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Scorekarten-Killer

Rudis schwarze Löcher Volume 5

Von Rudi Schaarschmidt

Es gibt viele Gründe, warum es uns immer wieder auf manche Golfplätze zieht. Die traumhafte Landschaft, das großartige Design oder die hübsche Sekretärin beispielsweise. Oder der Platz liegt einem einfach und man scort immer gut. Oder man hat verdammt noch mal eine Rechnung offen. Und sei es nur mit einem einzigen vermaledeiten Loch. Genau solche teuflischen Ekelpakete stelle ich allen GolfPunks in dieser Serie vor. Bahnen, von denen ich behaupte, dass ein Par beim ersten Spielen nahezu unmöglich und auch in der Folge eine Hochleistung ist - weshalb man eben immer wiederkommen muss ...

Heinz Fehring war einer der besten deutschen Professionals und hat zweimal am World Cup teilgenommen. Später wurde er Nationaltrainer und Präsident der PGA of Germany. Und seit einem Vierteljahrhundert zählt er zu den renommiertesten Golfplatzarchitekten hierzulande. Ein Werk aus der Feder des heute 78-Jährigen findet sich in Hückeswagen nahe Remscheid: der Golfclub Dreibäumen. Er liegt im Bergischen Land, das seinen Namen nicht zufällig erhalten hat und seine Bedeutung in der sechsten Bahn kulminieren lässt. Es ist nicht nur der Drive oder der zweite Schlag oder eine mögliche Annäherung oder der Putt - jeder einzelne Schlag ist brutal schwierig. In Summe führt dies dazu, dass sich jeder Golfer hier seinen Score versauen kann. Vom Tee bis zum Knick des Doglegs ist die Bahn so schief wie ein berühmtes Gebäude in Pisa. Danach geht es aufwärts wie am Watzmann. Und wer glaubt, oben angekommen zu sein wäre die halbe Miete, irrt. Wobei die Natur die Pläne Fehrings, ein anspruchsvolles Grün zu bauen, ungewollt noch zusätzlich befeuert hat, denn im Laufe der Jahre ist das zum Fairway hin abfallende Grün durch ein Absacken des Bodens noch kniffliger geworden. Wer gerne zockt, für den habe ich einen guten Tipp: Egal wo der Flight-Partner liegt, wettet gegen einen Zwei-Putt und ihr werdet mit Sicherheit in über 50 Prozent aller Fälle gewinnen. Gern geschehen.

STATISTIK


Im Jahr 2018 haben sich 2.833 Golfer/-innen bei vorgabewirksamen Turnieren an diesem Loch versucht. Obwohl dabei 9 Birdies und 89 Pars gespielt wurden, lag der Durchschnitts-Score am Ende bei 6,67! 484 Bogeys, 735 Doppel-Bogeys und 1.516 noch schlechtere Scores sprechen eine deutliche Sprache. (Quelle: PC Caddie)

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Wenn ihr auch solche Monster kennt, die nicht allein wegen ihrer schieren Länge immer wieder zum Scorekiller werden - meldet euch: redaktion@golfpunk.de

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
1) Schon vom Tee bekommt man Beklemmungen: Der Drive muss trotz der Gefahren zu beiden Seiten mindestens 200 Meter weit auf ein stark abfallendes Fairway in den Knick des Doglegs abgelegt werden.

2) Jeder Slice und jeder gepushte Ball landet im Aus.

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
3) Jeder Hook, jeder gepullte und selbst viele ordentliche Abschläge landen im oder springen ins Wasser oder in den Rough-Streifen davor.

4) Wer keine 250 Meter carry schlagen kann, hat nach einem guten Abschlag immer noch knapp 200 Meter vor sich - steil bergauf.

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
5) Je nach Qualität des zweiten Schlags warten vier Szenarien: Es droht a) ein fieser Bunker, b) ein Pitch ins erhöhte Grün...

6) ... oder c) ein Chip auf ein Grün, das...

7) ... d) zum Putten viel diabolischer ist, als es Fotos belegen könnten.

 

Das sagt der Schöpfer

"Ein Golfplatz sollte strategisches Denken erfordern. Idealerweise sollte der Clubgolfer auf seiner Runde alle Schläger in seinem Bag gebrauchen und je nach seinem Können den entsprechenden Schläger auswählen müssen. Und auf einem Golfplatz sollte auf den ersten neun ein richtig schwieriges Loch auftauchen. So wie diese sechste Bahn, die für die meisten Amateurgolfer wie ein Par 5 zu spielen ist." Der Architekt: Heinz Fehring

Das mit der visuellen Herausforderung ist ihm in St. Leon-Rot bestens gelungen. Das mit der Strategie hat er uns überlassen.

TIPPS VOM PRO


GRAHAM THOMAS, FULLY QUALIFIED PGA-GOLF-PROFESSIONAL: "Da die meisten das Grün nicht mit zwei Sch lägen erreichen können, muss man beim Drive nicht unbedingt den Driver nehmen, sondern den Schläger, mit dem man am sichersten gerade spielt. Beim zweiten Schlag - unter dem Ball und bergauf stehend - den Schläger etwas kürzer greifen und einen Schläger länger nehmen. Ein Chip bergauf aus dem Vorgrün ist jedem Bergab-Putt (unbedingt defensiv vorsichtig spielen!) vorzuziehen. Beim Putten mehr Break berechnen, als man denkt. Selbst die geringste Entfernung verlangt höchste Konzentration."

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