Kurz nachdem das Projekt abgeschlossen war, wurde mir gesagt: "Tony, du hattest recht." Der DGV änderte seine Empfehlung, woraufhin ich jedoch erneut antworten musste: "Nun ja, der DGV hat sich wieder einmal geirrt." Es gibt einfach keine Formel für die Länge eines Platzes von den vorderen Abschlägen oder die Platzierung von Teeboxen im Allgemeinen. Die Ermittlung der optimalen Abschlagsposition für jede einzelne Spielbahn eines Golfplatzes ist ein entscheidender Teil der Arbeit des Architekten. Sie kann nicht von Bürokraten in einem Büroblock standardisiert werden, die das Stück Land, auf dem gebaut werden soll, überhaupt nicht gesehen haben und auch keine Ahnung von den Zielsetzungen einer neuen Golfanlage oder gar deren Existenz haben.
Um weiter vorne liegende Teeboxen optimal zu platzieren, müssen einige Fragen geklärt werden, zum Beispiel: Welchen Zweck erfüllen sie? Welche Daten sind wichtig, um dieses Problem zu verstehen? Und: Was sagen uns diese Daten?
Laut DGV-Marktforschung 2023 gibt es in Deutschland 242.333 Golferinnen - circa 35,5 Prozent der gesamten Golfbevölkerung. Davon sind 83 Prozent über 40 Jahre alt, wobei fast die Hälfte dieser Gruppe wiederum über 60 ist. Man kann daher mit Sicherheit davon ausgehen, dass fast jede Dame in dieser Kategorie das Spiel als Freizeitvergnügen und nicht als Leistungssport für sich definiert.
Frauen verfügen in etwa über 52 Prozent der Oberkörperkraft und 66 Prozent der Unterkörperkraft von Männern. Studien zur Messung der Handkräfte zeigen eine ebenso große Diskrepanz. Diese körperlichen Unterschiede haben zur Folge, dass Frauen ihre Golfbälle im Durchschnitt kürzer, flacher und mit weniger Spin schlagen.
Da ich weder Handicap- noch Distanzdaten für Deutschland besitze, nutze ich die verfügbaren Zahlen der United States Golf Association (USGA). Nach diesen liegt das durchschnittliche Handicap von Golfspielerinnen in den USA bei 28. Es fällt somit wahrscheinlich niedriger aus als in Deutschland, dient aber dennoch als praktischer Anhaltspunkt.
Die 50 bis 59 Jahre alte Amerikanerin mit einem Handicap von 28 schlägt den Ball durchschnittlich 135 Meter weit. Dies korreliert mit meinen eigenen Erfahrungen zum Frauengolfsport in Deutschland.
Mit diesen Informationen können wir beginnen, die Frage nach der optimalen Platzierung des vorderen Abschlags zu beantworten. Aber was ist optimal? Wie wäre es, wenn die Frauen ihre Annäherungsschläge ans Grün mit ähnlichen Schlägern wie die Männer machen würden - klingt fair, oder?
Bild oben: STAND DER DINGE
Die Verteilung von 562 roten Teeboxen auf 18-Loch-Plätzen in Deutschland zeigt, dass nur wenige davon im optimalen Längenbereich (gelb dargestellt) liegen. Die Daten zeigen, dass viele dieser 562 Teeboxen ideal für Männer als vordere Abschläge und für Frauen mit geringerem Handicap als hintere Abschläge dienen würden.
Wie lang sollte ein Golfplatz von den vorderen Teeboxen also sein, wenn man mit diesen Daten und dem erklärten Ziel an die Sache geht, für Frauen wie Männer dieselben golferischen Herausforderungen zu bieten? Ich behaupte, auf keinen Fall länger als 4.700 Meter. Natürlich ist dies nur eine Verallgemeinerung, jeder Golfplatz variiert schließlich. Einige sind möglicherweise deutlich kürzer, aber nicht wesentlich länger.
In Deutschland schockiert diese Zahl potenzielle Golfanlagen regelmäßig, ganz anders dagegen in Nordamerika. Dort werden seit 40 Jahren Abschläge für diese Distanzen gebaut. Die obigen Statistiken belegen, warum das so sein sollte, doch aus Erfahrung weiß ich, dass es einigen zunächst schwerfallen wird, dies zu akzeptieren.
Wenn wir eine 300-Meter-Spielbahn für Männer analysieren, die als relativ kurz und einfach einzustufen ist, wird diese von den meisten Golfern mit einem Drive und kürzeren Eisen gespielt. Für die durchschnittliche Dame mit einer Drive-Länge von 135 Metern spielen sich 300 Meter dagegen wie ein kurzes Par 5. Nehmen wir an, dass ihr zweiter Schlag mit dem Fairwayholz genauso lang wie der Drive ausfällt, so bleibt als dritter Schlag immer noch ein 30-Meter-Pitch übrig. Dies zeigt, warum das 305 Meter lange vierte Loch in Pebble Beach (siehe Bahnen-Querschnitt oben) von den kürzesten Abschlägen lediglich 180 Meter misst. Nach einem durchschnittlichen Schlag von 135 Metern bleiben den Damen noch 45 Meter übrig, was strategisch ähnlich der Vorgehensweise der Herren beim Spielen des Lochs ist. Und die Gesamtlänge des legendären Pebble Beach Golf Links von den vorderen Abschlägen? 4.686 Meter.
Im Karsten GC der Arizona State University, wo Phil Michelson, Jon Rahm und Alexandra Försterling College-Golf spielten, bringen die hinteren Abschläge für Männer 6.400 Meter Gesamtlänge auf die Scorekarte. Von den vorderen Abschlägen aus verfügt der Platz über insgesamt neun Löcher mit einer Länge von weniger als 300 Metern.
Davon sind sechs unter 265 Meter und zwei unter 200 Meter. Die Gesamtlänge einer Runde von diesen Teeboxen beträgt beachtliche 4.357 Meter. Nur 14 (2,5 %) der 562 regulären 18-Loch-Plätze, zu denen ich Daten in Deutschland analysiert habe, sind genauso kurz oder kürzer. Lediglich 48 (8,5 %) bleiben unter der von mir empfohlenen Grenze von 4.700 Metern.
Der Designer des Karsten GC ist einer der größten Golfarchitekten und -denker aller Zeiten: Pete Dye. Seine Plätze sind von den vorderen Abschlägen regelmäßig kürzer als 4.700 Meter. Doch so brillant Pete auch war, Lob für diesen Fakt gebührt seiner Ehefrau und Designpartnerin Alice, eine amerikanische Top-Amateurin, die die treibende Kraft hinter der Revolution für optimal platzierte Damen-Abschläge war.
Und die Moral von der Geschichte? Länge sollte lediglich ein Mittel sein, um für Spaß und Abwechslung beim Golfspiel zu sorgen. Das ist alles. Zu viel davon für Männer oder für Frauen und jeder Golfplatz wird zu einer Schinderei. Im Gegensatz zu Männern fehlt es Frauen jedoch häufig an der Möglichkeit, eine passende, kürzere und angenehmere Variante ihres Golfplatzes zu spielen, da ihre Teeboxen in Deutschland konsequent zu weit nach hinten gebaut wurden.
Optimal platzierte vordere Abschläge entlasten die Golferinnen, sorgen für schnellere Runden und ein angenehmeres Erlebnis. Der Bau solcher Teeboxen ist einfach und kostengünstig, da sie nicht groß sind. Ich behaupte nicht, dass jedes Loch einen neuen Abschlag erfordert. Vielmehr wird eine sorgfältige Analyse wahrscheinlich ergeben, dass die Verkürzung einer Reihe von Löchern das Golferlebnis für diesen signifikanten und wichtigen, jedoch oft übersehenen Teil der Golfbevölkerung verbessern könnte.