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Die Templates Vol. 10

Design-Elemente

Von Tony Ristola

Zum Abschluss unserer Ausflüge zu den Templatespielbahnen aus der goldenen Zeit des Golfplatzdesigns widmen wir uns keiner ganzen Spielbahn, sondern drei berühmten Design-Elementen, die immer wieder auf Golfplätzen überall in der Welt zu finden sind.

Die einzelnen Design-Templates, die Charles Blair Macdonald und Seth Raynor anwendeten, stammten längst nicht alle von bestehenden Kursen und nicht immer brachte das Designduo von einem Platz zum nächsten ein gesamtes Golfloch-Design mit. Häufig kamen auch nur einzelne Elemente immer wieder zum Einsatz, zum Beispiel die berühmten Principal's-Nose-Bunker und verschiedene Gründesigns wie das Maiden-Grün oder das Double Plateau.

Die Templates Vol. 10:

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Natürlich geschah dies alles, ein Jahrhundert bevor Laser-Rangefinder und GPS-Geräte die Entfernungsermittlung zum Kinderspiel machten.
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Oben: OLD COURSE, ST. ANDREWS (SCHOTTLAND) LOCH 16, PAR 4, 348 METER
Die aus drei Einzelbunkern bestehende Principal's Nose verengt das Fairway beim Abschlag. Da das Aus auf der rechten Seite lauert, sind die Bunker ernsthaft im Spiel. Jack Nicklaus stellte fest, dass nur Amateure auf das schmale Fairway zwischen den Bunkern und der Ausgrenze zielen. Profis ziehen es vor, einen kürzeren Abschlag vor die Bunker zu spielen und den längeren Schlag ins Grün in Kauf zu nehmen.


Fangen wir mit den Bunkern an: Die Principal's Nose ist eine einzigartige Bunker-Konfiguration bestehend aus drei Topfbunkern, die auf Abschläge vom 16. Tee des Old Course in St. Andrews eine nahezu magische Anziehungskraft ausüben. Bei seinen Adaptionen dieser Sandfallen ging Macdonald allerdings oft anders vor, als es das berühmte Original in Schottland nahelegen würde. Anstatt sie strategisch in der Drive-Landzone zu platzieren, befanden sich die Raynor-und-Macdonald-Varianten oft in der Mitte des Fairways zwischen dem Abschlag-Landebereich und dem Grün. Ihre Versionen der Bunker bestanden auch nicht immer aus drei Bunkern, oft genügten zwei Sandhindernisse. Die hohen Hügel, in denen die Bunker oft platziert gesetzt wurden, halfen, die Tiefenwahrnehmung der Golfer und die Einschätzung der Entfernung zum Grün effektiv zu täuschen, indem sie buchstäblich toten Raum schufen. Natürlich geschah dies alles, ein Jahrhundert bevor Laser-Rangefinder und GPS-Geräte die Entfernungsermittlung zum Kinderspiel machten, als Golfschläge noch meist nach Gefühl gespielt wurden.

Die Templates Vol. 10:
Oben: DAS MAIDEN-GRÜN
Das klassische Maiden-Grün verfügt wie auch das Double Plateau über drei verschiedene Ebenen, weist jedoch eine charakteristische Senke zwischen den höheren Plateaus im hinteren Teil des Grüns auf.


Die beiden Template-Grüns Maiden und Double Plateau weisen einige Gemeinsamkeiten auf, was zur Folge hat, dass einige Maiden-Grüns manchmal fälschlicherweise als Double Plateaus bezeichnet werden, obwohl die Unterscheidung eigentlich ganz einfach ist: Das Maiden ist ein mehrstufiges Grün mit einem unverwechselbaren Kniff. Die höher gelegene Ebene im hinteren Teil des Grüns wird durch eine Senke abgetrennt. Dieses Design wurde vom Grün des Maiden Hole, Loch Nummer 6 in Royal St. George's, inspiriert, auch wenn die heutige Version auf dem Schauplatz der Open Championship 2021 keine solche Senke, die das obere Plateau des Grüns teilt, mehr aufweist.

Zu C.B. Macdonalds und Seth Raynors Zeiten musste der Abschlag auf dem Maiden Hole noch über eine riesige Düne auf ein von der Teebox nicht einsehbares Grün gespielt werden. Diese Düne war es auch, die der Spielbahn ihren Namen verlieh, erinnerte sie doch Dr. William Laidlaw Purves, den Gründer des Royal St. George's Golf Club, an den Gipfel der Jungfrau in den Schweizer Alpen, woraus die Bezeichnung Maiden Hole abgeleitet wurde. Obwohl Macdonald der blinde Schlag überhaupt nicht zusagte, fand er doch derartig großen Gefallen am Grünkonzept dieser Spielbahn, dass er es immer wieder bei seinen zahlreichen Designs in Amerika einsetzte.

Die Templates Vol. 10:
Oben: CHICAGO GOLF CLUB, CHICAGO (USA) LOCH 6, PAR 4, 361 METER
Diese mittelllange Par 4 im altehrwürdigen und ultraexklusiven Chicago GC weist eine aus zwei Bunkern bestehende Principal's Nose kurz vor dem Grün auf. Die Putt-Oberfläche ist ein klassisches Double-Plateau- Design, und obwohl das Grün enorm ausfällt, ist hier ein präziser Annäherungsschlag nötig, um das korrekte Plateau zu treffen


Es scheint auch, dass die Clubverantwortlichen in Royal St. George's mit C.B. Macdonald einer Meinung waren, denn im Laufe der Zeit wurde der Abschlag dieser Spielbahn immer weiter verlegt, sodass die Düne mittlerweile vollständig aus der Spiellinie verschwunden und die Sicht auf das Grün frei ist.

Das Double Plateau indes ist ein großes Grün mit drei Ebenen. Die immensen Ausmaße sind nötig, um die extremen Konturen seiner Oberfläche spielbar zu machen. Die äußere Form ist in etwa dreieckig. In meinen Augen sieht es meist wie ein Möwenflügel aus. Der tiefer liegende zentrale Teil des Grüns befindet sich in etwa auf Fairway-Höhe, während die Plateaus an beiden Enden deutlich unterschiedliche Höhen aufweisen. Dieses Grün-Konzept kommt meist auf mittleren bis längeren Par-4-Löchern zum Einsatz und ermöglicht eine enorme Anzahl komplett unterschiedlicher Fahnenpositionen.

C.B. Macdonald beschrieb das Grün in der Juli-Ausgabe von "Golf Illustrated" im Jahr 1915 wie folgt: "Das Grün ist ein Doppelplateau und wurde nach einem der Siegergrüns gebaut, das von einem Komitee bestehend aus den Herren Hutchinson, Darwin und Fowler preisgekrönt wurden. Sie wählten unter 80 eingereichten Entwürfen, die ihnen in Großbritannien für die beste Zwei-Schlag- Spielbahn vorgelegt wurden, den ihrer Meinung nach besten aus." Es ist also nicht übertrieben zu sagen, dass als Inspiration für die Double-Plateau-Grüns, die Macdonald auf vielen seiner Plätze anlegte, eines der besten Grüns Großbritanniens diente.

 
Infobox

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Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein.
www.tonyristola.com

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