei einem Wedge sollte der Schwerpunkt höher liegen als bei Eisen oder gar beim Driver. Ein höherer Schwerpunkt sorgt dafür, dass der Ball flacher, aber auch mit mehr Spin fliegt. Die Folge: bessere Kontrolle beim Stoppen auf dem Grün - genau das, was wir bei Annäherungsschlägen brauchen.

Technik-Kolumne:

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WÄHREND DU DEINE EISEN OFT MEHRERE JAHRE SPIELST, IST BEI WEDGES DER VERSCHLEISS DEUTLICH HÖHER - VOR ALLEM, WENN DU VIEL SPIELST ODER HÄUFIG AUS DEM BUNKER ARBEITEST.
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GAPPING: DIE LÜCKEN IM BAG SCHLIESSEN


Ein optimiertes Set bringt nur dann etwas, wenn die Abstände zwischen den einzelnen Schlägern stimmen. Zu große oder zu kleine Distanzen führen zu Unsicherheit und falscher Schlägerwahl. Gerade bei Wedges wird das häufig unterschätzt. Selbst kleine Abweichungen beim Loft können sich auf die Distanz spürbar auswirken. In manchen Fällen kann es daher Sinn ergeben, einige Schläger um ein bis zwei Grad anzupassen, um die Lücken gleichmäßiger zu verteilen. Hierfür sollte eine Gapping Session bei einem Pro oder Fitter durchgeführt werden; die Schläger sollten anschließend gebogen werden.

GAP-WEDGE ODER SATZ-EISEN?


Viele Spieler greifen bei ihrem Gap-Wedge (48°-50°) zu einem klassischen Wedge-Modell, obwohl sie bei vollen Schlägen mit einem Satz-Eisen (z.B. 48° im Eisen-Design) mehr Kontrolle hätten. Gap-Wedges aus dem Eisensatz sind fehlertoleranter und passen in Gewicht, Schaft und Spielgefühl besser zum Rest des Bags. Gerade bei vollen Schlägen ist das ein echter Vorteil.

WEDGES HALTEN NICHT EWIG - UND DAS IST AUCH GUT SO


Während du deine Eisen oft mehrere Jahre spielst, ist bei Wedges der Verschleiß deutlich höher - vor allem, wenn du viel spielst oder häufig aus dem Bunker arbeitest. Denn: Wedges erzeugen Spin - und das funktioniert nur mit scharfen, intakten Grooves. Je stärker ein Wedge beansprucht wird, desto schneller nutzen sich diese Rillen ab.

WANN IST ES ZEIT FÜR EIN NEUES WEDGE?


Als Faustregel gilt:
  • Freizeitspieler (einmal pro Woche): alle zwei Jahre
  • Turnierspieler oder Vielspieler (zwei-, dreimal pro Woche): jedes Jahr
  • Profis: mehrmals pro Saison

SO ERKENNST DU ABGENUTZTE WEDGES

  • Weniger Spin: Du merkst, dass der Ball nicht mehr so schnell stoppt oder zurückrollt.
  • Glänzende Schlagfläche: Die Grooves wirken abgeflacht, die Fläche ist poliert - fast wie Chrom.
  • Kein Gefühl beim Chippen: Du brauchst mehr Kraft, um denselben Ballflug zu erzeugen wie früher.
  • Unregelmäßiger Ballstart: Der Ball rutscht häufiger über die Schlagfläche, statt direkt zu starten.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Zustand der Grooves mit einem Groove-Messer oder unter starker Beleuchtung kontrollieren - oder bringt das Wedge einfach zum Fitter seines Vertrauens. Manchmal reicht schon ein kurzer Blick, um zu wissen: "Dieses Wedge hat seine besten Tage hinter sich."

FAZIT


Ein funktionierendes Wedge-Set-up ist kein Nice-to-have, sondern ein Muss. Es bringt Vertrauen rund ums Grün, sorgt für klar definierte Distanzen und lässt mehr Raum für Kreativität. So hast du nicht nur mehr Kontrolle im Spiel, sondern auch mehr Spaß auf der Runde.

 
Fabian Wagner

Fabian Wagner

Master-Fitter bei HIO Fitting

Eigentlich hat Fabian Wirtschaftsinformatik studiert, doch dann kam Golf dazwischen, das ihn seit Beginn des Studiums nicht mehr loslässt. Im Laufe der vergangenen Jahre hat der Münchener bereits Hunderten Golferinnen und Golfern zu neuen, passenden Golfschlägern verholfen und half auch bereits gestandenen Tour-Pros, das passende Werkzeug zu finden.

www.hio-fitting.de

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