Am ersten Abschlag - Düngen gegen den Absturz

Am ersten Abschlag

Düngen gegen den Absturz

27.02.2023 | Von Jan Langenbein, Foto(s): Getty Images (4), Puma (1)

In Pebble Beach will man keine toten Golfer am Strand sehen und tut deshalb alles dafür, dass Jordan Spieth' Klippenschlag ein einmaliges Ereignis bleiben wird.

Es kommt auf der PGA Tour nicht oft vor, dass es bei einem Schlag buchstäblich um Leben und Tod geht. Jordan Spieth' Cliffhanger in Pebble Beach 2022 Jahr war ohne Zweifel einer der denkwürdigsten Schläge einer an Highlights nicht gerade armen PGA-Tour-Saison und daher wundert es nicht, dass in den letzten zwölf Monaten unzählige Amateur-Hacker während ihrer Once-in-a-lifetime-Runde in Pebble Beach Spieth' Nervenkitzelschlag am achten Loch ebenfalls versuchten. Nicht wirklich eine gute Idee, schließlich geht es wenige Zentimeter von Spieth' damaliger Balllage mehr als 20 Meter senkrecht in die Tiefe. Passiert ist bei diesen Versuchen, einige Instagram-Likes von den Golf-Buddys einzusammeln, bisher noch nichts, allerdings schieben die Verantwortlichen in Pebble nun präventiv einen Riegel vor die Versuche, Spieth' Nervenkitzel nachzuahmen. Nicht nur wurde die Markierung des Hindernisses weiter von der Klippe weg verlegt, auch wurde zur chemischen Keule gegriffen, da man sich in Pebble Beach durchaus bewusst darüber ist, dass ein wenig rote Farbe auf dem Boden keinen einzigen bierseligen Golfer vom Nervenkitzel seines Leben abhalten wird. "Das Rough ist an dieser Stelle nun mehr als fünf Zentimeter hoch", erklärte Gary Young, Chef-Referee der PGA Tour im Vorfeld des AT&T National Pro-Am in diesem Jahr. "Sie düngen das Rough in diesem Bereich ziemlich stark. Die Greenkeeper tun alles, um ein dickes Rough zu fördern, das verhindert, dass ein Golfball über den Boden durch das Fairway in diesen Bereich rollt." Mit anderen Worten: Wo Jordans Ball einst zum Liegen kam, wird nun kein Ball mehr enden, und das knöcheltiefe Rough wird Gefahrensucher zudem davon abhalten, wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt einen Ball zu droppen, denn kein Amateur ist imstande, aus dieser Lage einen Ball über die Klippen und den Pazifik auf das 150 Meter entfernte Grün zu schlagen.

Und was meint der Verursacher der ganzen Aufregung? "Ich glaube, ich habe einen Schlag gespart", sagte Spieth. "War es das Risiko wert? Wenn man bedenkt, dass die Gefahr bestand, dabei draufzugehen, wohl kaum. Aber ich hatte auch das Gefühl, ich könnte den Ball mit einem Eisen 7 in die Nähe des Grüns schlagen. Mein Sohn war zu dieser Zeit noch sehr jung; heute, da mir bewusster geworden ist, dass ich Vater bin und Verantwortung trage, würde ich diesen Schlag wahrscheinlich nicht noch einmal riskieren."

Wem nun danach ist, geschichtsträchtige Schläge in Pebble Beach nachzuspielen, der kann sich an Tom Watsons Chip-in an Loch 17 versuchen. Schaden nimmt dabei höchstens die Kreditkarte, denn mit Cart und Steuern liegt das Greenfee in Pebble Beach mittlerweile nördlich von 700 Dollar.