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Stroke of a Genius

Craig Perks 2002

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images

Es war ein großes Jahr für Neuseeland. Nicht nur weil der erste "Herr der Ringe"-Film 2002 für 13 Oscars nominiert war, sondern auch weil Craig Perks mit einem unfassbaren Finish Players Champion wurde.

Ort: TPC Sawgrass, Ponte Vedra Beach, Florida (USA) Turnier: The Players Championship Datum: 24.03.2002 Schläger: Sand Wedge

Vorgeschichte


Der Neuseeländer Craig Perks personifiziert das, was man im Englischen "journeyman" nennt. Seit er sich 1999 über die Qualifying School seine Karte für die PGA Tour sicherte, hat der Wahl-Amerikaner stets am Existenzminimum geknabbert. Seine einzigen Erfolge waren vier Siege auf der unterklassigen Hooters Tour, wobei er einmal einen Scheck von 11.000 Dollar kassierte. Auf der PGA Tour verpasste der 203. der Weltrangliste vor der Players Championship allerdings bei 57 Prozent seiner Starts das Wochenende. 2002 hatte Perks jedoch einen guten Start in die Saison hingelegt: mit sieben geschafften Cuts in Folge und Rang fünf bei der Genuity Championship.

Ausgangslage


Nach drei Bogeys und einem Doppel-Bogey am Donnerstag war Perks bereit für den Heimflug nach Louisiana, doch dann sorgte sintflutartiger Regen für eine Spielpause. "Ohne sie hätte ich nie den Cut geschafft", gab er anschließend zu. Stattdessen nutzte Perks die Zwangspause auf der Range zu einer Veränderung der Ballposition und schoss auf den letzten fünf Löchern vier Birdies. Nach zwei starken Runden lag er plötzlich in Führung und die damit verbundene Nervenbelastung sorgte für eine wilde Scorekarte am Finaltag. Perks traf bis zur 15 nur drei Fairways, hatte sieben Bogeys auf der Karte und die Führung an den Kanadier Stephen Ames verloren.

Traumschlag 1


Nachdem er auf Bahn 16 endlich einmal das Fairway getroffen hatte, schaltete Perks auf Attacke und griff mit einem Eisen 4 das 199 Yards entfernte Halbinselgrün an. Der Ball driftete jedoch immer weiter nach rechts ab und schien zu einem Ende im Wassergrab bestimmt, wurde jedoch von einem schmalen Rough-Streifen gerettet. Perks griff zum Sand Wedge und lochte zum Eagle - ganz wie erwartet: "Ich möchte nicht wie ein Narzisst wirken, aber ich habe großes Vertrauen in mein kurzes Spiel." Das Selbstvertrauen übertrug sich auch auf das legendäre Inselgrün der 17, wo er einen Zehn-Meter-Putt zum Birdie lochte und wieder die alleinige Führung übernahm.

Traumschlag 2


In Führung liegend würden die meisten die schwierige Schlussbahn von Sawgrass defensiv spielen. Nicht so Perks: "Wo ich kann, schlage ich Driver." Sprach's und blockte den Drive rechts unter die Bäume. Als er den zweiten Schlag nur zurück aufs Fairway chippte und den dritten über das Grün ins Rough schlug, witterte der TV-Kommentator schon ein Play-off: "Das Letzte, was man dort machen möchte, ist, zu lang zu sein." Perks griff jedoch, ohne groß nachzudenken, zum Wedge, schlug einen Lob-Shot so weich wie Margarine und reckte den Schläger zum Himmel, als der Ball unaufhörlich Richtung Loch rollte und mit der letzten Umdrehung verschwand.

Nachspiel


Bei der Siegerehrung war Perks wie in Trance. Als Vorjahressieger Tiger Woodsihm den Pokal mit dem Kommentar "Du bist unglaublich!" überreichte, brachte der 35-Jährige kaum ein Wort hervor. "Ich war nervöser als auf der Runde", lachte Perks anschließend. Sein Preisgeldscheck über eine Million Dollar blieb der größte seiner Karriere. Der Players-Sieg zahlte sich jedoch noch auf andere Weise aus und ermöglichte Perks eine Laufbahn als TV-Kommentator. Und an jedem 24. März erhält er eine SMS von seinem damaligen Spielpartner Carl Paulson: "Ich texte ihm scherzhaft jedes Jahr mit ein paar Schimpfwörtern garniert: ,Frohen Craig Perks Day!'"

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