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Stroke of a Genius

Anna Nordqvist 2013

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images

Ein Hole-in-one im Match Play ist rein rechnerisch Verschwendung. Schließlich gewinnt man nicht zwei Schläge, sondern nur ein Loch. Doch wenn man damit das Match gewinnt - noch dazu im Kontinentalwettstreit gegen die USA -, sieht die Gleichung ganz anders aus.

Ort: Colorado Golf Club, Colorado (USA) Turnier: 2013 Solheim Cup Datum: 17.08.2013 Schläger: Eisen 7

Ausgangslage


In der Geschichte des Solheim Cup hatten Europas Damen noch nie auf US-Boden siegen können. Umso überraschender war der Stand nach Tag eins. Im klassischen Vierer hatten die Europäerinnen mit 3 : 1 einen Vorteil erspielt und diesen auch im Best Ball am Nachmittag verteidigt. Am Samstag jedoch kamen die Amerikanerinnen mit einer Mission aufs erste Tee und starteten im klassischen Vierer die Mission Comeback. Alle vier Matches drohten, in US-Hand zu fallen und die Führung in einen Rückstand zu verwandeln. Es bedurfte dringend einer inspirierenden europäischen Aktion, um das Momentum zu drehen. Auftritt Anna Nordqvist.

Matchverlauf


Veteranin Morgan Pressel und Rookie Jessica Korda waren die Einzigen, auf die sich US-Kapitänin Meg Mallon verlassen konnte. Sie hatten im Freitags-Vierer die einzige US-Flagge aufs Leaderboard gebracht und auch das Match gegen das schwedische Duo Caroline Hedwall und Anna Nordqvist im Griff. Nach zwölf Löchern lagen die US-Girls 1up und auch auf der 13 und 14 aussichtsreich, doch mit zwei langen Putts verschob Caroline Hedwall die Vorentscheidung. Das Match ging all square auf die 16, wo Hedwall das Fairway und Nordqvist mit einem Eisen 4 das Grün traf, während Kordas Chip zum Teilen knapp vorbeiging. Europa war in Führung.

Traumschlag


"Die 17 ist ein schwieriger Tee Shot", ist das Erste, was Anna Nordqvist einfällt, wenn sie sich an das 171 Meter lange Par 3 erinnert. "Die Fahne steckte rechts oben. Landet der Ball links, rollt er auf die entfernteste Ecke des Grüns." Für die Schwedin war es eine unangenehme Distanz: "Wir waren zwischen zwei Schlägern, es war entweder ein Eisen 7 oder eine kleine 6. Aber ich spürte das Adrenalin, also ging ich mit der 7." Währenddessen fantasierte Caroline Hedwall bereits: "Ich stand da und dachte mir, ein Hole wäre jetzt nett." Der Wunsch wurde erhört. Anna Nordqvist traf den Ball perfekt, der nach drei Hüpfern auf dem Grün im Loch verschwand.

Augenzeugen


Der ohrenbetäubende Jubel irritierte die Europäerinnen. "Ich war direkt hinter ihr im Flight und wir hörten diesen Riesenjubel", erinnert sich Azahara Muņoz. "Es war so laut, dass wir dachten, es sei für die USA." Jedoch war das Match noch nicht vorbei, theoretisch konnten die Rot-Weiß-Blauen kontern. "Ich schaute Morgan an und fragte sie: ,Was machen wir jetzt?' Sie sagte: ,Wir versuchen ebenfalls, ihn zu lochen'", erinnert sich Jessica Korda, deren Schlag 15 Meter links von der Fahne endete. Für Anna Nordqvist begann der schönste Gang ihrer Karriere. Mit einem europäischen Fähnchen in der Hand holte sie ihren Ball aus dem Loch.

Nachspiel


Das erste Hole-in-one der Solheim-Cup-Geschichte war ein Wendepunkt, es schien, als hätte es Team USA den letzten Zahn gezogen. Im Best Ball am Nachmittag gewannen die Europäerinnen alle vier Matches und zogen nahezu uneinholbar auf 10,5 zu 5,5 davon. Das Schlussergebnis war nicht nur Europas erster Auswärtssieg, sondern der bis heute höchste Solheim-Cup-Triumph aller Zeiten. Ein zusätzlicher Erfolg gelang Nordqvists Spielpartnerin Caroline Hedwall, die als erste und einzige Spielerin in der Cup-Geschichte fünf Punkte holte - und im Einzel mit einem Birdie an der 18 sicherstellte, dass Europa erstmals den Titel verteidigte.

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