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Buyer's Guide 2022

Putter

Von Dan Owen, Fotos: PR, Getty Images

Nicht nur bei den Drivern, auch auf den Grüns ist in dieser Saison Carbon der letzte Schrei. Da bei keiner anderen Schlägergattung die persönlichen Präferenzen derart wichtig sind wie beim Putter-Kauf, hat die Industrie auch 2022 vom klassischen Bladeputter bis hin zum mit modernster Technik vollgestopften Raumschiff alles zu bieten.

Bild oben: VIER JAHRE VORSPRUNG - Cameron Champ hat seine Ping PLD Putter bereits seit 2018 im Bag und gewann damit zwei PGA-Tour-Titel: "Meine Finalrunde bei der San derson Farm Championship 2018 war die wahrscheinlich beste Putt-Performance meiner Karriere. Ich habe nur 24 Putts benötigt." 2022 kommen die Ping PLD endlich für alle auf den Markt

Es kommt wirklich selten vor, dass in der Welt des Putter-Designs etwas vollkommen Neues präsentiert wird. Wie viele Möglichkeiten kann es schließlich geben, einen Ball vorwärts in Richtung Loch rollen zu lassen, die noch nicht durchgedacht und ausprobiert wurden? LA Golf könnte diese Quadratur des Kreises nun gelungen sein. Die Marke war bisher hauptsächlich für ihre Graphitschäfte und Celebrity-Miteigentümer namens Dustin Johnson und Bryson DeChambeau bekannt und hat nun einen revolutionären Putter vorgestellt, den man so noch nicht gesehen hat.

Mit einer Hollywood-reifen Marketingkampagne vorgestellt, versprüht der neue LA-Golf-Putter ohne Zweifel jede Menge Glamour. Das ist allerdings auch nötig, schließlich fällt der Preis mit satten 1.500 Dollar pro Stück äußerst saftig aus. Solche Summen war man bisher höchstens von Tour-Custom-Modellen aus dem Hause Scotty Cameron oder Präzisionsware von Kramski gewohnt. Was rechtfertigt einen solchen Preis? Carbon-Fasern - und zwar jede Menge davon. Die gesamte Schlägerkopfkonstruktion besteht aus Carbon und fällt daher extrem leicht aus. Dank dieser Gewichtseinsparung ist es LA Golf nach eigenen Angaben gelungen, den Sweet Spot des Putters im Vergleich zu einem Stahlmodell um 50 Prozent zu vergrößern. "Der Hauptgrund, warum Amateure so viele Putts zu kurz lassen, ist, dass sie den Ball meist nicht im Sweet Spot treffen. Deshalb haben wir daran gearbeitet, den Sweet Spot um die Hälfte zu vergrößern, ohne das Schwunggewicht das Putters zu verändern", erklärt Bryson DeChambeau die Neuentwicklung. Doch damit nicht genug der Lobeshymnen von Profiseite, denn auch Michelle Wie West ist mittlerweile Teil des LA-Golf- Teams: "Als ich den LA-Golf-Putter zum ersten Mal ausprobierte, war ich überwältigt. Der Ball rollt absolut pur bereits direkt nach dem Treffmoment."

Im vergangenen Jahr kaufte LA Golf die Putter-Spezialisten von SIK Golf auf und integrierte sie in das Unternehmen. Daher ist nun auch die von SIK Golf populär gemachte Descending Loft Face Technology1, die für konstanten Roll der Putts sorgt und von Bryson DeChambeau längst auf der Tour gespielt wird, in den Puttern zu finden. Wie es sich für einen Schaftspezialisten gehört, hat LA Golf natürlich auch einen innovativen Putter-Schaft im Sortiment. Dank eines großen Durchmessers reduziert der Anti-Vibration Shaft schädliche Rotationen des Putter-Kopfs auf ein absolutes Minimum, um auf den Grüns das Maximum an Konstanz zu liefern. Die schlicht-schwarze Carbon-Optik dieses Hightech-Putters erinnert in ihrer edlen Sportlichkeit an moderne Supersportwagen und wird garantiert viele Fans finden. Auch angesichts des astronomischen Preises ist der LA-Golf-Putter sicher kein Produkt für die Massen, dennoch ist es erfreulich zu sehen, dass auch in einem stark besetzten Markt wie dem der Putter immer wie der neue Ideen das Licht der Welt erblicken.

Der Marktführer Odyssey hat in dieser Saison drei Neuheiten zu bieten. Die Tri-Hot-5K-Modelle wurden als Blades entwickelt, die es in Sachen Performance mit Mallet-Puttern aufnehmen können. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, haben die Konstrukteure bei Odyssey den Schwerpunkt der Schlägerköpfe, die aus Stainless-Stahl, 120 Gramm Wolfram und 6061er-Aluminium aus dem Flugzeugbau bestehen, weiter vorne positioniert. So wird ein Trägheitsniveau des Putters bei Fehl-Putts erreicht, wie es bei einem Blade-Putter bisher nicht möglich war. Der Distanzkontrolle und folglich der Konstanz auf den Grüns kommt die neuartige Gewichtsverteilung der Tri-Hot 5K Putter sehr entgegen.

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NEUER STOFF - Mit dem ersten komplett aus Carbon gefertigten Putter-Kopf sorgt das Team von LA Golf in dieser Saison für Furore

Bei der neuen Eleven-Putter-Serie geht Odyssey beinahe den entgegengesetzten Weg, handelt es sich doch um äußerst fehlertolerante Mallet-Schlägerköpfe, die, ausgestattet mit einem Best-of der Odyssey-Technik-Features der letzten Jahre wie den Stroke-Lab-Schäften oder dem populären White-Hot-Insert, Profis wie Amateure durch vorzügliche Spielbarkeit glücklich machen werden. Auch hier wanderte der Schwerpunkt jedoch weiter nach vorne, was für Mallet-Putter zunächst unlogisch erscheint, macht es den Schlägerkopf doch weniger gutmütig. Die Entwickler sind sich aber sicher, so den Mallet-Puttern die positiven Spielcharakteristiken eines Blade verliehen zu haben, ohne dabei die Fehlertoleranz zu beeinträchtigen.

Optisch sind die scharfen Kanten der Eleven-Putter, deren Forminspiration vom berühmten Odyssey-No.-7-Modell stammt, absolut stimmig und dürften selbst Puristen überzeugen. Vor allem weil jedes Modell mit einer einzelnen Ziellinie, den bekannten Odyssey-Triple-Track-Linien oder komplett ohne Zielhilfe erhältlich sind.

Neue Toulon Design Putter runden das Odyssey-Sortiment für diese Saison ab. Als Einstieg in die Welt der High-End Milled Putter erweitert Toulon Design bereits seit Jahren die Zielgruppe von Odyssey. Neu sind 2022 einige Kopfformen, ein schickes Tour-Black-Satin-Finish und vor allem die Deep-Diamond-Groove-Schlagfläche. Eine tief in die Schlagfläche gefräste Struktur in der Form von Diamanten verbessert im Vergleich zu den Vorjahresmodellen nicht nur den Klang der Putter im Treffmoment, sondern minimiert störende Vibrationen auch spürbar. Auf der Tour hatten die neuen Toulon Design Putter einen glänzenden Einstand, denn Danny Willett nahm das neue Modell bereits nach dem ersten Test ins Bag und gewann prompt die Alfred Dunhill Links Championship im vergangenen Oktober. "Ich mochte den Daytona-Beach-Putter vom ersten Moment, an dem ich ihn sah. Nach den ersten Putts wanderte er sofort in die Tasche und das war wohl auch gut so", gab der ehemalige Masters Champion nach seinem achten Sieg auf der European Tour zu Protokoll.

Auf den diversen Profitouren waren die Ping-PLDPutter bereits seit mehr als zwei Jahren im Einsatz und sammelten mehr als 20 Siege. Für Otto Normalgolfer waren die 100 Prozent CNC-gefrästen Schönheiten allerdings kaum zu bekommen. Lediglich eine streng limitierte Edition war 2020 kurz erhältlich. Damit ist nun Schluss, denn in dieser Saison werden die High-End-Putter ganz regulär im Ping-Sortiment erhältlich sein. Vier Stunden ist die CNC-Fräse mit einem einzigen Putter-Kopf beschäftigt und auf Wunsch vieler Tour-Pros kommt die neu entwickelte AMP2-Schlagfläche in den PLD-Puttern zum Einsatz. Sie werden damit also die technische und optische Speerspitze des Ping-Sortiments bilden und sicher keine Schnäppchen sein. Vier verschiedene Schlägerkopfformen und zwei verschiedene Finish-Varianten stellen sicher, dass jeder Schwungtyp seinen passenden PLD-Putter finden sollte.

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Links: NOBELHOBEL - Odysseys Boutique-Serie Toulon Design ist 2022 in acht verschiedenen Kopfformen zu haben, darunter das Hightech-Mallet Le Mans. Rechts: DONUT - Ein Loch inmitten des Evnroll Zero erlaubt es den Entwicklern, noch mehr Gewicht im Randbereich des Kopfs zu verteilen

Bettinardi-Putter werden zu 100 Prozent in den USA in ihrem Werk in Chicago gefräst, das Unternehmen von Gründer Bob Bettinardi hat somit die vollständige Kontrolle über den Produktionsprozess. Die hat zur Folge, dass ein Exemplar der neuen BB-Putter, die im Pro-Shop verkauft werden, von exakt denselben Maschinen und Händen und aus demselben Material gefertigt wird wie die Modelle der Tour-Profis. Die gefrästen Schlagflächen der Bettinardi-BB-Putter sind berühmt für ihr butterweiches Feedback, auch ganz ohne Insert, lediglich ein charakteristischer Schliff ist nötig. Vier verschiedene Kopfformen und ein Linkshändermodell, allesamt in schlichtem und stylishem Schwarz gehalten, stehen ab sofort für alle Fans von klassischen Kopfformen und echter Fräskunst zur Verfügung.

Bei ihrer technisch und optisch weitaus progressiveren Inovai-Serie ist dem Team in Chicago nun endlich auch ein ästhetischer Volltreffer gelungen. Der Inovai 8.0 ist in den Ausmaßen um etwa fünf Prozent gegenüber seinen Vorgängern geschrumpft und verfügt über ein auffälliges Flügeldesign, das nicht nur das Trägheitsmoment der Putter steigert, sondern auch viel Selbstvertrauen in der Ansprechposition über dem Ball verleiht. Das blaue Finish ist einem eleganten Schwarz gewichen, was diesen Kunstwerken den letzten Schliff verleiht. Mit den klassischen Designs der BB-Serie und den Inovai-Hightech-Mallets hat die Bettinardi-Familie in diesem Jahr für alle Geschmäcker den richtigen Putter in der Schublade.

Als erfolgreichste Putter-Serie in der Firmengeschichte haben sich die Spider zur echten Cashcow für TaylorMade entwickelt und folgerichtig auch dieses Jahr ein Upgrade erfahren. Vier neue Spider-Modelle werden 2022 erhältlich sein, darunter der Spider GT. Das neue Flaggschiff der Familie besteht aus einem markant roten Kernstück, das aus 6061-Aluminium gefertigt wird und 145 Gramm auf die Waage bringt. Damit fällt der mittlere Teil des großen Schlägerkopfs enorm leicht aus und das Gewicht der Multi-Material- Konstruktion kann in den Randbereichen konzentriert werden. In Zahlen: Zwei 90 Gramm schwere Stahlgewichte in den Seiten des Spider GT versammeln 82 Prozent des Gesamtgewichts des Putters an den Rändern des Schlägerkopfs, was zu extremer Richtungsstabilität bei schlecht getroffenen Putts führt. Bill Price, Direktor der Putter-Entwicklung bei TaylorMade, beschreibt sein neues Baby wie folgt: "Mit dem Spider GT haben wir unseren kantigsten und stabilsten Spider aller Zeiten designt, indem wir eine neue, moderne Flügelkonstruktion verwendet haben, die anderen hoch stabilen Spider-Puttern der Vergangenheit ähnelt. Durch das Entfernen des Gewichts aus der Mitte des Schlägerkopfs haben wir ein höheres Trägheitsmoment und mehr Stabilität aus der Konstruktion gekitzelt."

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DICKKÖPFE - Die drei neuen M.Craft-OMOI-Putter-Modelle von Mizuno haben je nach Modell bis zu 28 Gramm pro Schlägerkopf zugelegt. Leichtere Griffe helfen, das Schwunggewicht nicht zu beeinflussen, und erleichtern es dem Golfer, die Schlagfläche durch den Ball hindurch rotieren zu lassen

Ebenfalls erwähnenswert ist der Spider GT Notchback, ein Design, bei dem die Ingenieure in Carlsbad moderne Designphilosophie mit einer traditionellen Kopfform verschmelzen konnten. In keinem anderen Spider-Modell wurde der Schwerpunkt des Putters so weit vorne platziert, was es guten Spielern erleichtert, die Schlagfläche während der Putt-Bewegung leichter rotieren zu lassen. Zwei strategisch platzierte Wolframgewichte wurden in den Aluminiumkörper des Schlägerkopfs eingebaut, um so den höchsten MOI zu erreichen, den je ein Mid-Size Mallet Putter von TaylorMade aufweisen konnte. An Fehlertoleranz mangelt es dem Spider GT Notchback also keineswegs.

Ebenfalls aus Kalifornien kommt ein einzigartiges neues Modell von Evnroll dieses Jahr: der Zero. Die Grundlage jedes Evnroll-Putters sind seine patentierten parabolischen Grooves. Im Evnroll-Sprachgebrauch nennt sich das Ganze Sweet-Face-Technologie und unterscheidet sich grundsätzlich von den Modellen aller anderen Putter-Marken. Vereinfacht ausgedrückt: Das Groove-Design der Evnroll-Modelle ist derartig ausgeklügelt und einzigartig, dass es die Richtungs- sowie die Distanzkontrolle verbessert. Das mag zwar zu schön, um wahr zu sein, klingen, wurde jedoch von unabhängigen Studien3 und Feedback von Tour-Pros bestätigt.

Der Zero verfügt über ein Face-Forward-Design. Dies hat zur Folge, dass der Schaft den Kopf sehr nahe des geometrischen Schwerpunkts schneidet. Infolge dessen sitzt die Schlagfläche vor dem Schaft und "schaut" so fast auf die Ziellinie. Dies führt auch zum Namen Zero, da der Ball in der Ansprechposition vollkommen zu sehen ist und von keinem Teil des Putters verdeckt wird, als Golfer hat man daher mit null Sichteinschränkung zu kämpfen. Der verbaute Gravity Grip unterstützt den Face-Forward-Effekt noch zusätzlich, denn das zusätzliche Gewicht im Griff hält den Putter stabil auf der Ziellinie. Bei all dieser Techniktheorie ist im Hinblick auf einen derartigen Hightech-Putter wie den Zero, der in seiner Größe eher einem Brandeisen gleichkommt, für den Amateurgolfer jedoch nur eine Frage entscheidend: Gefällt diese monströse Konstruktion oder nicht? Lautet die Antwort ja, dann steht Putten wie auf Schienen nichts mehr im Wege.

1. Der Loftwert der SIK Putter variiert je nach Lage auf der Schlagfläche: Nahe der Top-Line verfügen die Putter über die traditionellen 4° Loft, weiter unten nahe der Leading Edge beträgt der Loft nur noch 1°.
2. Das aggressive Milled Pattern der PLD-Schlagfläche liefert ein direktes Feedback, wie es bessere Spieler bevorzugen.
3. Hierzu wurden Daten von Golfern verschiedener Spielstärken mit dem Quintic Ball Roll System erhoben und ausgewertet.


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