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Darren Clarke

Sieht so ein Frührentner aus?

Von Tim Southwell, Fotos: Getty Images

Wenn es darum ging, das Leben zu genießen, war Darren Clarke immer einer der ganz Großen. Doch erst seit er seiner Berufung auf der Champions Tour nachgeht, macht der Nordire in puncto Entspanntheit selbst Jeffrey Lebowski Konkurrenz.

Darren Clarke hat eine große Karriere genossen. Von seinen 21 Profisiegen konnte er drei auf der PGA Tour feiern. Er trat fünfmal für Europa beim Ryder Cup an und stand viermal auf der Siegerseite. Seine wohl bemerkenswerteste Ryder-Cup-Performance lieferte er sechs Wochen nach dem Tod seiner Ehefrau Heather ab, die 2006 im Alter von 39 Jahren an Brustkrebs starb. Der Rückschlag zehrte sehr an Clarke, aber auf Wunsch von Heather tauchte er im K-Club als einer der Captain's Picks von Ian Woosnam auf. Er gewann alle drei gespielten Matches und hatte somit einen großen Anteil am deutlichen europäischen 18,5: 9,5-Sieg. Es gab niemanden, der keine Träne in den Augen gehabt hätte.

Sein Drei-Schlag-Sieg über Dustin Johnson und Phil Mickelson bei der Open Championship 2011 in Royal St. George's, mit dem er sich den Legendenstatus endgültig verdiente, war für viele eine Überraschung, wenngleich nicht für ihn selbst.

Darren Clarke: Für den dortigen Sommer okay: der irische RegenschirmDarren Clarke: Für den dortigen Sommer okay: der irische Regenschirm
Für den dortigen Sommer okay: der irische Regenschirm

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IN KANADA BEISPIELSWEISE WURDE ICH GEBETEN, OB ICH NICHT EIN PAAR PINTS IN EINEM PUB ZAPFEN KÖNNTE. NATÜRLICH HABE ICH AUF DIESEM GEBIET JEDE MENGE ERFAHRUNG, DARÜBER SOLLTE MAN SICH KEINE SORGEN MACHEN.
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Er war Captain des europäischen Ryder-Cup-Teams, als 2016 die Titelverteidigung in Minneapolis anstand. Das war aber bei Weitem nicht Darrens Sternstunde. Mit einem Team voller Rookies hat Europa gegen Davis Love IIIs Auswahl mit 11:17 verloren. Im Alter von 51 Jahren ist Darren nun Teil der Champions Tour in Amerika und spielt mit gestandenen Profis wie Tom Watson, Loren Roberts, Vijay Singh, Tom Lehman, Jesper Parnevik, Lee Janzen, Freddy Couples, John Daly und seinen European-Tour-Freunden Ian Woosnam, Bernhard Langer, José María Olazábal, Sandy Lyle, Miguel Ángel Jiménez sowie seinem alten Konkurrenten Monty zusammen.

Bernhard Langer steht momentan an der Spitze der Charles-Schwab-Cup-Rangliste mit einem Preisgeld von 2.525.404 US-Dollar aus 24 gespielten Events. Clarke schmückt mit gerade mal 60.000 US-Dollar aus sechs Turnieren den 90. Platz. Keine schlechte Art, den Vorruhestand zu verbringen.

GolfPunk: Wie ist das Leben auf der Champions Tour?
Darren Clarke: Ich bin letztes Jahr im August 50 Jahre alt geworden und habe danach mein erstes Turnier in Calgary gespielt. Bereits eine Woche zuvor wollten unheimlich viele Kollegen wissen: "Bist du nächste Woche dabei?" Jeder war voller Vorfreude und meinte, dass es ein großartiges Turnier sei. Vor Ort war ich sehr überrascht, wie viele Zuschauer auf der Anlage waren. Mein Hotel lag in der Innenstadt, was großartig war, weil es eine ganze Menge Irish Pubs im direkten Umfeld gab, was mich natürlich freut. Die Atmosphäre auf der Champions Tour ist äußerst entspannt und im Gegensatz zur PGA Tour sehr gesellig. Man wird gefragt, Sachen zu tun, die man auf der PGA Tour wahrscheinlich nicht machen würde. In Kanada beispielsweise wurde ich gebeten, ob ich nicht ein paar Pints in einem Pub zapfen könnte. Natürlich habe ich auf diesem Gebiet jede Menge Erfahrung, darüber sollte man sich keine Sorgen machen. Die Herausforderung war viel mehr, die Pints nur zu zapfen und nicht zu trinken. Das einzige Problem war, dass es ein Donnerstagabend war. Die ganze Sache stand unter dem Motto "A Night of Drinks with Darren Clarke" - an einem Donnerstagabend! Die Turniere gehen freitags los - wie stellen die sich das denn vor? Beim Bierausschenken ist alles eine Frage des richtigen Verhältnisses. An einem Donnerstagabend wäre es wahrscheinlich eins für dich, eins für mich, eins für dich, keins für mich und so weiter. An einem Mittwochabend dagegen könnte man sich auch auf eins für dich und sieben für mich einigen. Die Sache ist, dass Guinness umso leckerer wird, je mehr Pints aus demselben Fass gezapft wurden. Es ist daher verlockend, so lange zu warten, bis es fast leer ist, um dann zuzuschlagen. An dem Punkt ist es allerdings sehr schwierig, mich dazu zu bringen, die gezapften Guinness überhaupt abzugeben!

GP: Also geht es hauptsächlich um Spaß und wenn nötig ein bisschen um Golf?
DC: Golf setzt sehr viel Disziplin, Training und harte Arbeit voraus. Trotzdem sollte man darauf achten, den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen und sich gleichzeitig Ziele zu setzen. Wenn du im Golf nicht alles gibst, dann wirst du auch nie etwas erreichen, und am Ende des Tages sind wir genau deswegen alle hier, um der Beste zu sein und Turniere zu gewinnen. Ich habe immer darauf geachtet, auch außerhalb des Golfplatzes eine gute Zeit zu haben, habe aber gleichzeitig auf dem Golfplatz hart gearbeitet. Die meisten Leute nehmen mich als jemanden wahr, der nur in Bars abhängt. Um ehrlich zu sein, mache ich das auch ab und zu, aber ich investiere auch sehr viel Zeit in den Golfsport, weil ich das Spiel liebe, vor allem wenn die Putts ins Loch fallen - wenn nicht, dann kann Golf sehr frustrierend sein. Das Spiel fordert sehr viel Hingabe und Training, aber ich habe stets versucht, eine Linie zwischen Arbeits- und Freizeit zu ziehen. Über die Jahre hinweg gab es vielleicht Zeiten, in denen die spaßige Zeit ein wenig überwog, aber die Art hatte ich schon immer an mir. Man sollte in meinen Augen die Freizeit genießen, wenn sich die Chance dazu ergibt.

GP: Dein Open-Sieg ist inzwischen acht Jahre her. Fühlt es sich für dich auch so an?
DC: Nein, überhaupt nicht. Es fühlt sich an, als wäre es erst kürzlich passiert. Wir hatten vor gar nicht allzu langer Zeit eine unfassbare Woche in Royal Portrush, wo die Open seit 1951 nicht mehr stattgefunden haben. Ich kann mich an meinen Sieg sehr gut erinnern, aber wenn ich ehrlich bin, die ersten beiden Wochen nach der Open 2011 in Royal St. George's... wenn man schon über Spaß spricht, dann kann ich ehrlicherweise sagen, dass ich mich an die zwei Wochen nur grob erinnern kann. Die British Open ist das größte Event in unserem Sport und dass es mit meinem Namen auf dem Claret Jug endet, ist unvergesslich.

GP: Die Champions Tour im Golf ist ziemlich einzigartig im Profisport. Eine Tour mit wettbewerbsfähigem Charakter, der man erst mit 50 beitreten und auf der man trotzdem noch gutes Geld verdienen kann. Du reist immer noch viel, verbringst weiterhin Zeit mit den gleichen Leuten, die du während deiner langjährigen Karriere kennengelernt hast, und erkundest die Welt. Wie lief dein erstes Jahr sportlich?
DC: Ja, sie ist schon einzigartig und es ist fantastisch, dass wir Spieler die Chance bekommen, unsere Karriere als Golfer auf einer derart gut organisierten Tour zu verlängern. Man darf sich keine Fehler erlauben. Die Spieler sind zwar alle über 50 Jahre alt, sie wollen aber trotzdem gewinnen. Wir sind alle auf dem höchsten Level des Sports groß geworden und wissen, wie man um den Sieg mitspielt und Trophäen mit nach Hause nimmt. Jeder hat weiterhin das Verlangen, Titel zu gewinnen. Es mag entspannter während der Woche sein, aber ab Freitagmorgen will jeder gewinnen. Das ist das Wunderbare an unserem Sport.

GP: Gibt es Spieler auf der Tour, die es in deinen Augen zu ernst nehmen und die dringend mal ein Bier mit dir trinken gehen sollten?
DC: Da gibt es einige, die ich gerne mal mitnehmen würde aber die sollten lieber ungenannt bleiben!

GP: 2019 hattest du die Chance, einem illustren Club beizutreten: dem der Spieler, die sowohl die Open als auch die Seniors Open gewinnen konnten. Nur Bob Charles, Gary Player und Tom Watson haben das geschafft. Aber Royal Lytham & St. Annes hatte am Freitag in diesem Jahr etwas dagegen...
DC: Von der Teebox bis zum Grün habe ich die ganze Woche solide gespielt, nur auf dem Grün gab es Zeiten, in denen kein Putt gefallen ist. Es war schon sehr frustrierend, vor allem weil ich mich so früh in die Spitze spielen konnte. Ich habe gebetet, dass der Wind am Wochenende zunimmt, aber wir haben leider keinen bekommen. Das hätte mich direkt wieder nach vorne gebracht. Mir macht es nämlich nichts aus, wenn es windig ist. Ich bin mit Links-Golf aufgewachsen und liebe es. Ich liebe die Herausforderung, sich mit dem Boden anzufreunden. Jede Chance, Links-Golf zu spielen, nutze ich auch. Wenn der Wind ordentlich geblasen hätte, so wäre es auf jeden Fall ein Vorteil für mich gewesen. Sollte nicht so sein, dann aber vielleicht nächstes Jahr. Es gibt immer das nächste Jahr.

GP: Jemand, der nächstes Jahr nicht mehr dabei ist, heißt Tom Watson. Wird er euch fehlen?
DC: Dass es die Senior Tours möglich machen, mit solchen Legenden zu spielen, ist großartig. Ich durfte mit Tom Watson in Lytham spielen und es war mir ein Vergnügen. Er ist nun fast 70 Jahre alt und ist immer noch genauso entschlossen zu gewinnen wie zu seinen Hochzeiten. Dann hat sich herausgestellt, dass es sein letztes Profiturnier war. Es war eine Ehre für mich, Teil davon gewesen zu sein!

GP: Was ist noch möglich für dich in deiner Debütsaison auf der Champions Tour?
DC: Ich habe den Ball die ganze Saison gut getroffen, nur schlecht geputtet. Es ändert sich nichts, wenn man älter wird. Man ist immer noch enttäuscht, wenn man zu viele Schläge benötigt oder machbare Putts liegen lässt. Ich glaube nicht, dass sich das Gefühl jemals ändern wird. Das ist professionelles Golf, man muss es halt immer wieder versuchen und auf den Tag warten, an dem es klick macht. Dann bekommst du, was du verdienst, und alles ist wieder toll!

 
Steckbrief

Steckbrief

Name: Darren Christopher Clarke
Alter: 51 Jahre
Wohnort: Portrush, County Antrim, Nordirland
Profi seit: 1990
Lieblingsteam: Liverpool FC
Erfolge (Auszug):
• 2001 Smurfit European Open (European Tour)
• 2003 NEC Invitational (WRC)
• 2008 KLM Open (European Tour)
• 2011 Open Championship (Major)

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