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Putter-Fitting

Achad, Shtaim, gelocht

Von Fritz Lüders, Fotos: Patrick Runte

Schon Bobby Locke wusste, auf dem Grün gewinnt man Turniere. Doch während Eisen, Schäfte, Bälle, sogar Schuhe penibel gefittet werden, kommt dem wichtigsten Schläger kaum Beachtung zu. Höchste Zeit für ein Putter-Fitting!

Man kaufe sich schließlich auch hochwertige Schuhe, bevor man einen Marathon läuft, und nicht erst, wenn man um den Sieg mitrennt, ist eine gängige Begründung, warum ein Fitting schon bei mittelklassiger Spielstärke Sinn mache. Ein guter Punkt, dennoch ist der Putter der letzte Schläger in meinem Bag, bei dem ich den absoluten Drang verspüre, ihn zu optimieren. Seit Jahren spiele ich dasselbe uralte Modell, das mir geschenkt wurde, damit es nicht in einem Keller verschimmelt. "Hauptsache, ich bin mit möglichst wenig Schlägen nah an der Fahne und dann klopp ich ihn schon irgendwie rein", ist seither meine Devise. Leider kostet mich diese Arroganz ein gutes Handicap, und da mein Putten im Laufe der Zeit nicht besser, sondern eher schlechter geworden ist, mache ich mich auf den Weg nach Heidelberg zu Deutschlands modernstem Putter-Studio. "Viele Golfer denken so wie du", macht mir Caledonias Verkaufschef Robbie Sowden klar, als ich ihm von meiner Einstellung zum Putten berichte. "Doch ein Putter-Fitting macht für alle Spielstärken Sinn, solange der Schlag wiederholbar ist." Dann dreht sich Master-Fitter Thore Bienas zu mir um und führt mich in einen Raum voller Kameras und Monitore: "Schließlich ist ein guter Putter der wichtigste Schläger und eine Anschaffung fürs Leben."

Putter-Fitting: Putter-Fitting:
1) "Es gibt Spieler, die sich die teuersten Eisen und Hölzer kaufen, aber beim Putter die letzte Möhre in die Hand nehmen", sagt Robbie von Caledonia. "Das liegt daran, dass sie Ausreden haben wollen, wenn der Ball aus kurzer Distanz nicht reingeht, oder aber weil sie dem Schläger kaum Gewicht beimessen." Mit Schamesröte im Gesicht hole ich meinen halb verrosteten Pro-Ace-Putter hinter dem Rücken hervor, den ich seit Tag eins nutze. Offensichtlich bin ich der zweite Fall, den Robbie beschreibt. "Es gibt anscheinend immer noch Härtefälle", sagt er zu seinem Kollegen und Master-Fitter Thore. Dennoch wird mein alter Putter für die Software mit Orientierungsstreifen hergerichtet. Schließlich kann nur so erkannt werden, welche Bewegungsmuster ich beim Putten habe. Nach einer kurzen Einführung, was die vielen Kameras und Bildschirme zu bedeuten haben, spiele ich mich ein, um das künstliche Grün besser kennenzulernen. Damit die Konzentration nicht wie die Bälle im Loch verschwindet, werden immer nur fünf Putts am Stück ausgeführt.

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2) Vier- von fünfmal treffe ich ins Schwarze. Mit großer Zufriedenheit freue ich mich auf Thores Analyse, bereit, mir ein ordentliches Lob abzuholen. Doch Pustekuchen, sein kritischer Blick verrät sofort, was Sache ist. "Das war ja vom Ergebnis nicht schlecht, aber...", beginnt er und führt mich vor einen Monitor, auf dem ein Meer aus roten Zahlen leuchtet. Es ist verblüffend, wie viel man beim Putten falsch machen kann. "Früher wurde beim Fitting nur auf die Bewegung des Schlägers geachtet", sagt Thore, "doch seit es die Quintic-Software gibt, schauen wir hauptsächlich auf das Rollverhalten des Balls." Ich erfahre, dass ich nach links ziele, doch mit geöffneter Schlagfläche im Treffmoment und einem Mini-Hook (!) Fehler mit Fehlern ausgleiche. Noch bevor ich meine Antwort "Hauptsache, er geht rein" aussprechen kann, vernichtet Thore das Argument: "So kannst du nie mit einem sicheren Gefühl putten, da bei größerer Entfernung der Ball deutlich zu weit rechts ankommen wird." Touché. Allerdings bin ich nicht hier, um den perfekten Putt zu üben, sondern um einen Schläger zu finden, der zu meiner Bewegung passt. Deshalb gehe ich mit Thore zu einer Schublade voller Putter-Einzelteile.

3) Mein Problem: Ich habe einen negativen Lie-Winkel von -3 Grad, stelle den Putter also etwas auf die Spitze. Außerdem ist die Balance zwischen Schlägerspitze und -ferse nicht ausgeglichen. Im Gegenteil: Der Schwerpunkt liegt bei der Ferse. Das erschwert die Rotation im Schwung, weshalb ich mit geöffneter Schlagfläche den Ball treffe. Als Letztes spiele ich den Ball nicht sehr mittig, was der Kugel einen Linksdrall mitgibt. Trotzdem will Thore mir nicht einen völlig neuen Putter zusammenstellen: "Es ist wichtig, dass das Set-up zumindest ähnlich bleibt. An der Schaftlänge und am Griff ändern wir erst mal nichts." Dennoch darf ich mir eine Kopfform aussuchen. "Entscheide dich erst mal nur nach der Optik", rät mir der Master-Fitter und lässt mich zwischen Full-, Half-Mallets und Blade-Puttern wählen. "Schließlich bringt dir der beste Putter nichts, wenn du ihn scheußlich findest." Ich entscheide mich für den Half-Mallet und Thore ändert wegen meines Putt-Verhaltens den Gewichtsschwerpunkt etwas mehr zur Schlägerspitze, damit dieser die Rotation unterstützt. Außerdem passt jetzt der Lie-Winkel perfekt.

Putter-Fitting: Putter-Fitting:
4) Wieder spiele ich fünf Bälle, und obwohl ich merke, dass der Putter ruhiger in der Hand liegt, sich der Ballkontakt besser anfühlt und mir die Optik gefällt, schiebe ich fast alle Putts links am Loch vorbei. Wie ein geschundener Hund hebe ich enttäuscht meinen Kopf, doch diesmal strahlt Thore über beide Ohren. "Wow, das klappt doch sehr gut!" Ich verstehe die Welt nicht mehr, aber der Experte zeigt mir auf dem Analyse-Bildschirm, dass der Schlägerkopf nun deutlich besser rotiert, ich den Ball so treffe, wie ich ihn anspreche, und "wie ein Profi den Ball mittig" berühre. Dann nimmt er noch einmal den Schläger in die Hand, ändert ein paar Gewichtsschrauben, dreht etwas am Hosel und drückt mir den Putter in die Hand: "Hier, das ist der Schläger, den du brauchst."

 

FITTING BEI CALEDONIA PUTTERS

ADRESSE
Im Rott 5 -10
69493 Hirschberg
Tel. +49 (0)6201.84438.266

WEB
www.caledonia-golf.com/putters/de/Fitting

KOSTEN
Gäste: 75 Euro
Kunden: 0 Euro

DAUER
60 Minuten

5) "Durch ein Putter-Fitting darfst du nicht erwarten, dass der Schläger jetzt für dich die Bälle einlocht", bemüht sich Thore, meine Verwunderung zu beseitigen. "Gewöhne dich erst mal an den Schläger und verstehe, dass du den Ball jetzt dahin spielst, wo du hinzielst." Also lässt er mich ein paar Minuten mit meinem neuen Stück Stahl allein, damit wir uns vorsichtig beschnuppern und aneinander gewöhnen können. Tatsächlich entwickelt sich eine ungewohnte Konstanz in meinen Putts, von Schlag zu Schlag loche ich mehr Bälle, und die Zahlen auf dem Monitor zeigen verlässliche, immer wiederkehrende Werte an, mit denen ich nun arbeiten kann. Nach knapp einer Stunde ist das Fitting vorbei und ich muss mich nur noch entschieden, welche Farbe, welchen Griff und welche Details mein Putter erhalten soll. Dabei muss niemand den Schläger kaufen, den er bei Caledonia gefittet bekommt. Jeder kann mit seinem eigenen Putter vorbeikommen und sich seine Werte und Empfehlungen abholen - für lediglich 75 Euro. Selbst wenn man keinen neuen Putter kauft, ist die Analyse Gold wert, schließlich erhält man Infos über die eigenen Putts, die man so nur in einem Hightech-Studio wie dem von Caledonia bekommt.

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