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Der Blick des Architekten

Die Revolution hat begonnen

Von Tony Ristola, Fotos: Tony Ristola

Eigentlich hat Hollywood klargemacht, dass wir uns vor Robotern in acht nehmen sollten, vor allem wenn sie mit jeder Menge Messern ausgestattet sind. Auf Golfplätzen sind diese Zukunftsszenarien glücklicherweise alles andere als dystopisch, wie unser Kolumnist weiss. Er sieht in der Revolution der Roboter hauptsächlich Vorteile für uns.

Bild oben: 1. & 10. Loch, Obing, Deutschland
Eines der besten Par-5-Löcher, die ich je entworfen habe, wurde im Jahr 2001 erbaut. Die enorme Weite, die Topografie des Geländes und der Zickzackverlauf des mächtigen Fairways, das mit dem 2. Loch verbunden war, eröffnen unzählige Routen und Spiellinien. Auch die Ausgrenzen, die beim Annäherungsschlag und rund ums Grün ins Spiel kommen, tragen ihren Teil dazu bei. Die ursprüngliche Breite (schwarze Linie) des Fairways war entscheidend für diese strategischen Möglichkeiten, doch heute sind sie nicht mehr gegeben. Das einst großzügige Fairway, das all diese Optionen bot, ist leider auf einen schmalen Streifen (gelb schattiert) reduziert worden. Dieses Loch, einst ein Musterbeispiel für strategisches Design, ist nun auf eine einzige, sich wiederholende und langweilige Anforderung reduziert: Triff besser das Fairway! Da menschliche Kräfte nicht mehr der treibende Faktor für die Fairway-Pflege sind, kann Robotermähen dazu beitragen, exzellente Löcher und Plätze dieser Art kostengünstig wiederherzustellen.


Leichte Mähroboter wirken oftmals wie lustiges Spielzeug - es scheint sich lediglich um eine neue Marginalie zu handeln. Nachdem ich diese Geräte das erste Mal in Aktion gesehen hatte, machte keines den Eindruck, dass sie die Golfplatzpflege revolutionieren würden. Doch als ich vor einigen Jahren begann, den Zwölfloch-Golfplatz Brautarholt auf 18 Löcher zu erweitern, sah ich eine Flotte von 50 kompakten Robotern, wie sie die 40 bis 90 Meter breiten Fairways bearbeiteten. Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, wie revolutionär diese Technologie und ihre Auswirkungen auf die Golfplatzpflege und -architektur sein würden. Ihre Vorteile sind gravierend und zu zahlreich, um sie in diesem Artikel alle zu behandeln. Dies sind nur die Highlights der Roboterrevolution im Golfsport.

Da moderne Mähroboter elektrisch betrieben werden, sparen Golfanlagen jede Menge Diesel und Benzin. Hinzu kommt, dass diese Geräte über keinerlei Hydraulik verfügen. Das bedeutet, dass keine Hydraulikflüssigkeiten gekauft und gewechselt werden müssen und Lecks, die durch ausgelaufenes Öl die Fairways beschädigen, komplett ausgeschlossen sind.

Herkömmliche Mähwerke sind schwere, sich schnell drehende Spindeln, die präzise geschliffen werden müssen, um scharf zu bleiben. Ich musste lachen, als ich die Schneidwerke von Robotern sah, weil sie im Vergleich so absurd wirkten. Sie funktionieren praktisch wie Rasierklingen. Der Wechsel geht schnell, ist einfach sowie günstig und die Klingen für eine ganze Saison passen tatsächlich in eine Jackentasche. Ich kenne das genaue Gewicht nicht, aber nachdem ich schon herkömmliche Fairway-Mähspindeln angehoben habe, schätze ich, dass allein das Mähwerk deutlich mehr wiegt als ein leichter Roboter - ganz zu schweigen vom Traktor, der das Mähwerk bewegt. Dank der geringen Größe und des niedrigen Gewichts können Roboter auch dann noch arbeiten, wenn der Boden für herkömmliche Mäher zu weich und feucht ist, und maschinenbedingte Verdichtungsprobleme werden reduziert.

Hin und her, hin und her, hin und her - willkommen bei der mühsamsten Arbeit der Golfplatzpflege, stundenlangem Auf-der-Mähmaschine-Sitzen, um Fairways und Semi-Roughs zu mähen! In der Hochsaison kostet das dreimalige traditionelle Mähen pro Woche den Club etwa 24 bis 30 Arbeitsstunden. Semi-Roughs kosten mindestens genauso viel Zeit und Geld. Zusammengefasst spart ein Club durch die Umstellung auf Robotermähen 50 bis 70 Arbeitsstunden pro Woche ein. Ein Großteil dieser vielen Stunden kann von Clubs, die nicht nur Zahlen sehen, sondern auch ihren Platzstandard heben wollen, für oft vernachlässigte Aufgaben eingesetzt werden, um die Rasenqualität und die optische Erscheinung der Anlage zu verbessern.

Der Blick des Architekten:

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ROBOTER QUATSCHEN NICHT, SIE SIND KLEIN GENUG, UM VON GOLFERN IGNORIERT ZU WERDEN, WERDEN NICHT VON FLIEGENDEN BÄLLEN VERLETZT UND MÜSSEN AUF NIEMANDEN WARTEN.
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Bild oben: KLEIN & LEICHT
3,56 cm x 1,87 cm x 0,063 cm - das sind die Abmessungen eines typischen Mähmessers für einen Mähroboter. Die meisten Mäher benötigen fünf Messer, wobei das größte Gerät, das mit einer Ladung 40.000 Quadratmeter mähen kann, 15 Messer benötigt. Die Roboter selbst wiegen circa 14, 18 oder 72 Kilogramm. Zum Vergleich: Der herkömmliche Fairway-Mäher, der als "der leichteste der Branche" beworben wird, bringt über 900 Kilo auf die Waage.


Das Management ist sich oftmals nicht bewusst, wie viel Zeit mit der Fahrt zum Arbeitsplatz, mit der Rückkehr für eine Kaffee- oder Mittagspause, der Rückkehr zum Arbeitsplatz und der Rückgabe der Maschine nach getaner Arbeit verschwendet wird. Dank Robotern gehört auch die Wartezeit von Greenkeepern und ihren Maschinen, die am Fairway-Rand stehend Golfer durchspielen lassen müssen, der Vergangenheit an. Über eine gesamte Saison betrachtet wird viel Zeit und Geld für Transport oder mit Leerlauf verschwendet.

Roboter quatschen nicht, sie sind klein genug, um von Golfern ignoriert zu werden, werden nicht von fliegenden Bällen verletzt und müssen auf niemanden warten. Diese Heinzelmännchen können arbeiten, während alle anderen schlafen, und machen nur Pause, wenn sie aufgeladen werden müssen. Obwohl Mähroboter in ihrer Effizienz unerbittlich sind, sind sie selbstverständlich nicht wartungsfrei. Aber wer oder was könnte das auch schon von sich behaupten?

In Sachen Arbeitsqualität wird ein Roboter niemals die ideale Geschwindigkeit für ein gutes Schnittbild beim Mähen überschreiten, nur weil er schneller fertig werden möchte. Es gibt keine schlampig gemähten Kanten, kein zu spätes Hochziehen der Spindeln und somit auch kein Stück skalpiertes Semi-Rough. Roboter mähen in Perfektion. Sobald die Mähparameter eingestellt sind, halten sich die kleinen Helfer unerbittlich wie ein Terminator an ihre Befehle.

Die besten Golfplätze geben die Spiellinie nicht vor, sondern sie ermöglichen es den Golfern, den besten Weg zur Fahne selbst zu finden. Dafür benötigt eine Spielbahn Breite. In den letzten Jahren haben die Clubs diesen wichtigen Aspekt der strategischen Gestaltung wiederentdeckt und man kann beobachten, wie die Dimensionen der Fairways auf vielen Plätzen mittlerweile zwischen 40 und 70 Metern liegen. Ich erinnere daran: In Brautarholt, wo lediglich eine Minimal-Crew den Platz pflegt, sind die Spielbahnen 40 bis 90 Meter breit.

Viele Clubs haben die Fairways jedoch, oft um Zeit und Geld zu sparen, so schmal gemacht wie die Grüns, auf die man zuspielt. Solche knappen Fairway-Bänder, die sich scheinbar durch weite Landschaften ziehen, wirken unästhetisch und ihre unerbittliche Enge macht das Spielen wenig angenehm. Roboter können solche Schäden an Ästhetik und Spielbarkeit über Nacht beheben.

Mit Robotern lässt sich das ideale Set-up für einen Golfplatz im Handumdrehen erreichen. Mein Ideal ist die möglichst vollständige Vermeidung von Stufenschnitten und Semi-Rough. Ich würde versuchen, die Grüns ohne Stufenschnitte oder Semi-Ringe um Bunker herum zu mähen. Der Schwerpunkt würde auf dem Mähen von Grüns, Fairways und Hard Roughs liegen, denn je geringer die Schnitthöhen eines Platzes sind, desto natürlicher wirkt dieser und desto angenehmer ist das Spiel. Der Vorteil? Mit Robotern ist dieses ideale Set-up besonders kosten- günstig. Ein Platz mit breiten, einladenden Fairways ist selbst für die finanzschwächsten Clubs keine Fiktion mehr, da optimale Pflege nicht mehr nur mit hohem Personalaufwand zu bewerkstelligen ist.

Die größte Herausforderung beim Rasenmähen mit Robotern ist das Herbstmähen, wenn Laub auf dem Grundstück liegt. Obwohl in dieser Jahreszeit weniger gemäht wird, müssten Golfclubs mit Laubbäumen die Fairways sauber blasen, damit die Mähroboter optimal arbeiten. Viele Golfclubs tun dies ohnehin mit ihren herkömmlichen Rasenmähern, aber beim Mähen mit Robotern ist es ein absolutes Muss.

Die Roboter-Mährevolution steckt noch in den Kinderschuhen und schon jetzt bietet sie unglaubliches Potenzial, das die Greenkeeping-Branche auf den Kopf stellen wird. Ich finde es toll, dass Roboter kostengünstig der langweiligen, bowlingbahnähnlichen Wiederholung durch immer schmaler werdende Fairways entgegenarbeiten können. Diese oft aus Zeitmangel getroffene Platzpflegeentscheidung raubt dem Golfspiel jeden Spaß- und Abenteuerfaktor, weil sie den Golfern diktiert, wie sie ein Loch zu spielen haben. Ein oder zwei anspruchsvolle Löcher dieser Art mögen der Abwechslung wegen vielleicht akzeptabel sein, aber als Dauerprogramm ist diese Monotonie schädlich.

Roboter sind Werkzeuge, die das Golfspiel unterhaltsamer und interessanter machen und die Plätze schöner und naturverbundener erscheinen lassen. Kaum zu glauben, dass diese Revolution von Geräten herbeigeführt wird, die vor Kurzem noch müde als Spielzeuge für exzentrische Spinner gesehen wurden.

 
Der Autor

Der Autor

Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein. www.tonyristola.com

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