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Die rote Linie markiert die direkte Spiellinie. Bunker erzeugen Vielfalt und Dutzende neue Linien

Kolumne

Kleine Bunker-Kunde

Von Tony Ristola, Fotos: Tony Ristola

Viel mehr als nur simple Sandlöcher sind Bunker, ihr Design, ihre Pflege und ihre Platzierung die wichtigsten Stilmittel jedes Golfplatzarchitekten.

Bunker sollen nicht einfach nur die schlechten Schläge bestrafen, Bunker sollen das Spiel interessanter und aufregender gestalten, den Golfer verführen, herausfordernde Schläge zu wagen, ihn verleiten, das Risiko zu suchen. Werden Bunker richtig eingesetzt, dann schaffen sie Abwechslung in vielfacher Hinsicht. Sie bilden nicht nur visuelle Kontrastpunkte, sondern fordern auch zum strategischen Denken auf. Bunker sind distinktive Merkmale der Golflöcher und können, wenn sie perfekt ins Layout integriert und formvollendet entworfen wurden, einem Golfplatz eine eigene Charakteristik verleihen.

Wie auch die besten Golfplätze der Welt folgen die Platzierung, Größe und Gestaltung großartiger Bunker keinen vorgefertigten Plänen. Die besten Bunker wachsen in die Landschaft und werden nicht einfach nur nach vorgefertigten Plänen gebaut, sondern in langfristigen Designprozessen entwickelt. Aus diesem Grund sind bei Restaurationsarbeiten historisch gewachsener Bunker nicht die ursprünglichen Pläne von Belang, sondern der Charakter des Hindernisses muss vor Ort und immer wieder aufs Neue erspürt werden.

DIE PLATZIERUNG VON BUNKERN


Die reizvollsten Bunker-Positionen, wie Dr. Mackenzie in seinem Buch "Golfarchitektur" vor mehr als einem Jahrhundert schrieb, "liegen genau dort, wo Spieler mit großer Wahrscheinlichkeit hinspielen werden - tatsächlich an den Stellen, an denen das Clubkomitee sie am liebsten auffüllen lassen würde." Der Vorteil dieser Philosophie: Es braucht weniger Bunker, um den Platz interessant zu gestalten.

Wenn die Bunker aber, sagen wir, bei 200 bis 220 Metern platziert sind, werden wohl nur wenige Golfer von den Gefahren betroffen sein. Im Gegensatz dazu können Bunker-Komplexe, die verschiedene Längen vom Tee abdecken und je nach Wetter und Bodenbedingungen immer wieder ins Spiel kommen, das Spiel damit für eine deutlich breitere Masse an Golfern spannend und herausfordernd gestalten.

Die Bunker helfen, das Spiel von einem ständigen Wiederholen derselben Schläge zu einer Denksportaufgabe zu machen. Wenn die Größen, Formen und Platzierungen variieren, fügen sich Bunker-Komplexe schnell harmonisch in die Landschaft ein und erwecken den Anschein, als wären sie schon immer hier gewesen.

Es gibt allerdings zwei Arten von Bunkern, die, wenn sie zu häufig genutzt werden, das Spiel abstumpfen und den Spaß minimieren. Beide Varianten haben freilich ihre Berechtigung, aber eben nur in kleinen Dosen.

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WIRKLICH AUSGEFALLENE BUNKER WERDEN MIT EINFACHEN WERKZEUGEN, DETAILVERLIEBTHEIT UND IN HANDARBEIT GESCHAFFEN.
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Erstens: quer verlaufende Bunker. Diese Hindernisse, direkt durch die Fairways gezogen oder frontal vor den Grüns positioniert, bieten lediglich zwei Optionen: drüberhauen oder vorlegen. Diese Form von Bunkern stellen gute Golfer nur selten vor Probleme, denn sie wissen, wie weit sie den Ball schlagen können. Die große Masse an Golfern, insbesondere höhere Handicaps, werden sich jedoch äußerst häufig in diesen Hindernissen wiederfinden und somit schnell frustriert sein.

Zweitens: Ähnlich langweilig fallen Bunker aus, die standardmäßig links und rechts neben den Grüns von Par-4- oder Par-5-Löchern platziert sind. Durchschnittsgolfer mit wenig Präzision in den Annäherungsschlägen stellt dies sicherlich vor knifflige Aufgaben. Für den Fortgeschrittenen aber definieren diese Marksteine auf dem Platz ein klares Ziel und sind am Ende sogar eher eine willkommene Hilfe, als dass sie Schaden anrichten würden.

Im Gegensatz dazu schafft eine starke Bebunkerung nur einer Seite des Grüns ganz andere Facetten in der Schlagvorbereitung und Möglichkeiten für den Wochenendgolfer. Die Sicherheitszone auf der einen Seite verleitet zum Versuch aggressiverer Annäherungen - ein Sicherheitsgefühl entsteht, das von negativen Gedanken befreit. Wird das Grün dennoch auf der sicheren Seite verfehlt, bleibt immer noch die Möglichkeit zum Par. Chip und Putt und auf zum nächsten Tee.

Der psychologische Effekt dieser Bunker-Anordnung auf den besseren Golfer ist differenzierter. Das Zielfeld ist nicht so klar definiert und es bleibt Raum für einen Sicherheitsschlag. Die fehlende klare Definition des Ziels provoziert Abwägungen über das Maß an Risiko, das bei diesem Schlag eingegangen werden kann. Denken fördert jedoch auch Zweifel und diese sind Gift für das Spiel eines guten Golfers. Gute Architekten sollten stets versuchen, diese Saat zu säen. Ist die vermeintlich sichere Landezone wirklich clever designt, stellt eine Balllage dort ein deutlich schwierigeres Up and Down dar als ein Bunker-Treffer auf der gegenüberliegenden Seite.

Dies beweist, dass erstklassig designte Golflöcher sowohl den Profigolfer als auch Massen an Wochenendgolfern gleichermaßen herausfordern können. Es ist keine Frage des Budgets, das zur Hand ist. Lediglich die Erfahrung, das Wissen und die Kreativität des Platzarchitekten schaffen ein wunderbares Design.

Kolumne: Eine grundlegende Bunker-Form, die mit dem Ziel gebaut wurde, nicht nur interessant und natürlich auszusehen
Eine grundlegende Bunker-Form, die mit dem Ziel gebaut wurde, nicht nur interessant und natürlich auszusehen

BUNKER-BAUWEISEN


Ein lebloser Bunker ist ebenso teuer wie ein sich hervorragend in die Landschaft einfügendes Sandhindernis. Warum also sieht oftmals ein Bunker aus wie Millionen anderer? Die Antwort darauf muss zweiteilig beantwortet werden.

Erstens: Schweres Baugerät limitiert die Kreativität im Entstehungsprozess. Wirklich ausgefallene Bunker werden mit einfachen Werkzeugen, Detailverliebtheit und in Handarbeit geschaffen. Ein Unterschied, wie etwa zwischen einem Maler, der mit einer Rolle großflächig Eintönigkeit aufträgt, und einem Künstler, der mit Farbpalette, verschiedenen Techniken und Pinseln ein Kunstwerk entstehen lässt. Die erste Arbeitsweise braucht dabei nicht allzu viel handwerkliches Geschick. Die zweite gelingt nur durch Hingabe, Erfahrung und permanente Verbesserung.

Zweitens: Kunsthandwerk benötigt Zeit, um jedes Detail in der Vorstellung des Erschaffers in die Realität zu übertragen. Im Gegensatz dazu ist lediglich ein Bruchteil an Zeit nötig, wenn der Architekt die Bunker simpel hält und es mit sich wiederholenden Mustern der Baufirma möglichst einfach macht. Auf diese Weise erspart er sich viel Zeit auf der Anlage, die für Detailarbeit an den Bunkern genutzt werden könnte. Das spart auf den ersten Blick zwar Geld, den höheren Preis bezahlt am Ende allerdings der Auftraggeber, da er ein minderwertigeres Produkt erhält.

Kunstvolle und Charakter gebende Bunker, die sich während der Bauphase entwickeln, verleihen jeder Golfanlage visuelle Reize und fügen sich nahtloser in ihr Gesamtbild ein. Gleichzeitig - und das wird viele überraschen - sind ihre Unterhaltskosten nicht höher und fallen in vielen Fällen sogar geringer aus als die von repetitiven Bunker-Mustern.

WENIGER BUNKER-PFLEGE


Gut designte Bunker müssen nicht immer perfekt in Schuss gehalten werden, um gut auszusehen, und können Kosten senken. Es spart schließlich Zeit und Geld, wenn nicht jeder Quadratmeter eines Bunkers immer optimal gerecht oder seine Kanten immer akkurat geschnitten sein müssen.

Es gibt eine Pflegemethode für natürliche und klassische Bunker-Designs, die genau dies erreicht. Ich nenne sie die australische Methode. Dieser Art der Bunker-Pflege begegnete ich zum ersten Mal vor etwa 30 Jahren in Peter Thomsons Buch "Classic Golf Holes of Australia". Sie ist so simpel wie genial und reduziert den Pflegeaufwand um bis zu 50 Prozent. Anstatt jedes Körnchen in akkurater Symmetrie zu pflegen, wird nur die Sohle des Bunkers geharkt. Die Wände bleiben unberührt. Wurde vernünftiger Sand eingestreut dann härten die äußeren, unbearbeiteten Flächen mit der Zeit aus und Bälle, die dort landen, werden unweigerlich in den tieferen Bereich mit dem weichen und geharkten Sand zurückrollen.

Bunker sind das sichtbarste Element eines Platzes, der Fingerabdruck golfarchitektonischer Kreativität. Hindernisse zu bauen, die optisch ansprechend sind und eine Vielzahl strategischer Überlegungen zulassen, müssen weder das Privileg der besten Plätze der Welt sein noch das von Anlagen mit dem ganz dicken Geldbeutel. Jeder Club kann mit dem richtigen stilistischen Konzept Bunker erster Güte auf seine Anlage bringen. Die größte Herausforderung ist es, einen Architekten zu finden, der die Hingabe, das Wissen und die Bereitschaft mitbringt, dieses hochgesteckte Ziel auch zu erreichen.

 
DER AUTOR

DER AUTOR

Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie als Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein. www.tonyristola.com

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