Ausgangssituation
Seit 2000 lädt Tiger Woods das Who's who des Golfsports zur Mutual Northwestern World Challenge ein. Mittlerweile unter dem Namen Hero World Challenge ausgetragen, zählt das Event nicht zu den offiziellen Turnieren der PGA Tour. Es gibt zwar auch keine Punkte für den FedEx Cup, dafür aber ordentlich Kohle für das kleine, erlesene Teilnehmerfeld und die Tiger Woods Foundation. Selbst als Gastgeber ist Tiger Woods aber nicht der Typ, der anderen freiwillig Siege überlässt. Je fünfmal war er bereits Sieger oder Zweiter geworden, als er bei der 14. Auflage mit zwei Schlägen Vorsprung auf die Schlussrunde ging.
Finalrunde
Im Dezember 2013 hatte Woods bereits fünf Turniere in diesem Jahr gewonnen. Der Weltranglistenerste war einmal mehr Player of the Year. Seine Bilanz, wenn er als Führender in eine Finalrunde einbog, war erdrückend: 39 von 42 Turnieren hatte er so gewonnen. Bei seinem vermeintlichen Triumphzug wurde er von Zach Johnson begleitet, der sich widerborstiger als erwartet erwies. Der Rest des Felds war abgeschlagen, Woods und Johnson befanden sich in einer klassischen Match-Play-Situation. "Anfangs war es eher langweilig. Dafür gab es am Ende reichlich Drama", so Johnson nach der Runde.
Traumschlag
Nach acht Löchern hatte Tiger vier Schläge Vorsprung, nach Johnsons Birdie auf der 17 gingen jedoch beide schlaggleich auf die 406 Meter lange Schlussbahn. Nach einem perfekten Drive versenkte Johnson seinen zweiten Schlag im großen Teich, der vor dem Grün lauerte, während Tiger im Grünbunker landete. Für die 25.000 Zuschauer auf der Anlage war klar: Game over! Johnson musste in die Drop Zone für seinen vierten Schlag über den Teich, 58 Meter von der Fahne entfernt. Die TV-Reporter versuchten, die Spannung künstlich hochzuhalten: "Eine 5 zu spielen ist nicht unmöglich."
Augenzeugen
"Can you believe it?", lauteten die nächsten Worte des Reporters. Johnsons Pitch titschte kurz vor der Fahne auf, sprang auf dem ansteigenden Grün wenige Zentimeter hinter das Loch, kam mit Backspin leicht schräg zurück und fiel zum Par ins Loch - der beste Pressure-Shot in der Karriere des Amerikaners, der den Schläger fallen ließ und seinem Caddie mit den Worten "Wow, what about that?" gleich beide Hände zum High Five entgegenstreckte. Tiger versuchte, den Schock mit süffisantem Lächeln zu vertuschen, während Zach auf dem Weg zum Grün immer noch ungläubig den Kopf schüttelte.
Nachspiel
Tiger schaffte zwar ebenfalls das Up & Down zum Par, verlor aber das Play-off am ersten Extraloch. "Am Sonntag mit ihm auf die Zielgerade gehen - das ist es, was ich als Wettkämpfer will. Er ist der Beste, mit dem ich je gespielt habe", gluckste Johnson freudestrahlend. Es war die finale Austragung im Sherwood Country Club, bevor das Turnier nach Florida umzog. "Es war der letzte Ort, an dem mich mein Vater live spielen sah, daher wird dieser Club immer eine spezielle Bedeutung für mich haben", sagte ein trauriger Tiger Woods, der das Turnier zumindest bis jetzt nie wieder gewinnen konnte.