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Quick-Interview

Bryson DeChambeau: 'Das ist wahnsinnig!'

Von Jan Langenbein, Fotos: PEO Stefan von Stengel

Bryson DeChambeau gewann die Northern Trust und vor ein paar Wochen beinahe die Porsche European Open. Zwischen den Turnieren ließ er es sich nicht nehmen, mit uns über seine deutschen Wurzeln und einen potenziellen Ryder-Cup-Einsatz zu sprechen.

GolfPunk: Die Porsche European Open waren dein erster Auftritt bei einem Turnier in Deutschland. Wie waren deine Eindrücke?
Bryson DeChambeau: Ja, das stimmt und ich habe mich sehr darauf gefreut, da ich mütterlicherseits tatsächlich deutsche Wurzeln habe, was man bei meinem Nachnamen nicht unbedingt erwarten würde. Der Platz gefiel mir sehr gut. Er war extrem lang und die Grüns waren in optimalem Zustand.

Die äußeren Bedingungen waren extrem. Verändert sich durch die extreme Hitze deine Vorbereitung vor der Runde?
Nein, nicht wirklich. Ich verkürzte deswegen nicht mein Aufwärmprogramm. Es war tatsächlich sehr heiß, allerdings sind wir das von zahlreichen Turnieren auf der PGA Tour nicht anders gewohnt. Man muss sich lediglich darauf einstellen, dass sich die Länge des Ballflugs unter diesen Bedingungen verändert. Der Ball fliegt einfach weiter.

Wie stellst du vor der Runde fest, um wie viel der Ball an diesem Tag weiter fliegen wird?
Das ist ein Geheimnis. [grinst]

Okay, verständlich, dass du nicht alles mit der Öffentlichkeit teilen willst. Aber wie sieht es mit anderen Tourspielern aus: Sprichst du mit Kollegen über deine Art und Weise, Golf zu analysieren?
Ich versuche, das meiste für mich zu behalten, denn ehrlich gesagt sehe ich keine Veranlassung dazu, die Techniken, die ich für mich selbst entwickelt habe, mit anderen zu teilen.

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VIELE AUSSENSTEHENDE BEOBACHTEN MICH AUF DEM GOLFPLATZ UND DENKEN: 'DAS IST DOCH VÖLLIG WAHNSINNIG!' ABER ICH VERSUCHE NICHTS ANDERES, ALS EIN EXTREM KOMPLEXES SPIEL, NÄMLICH GOLF, FÜR MICH SO SIMPEL WIE MÖGLICH ZU GESTALTEN.
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Weil viele deine Art, Golf zu spielen, vielleicht auch gar nicht verstehen würden?
Nein, das ist nicht der Punkt. Viele Außenstehende beobachten mich auf dem Golfplatz und denken: "Das ist doch völlig wahnsinnig!" Aber ich versuche nichts anderes, als ein extrem komplexes Spiel, nämlich Golf, für mich so simpel wie möglich zu gestalten. Alle äußeren Einflüsse so weit zu bedenken, dass ich im Moment über dem Ball nichts anderes im Kopf habe außer: "Dieser Schlag muss 155 Yards weit fliegen." Das ist schon alles.

Du hast die USGA in Aufruhr versetzt, weil du während der Runde einen Zirkel benutzt hast, um damit Kreise in dein Green-Book zu malen. Dieses Hilfsmittel wurde nun verboten. Wie misst du in Zukunft die Entfernungen auf den Grüns?
Ich möchte dazu nur eine Sache sagen, denn ich finde, dass die Sache unglücklich gelaufen ist. Es war nie meine Absicht, die Regeln zu dehnen. Der Zirkel ist ein Hilfsmittel, das schon ewig in den unterschiedlichsten Szenarien eingesetzt wird. Ich hätte nicht gedacht, dass er zu Problemen führen könnte, denn er ist kein Gerät, um Längen zu messen. Ich habe mit dem Zirkel Kreise um die in GreenBook eingezeichneten Sprinklerköpfe gezogen, um zu ermitteln, welche Punkte von dort aus gleich weit entfernt sind. Nach dem Ruling der USGA ist das Einzeichnen von Kreisen mithilfe eines Zirkels nun während der Runde verboten. Vor der Runde allerdings nicht. Ich zeichne mir die Kreise also einfach vor einem Turnier in mein Buch und alles ist regelkonform.

Du hast eine sehr kreative Art und Weise, das Golfspiel anzugehen. Wird diese USGA-Entscheidung dich in dieser Sache bremsen?
Nein. Ich versuche auch nicht, die Grenzen des Golfsports zu verschieben. Ich möchte lediglich jede meiner Gehirnwindungen nutzen und dazu möglichst viele Informationen über mein Golfspiel und den Platz sammeln, ganz egal ob es sich um Referenzpunkte für Fahnenpositionen handelt, noch exakter vermessene Lochplatzierungen oder schlicht darum, genauer zu wissen, was der Wind gerade macht. Solche Dinge meine ich.

Mit vier Top-Ten-Platzierungen und einem Sieg beim Memorial hattest du bisher ein enorm erfolgreiches Jahr. Was sind deine Ziele für den Rest der Saison?
Die FedEx Cup Playoffs sind natürlich eine große Sache für mich. Es wird mein erstes Mal bei der Tour Championship werden, was natürlich großartig ist. Aber auch der Ryder Cup ist enorm verlockend. Es wäre ein Riesenspaß, ein Teil davon sein zu dürfen. Ich denke, ich könnte dem Team durchaus ein wenig helfen durch meine ganz eigene Herangehensweise an das Golfspiel. Vielleicht kann ich einigen Menschen helfen, neu an altbekannte Dinge heranzutreten, und damit für mehr Selbstvertrauen sorgen.

Ist es für dich ein besonderer Ansporn zu wissen, dass du im Moment auch um die Ryder-Cup-Qualifikation spielst?
Ja, aber ich spiele natürlich mein eigenes Spiel. Ich möchte jeden einzelnen Schlag so gut wie nur möglich spielen und werde nicht mehr in einen einzelnen Schlag hineininterpretieren und so etwas denken wie: "Wenn ich diesen Schlag nun besonders gut spiele, könnte dies die RyderCup-Qualifikation bedeuten." Verstehst du, was ich meine? So möchte ich auf keinen Fall denken.

Deinen Sieg beim Memorial hast du vor allem auf den Grüns errungen. Dabei ist Putten nach eigenen Angaben nie deine Stärke gewesen. Wie sieht es damit nun aus? War das Memorial deine beste Vorstellung auf den Grüns?
Oh, bei Weitem. Ich kann mich nur an ein einziges Turnier erinnern, bei dem ich ähnlich gut geputtet habe. Das war die US Amateur Championship. Ich kann wirklich mit Überzeugung behaupten, dass ich im Moment so gut putte wie noch nie in meinem Leben.

 

Steckbrief

Alter: 24 Jahre
Profi seit: 2016
Wohnort: Clovis, Kalifornien
Spitzname: "Mad Scientist"
Erfolge:
• 2015 US Amateur Championship
• 2016 DAP Championship (Web.com Tour)
• 2017 John Deere Classic
• 2018 Memorial Tournament

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