Insgesamt 39 Profisiege, 11,5 Ryder-Cup-Punkte, was zu drei Siegen führte, und Karrierepreisgeldsummen, für die man wahrscheinlich einen Geldspeicher bauen müsste, haben die beiden auf der gemeinsamen Habenseite zu Buche stehen, doch nichts von alldem ist in diesem Moment ein Thema. Denn Henrik Stenson reicht sein Smartphone in die Runde, auf dem ein Bild seiner jüngsten Tochter, die erst vor wenigen Wochen zur Welt kam, aufleuchtet. Daddy ist auf sein drittes Kind viel stolzer als auf alles, was er bislang auf dem Golfplatz erreicht hat und noch erreichen wird.
Wie schaut es mit dem Schlaf im Hause Stenson aus?
Henrik Stenson: Das klappt hervorragend. Die Kleine ist toll, schläft viel, isst viel und macht uns bislang kaum Stress. Schon bei Lisa, unserer ersten Tochter, hatten wir Glück, was das Schlafen anging. Unser zweites Kind, Karl, hatte nicht viel für lange Schlafphasen übrig. [lacht]
Sie ist kurz nach dem Ryder Cup auf die Welt gekommen, stimmt's?
Henrik: Ja, am 26. Oktober, um genau zu sein. Ein Monat nach dem Ryder Cup.
Deine Frau ist dir in Gleneagles nicht von der Seite gewichen. Sportlich im neunten Monat...
Henrik: Oh ja, sie hat jedes meiner Matches live auf dem Platz verfolgt. Zu Fuß, versteht sich. Sie ist selbst begeisterte Golferin und wahrscheinlich mein größter Fan. Den Ryder Cup hätte sie um nichts in der Welt verpasst. Ich glaube sogar, sie war bereit, irgendwo auf dem Golfplatz ein Kind auf die Welt zu bringen, wenn es so weit gekommen wäre. [lacht]
»ICH GLAUBE SOGAR, SIE WAR BEREIT, IRGENDWO AUF DEM GOLFPLATZ EIN KIND AUF DIE WELT ZU BRINGEN, WENN ES SO WEIT GEKOMMEN WÄRE.«
Henrik: Ja, klar. Bis einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin sind Reisen eigentlich kein Problem. Es war also knapp, aber noch vollkommen im grünen Bereich.
Da du nun drei Kinder hast, wirkt sich diese neue Familiensituation auf deine Turnierplanung für die Saison 2015 aus?
Henrik: Es gibt zwei Phasen während der Saison, die in Verbindung mit einer großen Familie etwas knifflig zu planen sind. Zu Beginn der European-Tour-Saison spiele ich normalerweise die Turniere im Mittleren Osten. Das bedeutet, mindestens drei Wochen unterwegs zu sein. Am Ende der Saison 2014 wäre ich wegen der Race-to- Dubai-Turniere wahrscheinlich einen Monat lang nicht zu Hause gewesen, ich habe diese Phase wegen des Babys aber auf 23 Tage verkürzt. Für einen Monat unterwegs zu sein, wenn zu Hause ein Baby auf mich wartet, das würde ich nicht übers Herz bringen. Abgesehen davon spiele ich die meisten meiner Events in den Vereinigten Staaten, was bedeutet, dass ich sonntagsabend nach Hause komme und erst dienstags wieder aufbrechen muss. So kann man auch während Turnierwochen Zeit mit der Familie verbringen. Obwohl ich bisher mit etwa 30 Turnieren pro Jahr sehr viel Golf gespielt habe, hat das immer gut geklappt. Aufgrund der neuen Familienstuation kann ich mir allerdings gut vorstellen, in den nächsten Jahren ein bis zwei Turniere pro Saison weniger zu spielen.
Was schätzt ihr: Welchen Score könntet ihr in einem solchen Abend-Outfit spielen?
Martin Kaymer: Eine 78 vielleicht?
Henrik: Nee, ich denke, ein bisschen besser wäre schon möglich. Wir wären etwas kürzer, was folglich bedeutet, dass ich den Ball etwa so weit schlagen würde, wie du es normalerweise tust. [lacht] Ein Golfschwung im Jackett wäre eine echte Herausforderung, wenn man bedenkt, dass es viele Kollegen gibt, die noch nicht einmal ihre Regenjacke mögen.
Martin: Das kann ich nicht verstehen. Die Regenjacken von Hugo Boss sind perfekt! [grinst]
Henrik: Boom! Jetzt wisst ihr, warum der Gute so viel Geld von seinen Sponsoren kassiert... [lacht]
Martin: Die Körperdrehung in einem Jackett wäre ein echtes Problem...
Henrik: Es ist lustig, in alten Filmen oder auf historischen Fotos die Männer beim Golf in Tweed Jackets zu sehen. Das war nicht wirklich Sportkleidung damals und hat das Spiel garantiert nicht einfacher gemacht. Aber ich denke trotzdem, dass ich eine 75 hinbekommen würde.
Martin: Unter 80 würde ich auch spielen. Darauf lege ich mich fest.
Habt ihr irgendwelche abergläubischen Ticks in Bezug auf eure "Arbeitskleidung"? Gibt es einen Glücksgürtel oder ein Glücksshirt?
Martin: Als ich in China beim HSBC Champions als geteilter Führender in die Schlussrunde gegangen bin, habe ich mein damaliges Lieblings-Shirt getragen und es hat mir auf dem letzten Loch kein Glück gebracht [Martin spielte ein Doppel-Bogey und Bubba Watson gewann mit einem Eagle das Turnier; Anm. d. Red.]. Natürlich hat jeder seine Lieblingsfarben, aber ich muss wirklich nicht einen bestimmten Gürtel mit einer bestimmten Hose in Kombination mit speziellen Socken tragen. Abergläubisch bin ich in dieser Hinsicht nicht.
Henrik: Spezielle Shirts oder Hosen für besondere Runden habe auch ich nicht. Wenn mir die Farbe eine Shirts nicht zu 100 Prozent zusagt und ich spiele darin dann auch noch eine schlechte Runde, fliegt es definitiv aus dem Koffer.
Martin: Echt? So genau nimmst du das?
Henrik: Na klar! Wenn du am Samstag in einem pinkfarbenen Shirt einen miesen Score spielst, würdest du das Hemd dann in der nächsten Woche noch einmal tragen?
Martin: Ja, würde ich.
Henrik: Ich nicht! Noch schlimmer als eine schlechte Runde in einem Hemd oder einer Hose ist es allerdings, wenn ein Kleidungsstück nicht 100-prozentig passt. Ist die Hose zum Beispiel ein wenig zu kurz und ich merke das zu spät, bekomme ich das die ganze Runde über nicht mehr aus dem Kopf. Das nervt nicht nur, das lenkt auch vom Golfspielen ab.
Martin: Wir haben in puncto Klamotten also doch etwas gemeinsam. Auch bei mir muss alles perfekt passen. Es ist wirklich komisch, wenn man beim Putten über dem Ball steht und weiß, dass die Hose ein bisschen zu weit, zu eng, zu lang oder zu kurz ist und die Zuschauer hinter dir das natürlich sehen. Das klingt vielleicht merkwürdig, doch man fühlt sich dann absolut nicht wohl.
Henrik: [lacht] Genau das meine ich. Man muss sich in seinem Outfit wohl fühlen, um gute Runden spielen zu können.
Martin: Am deutlichsten merken wir das beim Ryder Cup, denn während dieser Woche bekommen wir Outfits, die wir sonst nicht tragen, und ich habe mir schon gewünscht, dass ich meine eigenen Hosen tragen könnte, weil ich mich darin einfach besser fühle.