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Ryder Cup 2018

Finaltag: Zwölf Freunde müsst ihr sein

Von Jan Langenbein, Fotos: Jan Langenbein

Team Europa gewinnt den Ryder Cup mit einer schier unglaublichen Dominanz, zu der jeder der zwölf Spieler seinen entscheidenden Teil beigetragen hat.

Für einen kurzen Moment sah es an diesem Sonntag in Le Golf National so aus, als könnte Team USA den eigentlich überwältigenden 6:10 Rückstand beim Ryder Cup 2018 aufholen, denn Jim Furyks ersten drei Spieler auf dem Platz - Justin Thomas, Brooks Koepka und Webb Simpson - lieferten ab und brachten 2,5 Punkte für die Amerikaner auf die Anzeigetafel.

Doch je tiefer die Sonne über der Anlage stand, umso deutlicher wurde, wie überlegen dieses europäische Team seinen sonderbar lethargisch wirkenden Gegnern aus Amerika tatsächlich war. Als Jon Rahm auf Loch 17 Tiger Woods besiegte und Thorbjørn Olesen auf Loch Nummer 14 Jordan Spieth 5&4 abfertigte, stand fest, dass jeder europäische Spieler mindestens einen vollen Punkt zum 17,5-zu-10,5-Sieg beigetragen hatte.

So war das Finale des Ryder Cup 2018


Die Bilanz auf amerikanischer Seite fällt dagegen ernüchternd aus. Bryson DeChambeau, Phil Mickelson und Tiger Woods blieben allesamt punktlos und in der abschließenden Pressekonferenz lies ein sichtlich angeschlagener Tiger Woods kein Zweifel daran, wie sehr ihn das wurmt: "Meine Bilanz ist 0:4 und ich bin extrem enttäuscht darüber, denn es bedeutet, das sind vier Punkte, die an das europäische Team gingen und ich meiner Mannschaft nicht helfen konnte."

Justin Thomas, Jordan Spieth, Tony Finau und Webb Simpson waren die einzigen Spieler in den Reihen von Team Amerika, die während der drei Tage von Paris halbwegs Normalform erreichten, und es schien beinahe so als wäre das gesamte Team nicht nur von einem exzellent aufspielenden Team aus Europa, sondern auch von einem außerordentlich schwierigen Golfplatz überrascht worden.

Captain Jim Furyk wollte diese Entschuldigung allerdings nicht gelten lassen und stellte klar, wie einzigartig er und seine Spieler den ersten Ryder Cup auf französischem Boden empfunden haben: "Diese Stadionatmosphäre, der Golfplatz und die Fans waren unglaublich und wir wurden die gesamten Woche von allen hier auf der Anlage extrem gut behandelt, dem europäischen Team ausgenommen."



Mit seinem 2up-Sieg über Rickie Fowler machte sich Sergio Garcia als besten Punktescorer aller Zeiten unsterblich und überholte Nick Faldo um einen halben Zähler, der den bisherigen Rekord mit 25 erzielten Punkte hielt. Der unangefochtene Star der Woche war allerdings Francesco Molinari, der mit einem ungefährdeten Sieg über Phil Mickelson an der 16 nicht nur den entscheidenden Punkt für Europa sicherte, sondern alle fünf seiner Matches gewann. Nie zuvor gelang einem Europäer diese lupenreine Leistung. Kein Wunder, dass die beiden auf dem Weg zur Siegerparty bereits in bester Champagnerlaune die Frage- und Antwortrunde mit der versammelten Weltpresse an sich rissen. Garcia übernahm schlicht das Fragestellen an seinen Mannschaftskollegen Francesco Molinari: "Was hast du gegen die Löchern 17 und 18?", wollte der Spanier wissen und spielte damit darauf an, dass für Molinari bei jedem seiner fünf Matches spätesten auf der 16 Schluss war. "Dir ist schon klar, dass dieser Golfplatz 18 Löcher hat?" "Ich habe die 17 und die 18 gespielt. Am Dienstag!", lautete der perfekte Konter des Italieners.

Ian Poulter hatte nach seinem Sieg über Dustin Johnson nichts als Lob für seinen Captain übrig: "Thomas war die gesamte Woche ruhig und gefasst. Er kennt uns alle extrem gut und es war enorm wichtig, einen solchen Ruhepol in unserer Mitte zu haben." Und auch Justin Rose wusste genau was dieses europäische Ryder-Cup-Team gegen eine zuvor stark favorisierte Mannschaft aus den Vereinigten Staaten so stark machte: "Unser Team war die gesamte Woche über absolut gnadenlos in jedem Aspekt. Wir haben unser Visier erst hochgeklappt, als Alex diesen unglaublichen Putt auf der 18 gelocht hat."

Alex Noren konnte sich zu diesem Zeitpunkt das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesichte wischen, sein versenkter 15 Meter Putt auf dem 18. Grün war die Kirsche auf einem unglaublich leckeren Stück Patisserie, das Thomas Bjørn und seine Männer in Paris auf den Tisch zauberten.

In zwei Jahren gilt es, den Cup in Whistling Straits, mitten im amerikanischen Niemandsland von Wisconsin, zu verteidigen. Team Europa schein schon jetzt absolut bereit dazu.

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