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Ryder Cup 2025 - Team Europa

They Might Be Giants

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Imago (1), Getty Images (3)

Einer für alle, alle für einen. Der europäische Erfolg ist das Ergebnis von jahrelanger Planung, Teamwork, Selbstlosigkeit und einem Führungsquartett, das ganze Generationen inspirieren wird.

Als der Ryder Cup Mitte der 1970er aufgrund der US-Dominanz in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden drohte, sorgte ein Quartett für eine europäische Renaissance. Seve Ballesteros, Bernhard Langer, Nick Faldo und Ian Woosnam gewannen zusammen 88 Ryder-Cup-Punkte, waren als Spieler oder Kapitän an acht Ryder-Cup-Siegen beteiligt und inspirierten Generationen europäischer Golfer. Rory McIlroy, Tommy Fleetwood, Jon Rahm und Justin Rose sind spätestens mit dem Ryder-Cup-Erfolg in Bethpage Black in ihre Fußstapfen getreten. In den Vierern waren sie an 8,5 der 11,5 europäischen Punkte beteiligt und ließen sich dabei weder von unflätigen Beleidigungen aus den Zuschauerrängen noch von Bryson DeChambeau und Schefflers Caddie Ted Scott aus der Ruhe bringen, die am Samstag auf Krawall aus waren.

Seit Rory McIlroy 2010 sein Ryder-Cup-Debüt gab, gingen sechs der acht Events an Europa. Die vier Euro-Fighter holten bis heute 61,5 Punkte und werden gefühlt mit jedem Cup stärker - und das, obwohl Justin Rose mit 45 Jahren langsam selbst ins Kapitänsalter kommt. Ein Grund ist die vollkommene Selbstaufgabe für das Ziel. Wie bedeutend der Ryder Cup für Team Europa ist, illustriert keiner besser als Rory McIlroy. 2009 gestand er über den Ryder Cup: "Es ist kein wichtiges Event für mich. Letztlich ist es nur ein Schaukampf. Ich gebe natürlich mein Bestes, aber ich werde nicht mit geballten Fäusten herumlaufen." 16 Jahre später ist er der Spiritual Leader, ballt die Fäuste wie Boris Becker zu seinen besten Tagen und ist mit seiner Inbrunst, Leidenschaft und vor allen Dingen mit seinen golferischen Fähigkeiten zur Hassfigur der US-Fans geworden. In Bethpage musste er sich Demütigungen der übelsten Art anhören. Fans machten Kommentare zu seiner Ehe und riefen in Anwesenheit von Rorys Ehefrau Erica den Namen einer US-Reporterin rein, mit der ihm auf Social Media eine Affäre unterstellt wurde. Rory antwortete, wie es nur die Allerbesten können. Nachdem er wiederholt von Pöblern gestört wurde, drehte sich Rory am Samstagmorgen um, rief das englische Äquivalent zu "Haltet eure verdammte Fresse!" ins Publikum und nagelte den Ball aus 136 Metern tot zum Birdie an die Fahne. Als er in der Sieger-Pressekonferenz gefragt wurde, was für ein Gefühl das gewesen sei, machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Very fucking satisfying!"

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DEM IREN, DER FÜR DEN RYDER CUP BRENNT WIE KEIN ANDERER, FIEL ES ZU, DEN ENTSCHEIDENDEN PUTT ZU EUROPAS TITELVERTEIDIGUNG ZU LOCHEN.
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Nicht weniger wichtig für Europas Erfolg waren Tommy Fleetwood, Jon Rahm und Justin Rose. Fleetwood gewann an der Seite von McIlroy und Rose alle vier Matches. Seine Vierer-Siegquote von 80,8 Prozent ist nicht nur beeindruckend, sondern historisch und lässt selbst Tom Watson und Arnold Palmer verblassen. Rahm hat wie Fleetwood noch nie einen Foursome im Ryder Cup verloren und wirkte besonders am Freitag unantastbar. Und Justin Rose puttete in den Vierern, als sei das Loch einen Meter breit. Bestes Beispiel: Im Fourball am Samstag reduzierte Rose seinen Partner Tommy Fleetwood fast zum Zuschauer, indem er die ersten acht Löcher sechs unter Par spielte und dafür sorgte, dass das Giganten-Duo Scottie Scheffler und Bryson DeChambeau auf die Mütze bekam.

Die Brillanz des Führungsquartetts ermöglichte den acht anderen, im Hintergrund ihre eigenen Akzente zu setzen. Ludvig Ĺberg hatte am Freitag und Samstag gebrauchte Tage erwischt, steuerte aber in den Einzeln den einzigen und unbezahlbaren vollen Punkt für die Europäer bei. Matt Fitzpatrick revidierte seine bisher desaströse Ryder-Cup-Bilanz und wurde in Bethpage zum absoluten Leistungsträger. Sepp Straka lochte in den Fourballs mit Jon Rahm immer wieder entscheidende Putts. Viktor Hovland hielt am Samstagmorgen mit seinem Putt an der 17 Scottie Scheffler in Schach. Robert MacIntyre und Tyrrell Hatton sorgten mit ihren halben Punkten in den Einzeln dafür, dass Europas Sieg nach dem verletzungsbedingten Rückzug von Viktor Hovland keinen Beigeschmack bekam. Und Shane Lowry? Dem Iren, der für den Ryder Cup brennt wie kein anderer, fiel es zu, den entscheidenden Putt zu Europas Titelverteidigung zu lochen. Genugtuung für zwei Tage an McIlroys Seite, in denen auch er unsäglichen Beleidigungen ausgesetzt war.

Ryder Cup 2025 - Team Europa:
Doch sowohl Lowry als auch seine elf Teamkollegen hätten den glanzvollen Sieg kaum ohne ihren Kapitän Luke Donald geschafft. Im Nachhinein wirkt es wie ein Geniestreich, dass die Europäer direkt nach dem Sieg in Rom Donald, Statistikguru Edoardo Molinari und den Rest des Führungsteams mit der Mission Titelverteidigung beauftragten. Zwei Jahre lang taten sie alles dafür, um den ersten Auswärtssieg seit 2012 einzufahren: vom Austauschen der Matratzen im Spielerhotel über Shampoo mit angenehmerem Geruch bis hin zur optimalen Zusammensetzung der Vierer. Keiner der europäischen Spieler musste sich um irgendetwas anderes als das eigene Spiel kümmern und das hat sich ausgezahlt. Luke Donald ist der erste Europäer seit Tony Jacklin 1985 und 1987, der einen Ryder Cup zu Hause und auswärts als Kapitän gewann. Jacklin kam zwei Jahre später noch einmal zurück, um den Hattrick zu komplettieren. Es wäre fast fahrlässig, wenn die Europäer dies für 2027 nicht auch mit Donald versuchen würden.

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