Schule des Lebens
Auf der Universität soll man ja auf das Leben vorbereitet werden. Im Fall von Jonas Baumgartner scheint das gut geklappt zu haben. In diesem Jahr machte der 22-Jährige seinen Abschluss an der Oklahoma State University und spielte sich dank guter Leistungen im Collegeteam in die Top 20 des PGA Tour University Rankings. Damit verbunden war ein Freifahrtschein für die zweite Stufe der Qualifying School zur PGA Tour. Den nutzte Baumgartner am letzten Wochenende, sicherte sich mit einem sechsten Rang einen Platz im Q-School-Finale und verbessert seine Spielmöglichkeiten. Über das University Ranking hatte Baumgartner bereits Spielrecht für die nordamerikanischen Turniere der PGA Tour Americas, nun ist er auch für alle anderen Turniere spielberechtigt. Zudem ist ihm bereits ein eingeschränkter Status auf der Korn Ferry Tour sicher, den er noch verbessern kann, wenn er ab Donnerstag in den Top 45 des Q-School-Finales landet. Sollte er es sogar in die Top 5 schaffen, würde er mit Stephan Jäger, Matti Schmid, Thomas Rosenmüller und Jeremy Paul ein deutsches Quintett auf der PGA Tour bilden.
Heiße Eisen
Wer seine Golf-Equipment mit auf Flugreisen nimmt, ist seelisch fast immer aufs Schlimmste vorbereitet: Verschollenes Gepäck, gebrochene Schäfte oder ein ramponiertes Travelbag sind häufige Wegbegleiter. Was man jedoch nicht erwartet, ist, am Gepäckband nur noch ein Häufchen Asche zu finden. Doch genau das musste John Andre feststellen als er nach einem Flug von Atlanta nach Fort Myers sein Golfgepäck in Empfang nehmen wollte. "Der Gepäckmensch sagte sie haben es gezogen, es hat die Hülle durchscheuert, Funken geschlagen und Feuer gefangen", erzählte Andre dem Portal Wink News. Nachdem Delta Airlines seine Schadensersatzforderung von 4000 Dollar ignorierte, knickte man nach Presseanfragen aus Angst vor schlechter Publicity ein. Ironie des Ganzen: zu den verkohlten Schlägern gehörte ein Taylormade-Hybrid aus dem Jahr 2015. Produktname: AeroBurner.
Reisekostenabrechnung
Apropos Fliegen: Michael S. Kim hat auf
seinem Twitter-Account Einblick gegeben, wieviel es kostet, auf der PGA Tour unterwegs zu sein. Fast 93.000 US-Dollar hatte er im Jahr für Flüge und Hotelübernachtungen auf der Uhr, wobei er nach eigenen Angaben fast immer Holzklasse geflogen ist. Verschmerzbar, wenn man bedenkt, dass er 2024 das 14-fache an Preisgeldern eingespielt hat. Aber bei Spielern wie Josh Teater, der in 25 Turnieren startete und vor Abzug von Steuern nur 62.000 US-Dollar einspielte, kann dies schon existenzbedrohend sein.
Niemannsland
Mit seinem Sieg beim PIF Saudi International sicherte sich Joaquin Niemann auch die International Series der Asian Tour, mit der ein Platz auf der LIV Tour im kommenden Jahr verbunden ist. Niemann ist allerdings bereits fester Bestandteil von LIV, sodass der oft als "Closed Circuit" betitelte Kreis der Millionäre weiter unter sich bleiben kann. Besonders bitter für den Neuseeländer Ben Campbell, der den Titel um einen Schlag verpasste und sich so von der LIV-Reservebankrolle hätte befreien können.
Rising Star
Nach dem Saisonfinale der Ladies European Tour war es Zeit für eine kleine Feierstunde, in der die herausragenden Spielerinnen geehrt wurden. Große Gewinnerin war die Schweizerin Chiara Tamburlini, die nach ihren drei Saisonsiegen und dem Triumph in der Order of Merit nicht nur als Rookie des Jahres sondern auch als Spielerin des Jahres prämiert wurde. Ein Titel, um den vermutlich auch Helen Briem konkurriert hätte, hätte sie mehr Zeit gehabt. Die 19-Jährige, die vier Mal auf der LET Access Series gewann und bei sechs Starts auf der LET einmal gewann und nur einmal außerhalb der Top 11 landete konnte sich aber mit der Auszeichnung als "Rising Star" trösten.
Schlechter legen
Die Praxis des Besserlegens wird von Puristen im Englischen auch gerne als "Lift, Clean and Cheat" bezeichnet. Im Fall von Anthony Quayle war dieser Name tatsächlich zutreffend. Bei der Victorian PGA Championship auf dem Moonah Links war auf einem Loch Besserlegen erlaubt, der Australier glaubte hingegen, es sei auf dem ganzen Platz und zog sich in der ersten Runde dafür insgesamt sieben Strafschläge zu (drei Mal zwei Schläge für spielen vom falschen Ort, einmal einen Schlag für illegales Aufheben des Balls). Eine Bürde, die normalerweise nicht zu überwinden ist, doch ohne Strafschläge hätte Quayle die zweitbeste Runde gehabt, und mit einer 67 in Runde zwei spielte er sich in den Cut. Als er dann auch noch eine 66 in Runde drei folgen ließ, lag er plötzlich auf Platz 8 und hatte ernsthafte Siegchancen. Am Ende wurde es ein dritter Platz mit zwei Schlägen Rückstand. Die Personifikation eines Ergebnisses, das man mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht.
Big Nelly
Dass Golfer auf der Liste der bestverdienenden Sportler des Jahres auftauchen, ist keine Seltenheit. Bei Frauen sah die Sache meistens ein wenig anders aus, doch 2024 führte an Nelly Korda auch monetär kaum ein Weg vorbei. Mit einem
von Sportico geschätzten Jahresverdienst von 14,4 Millionen US-Dollar belegte die Amerikanerin Platz 8 hinter den Tennis-Superstar Coco Gauff, Iga Swiatek, Zheng Qinwen, Aryna Sabalenka. Naomi Osaka und Emma Raducanu sowie Freestyle-Skierin Eileen Gu. Mit Jeeno Thitikul (9,1 Millionen; Platz 11) und Lydia Ko (6,7 Millionen; Platz 15) sind noch zwei weitere Golferinnen in den Top 15.
Abschiedsgeschenk?
Der Schwede Jesper Svensson wurde von der DP World Tour mit dem Henry Cotton Award als Rookie des Jahres gekürt. Mit einem Sieg bei der Porsche Singapore Classic und fünf weiteren Top-10-Resultaten, darunter bei der DP World Tour Championship, belegte der 28-Jährige Platz 10 im Race to Dubai. Damit verbunden ist eine Spielberechtigung für die PGA Tour - gut möglich also, dass man den dritten schwedischen Rookie of the Year nach Per-Ulrik Johansson (1991) und Jarmo Sandelin (1995) demnächst kaum noch in Europa sieht.
Bandon-Check
In diesem Jahr hingen Musikfans in langen Warteschleifen für Tickets für Oasis und Taylor Swift, jetzt können auch Golfer nachempfinden wie es ist, verzweifelt darauf zu warten, ob man Tickets bekommt. Um der enormen Nachfrage nach Zimmern und Startzeiten nachzukommen, veranstaltet Bandon Dunes in Oregon zukünftig drei Lotterien im Jahr. Wer zwischen Januar und April 2026 (!!) spielen möchte, kann sich noch bis 22. Dezember diesen Jahres bewerben. Am 19. Januar 2025 bzw. 20. April 2025 enden dann die Fristen für Startzeiten von Mai bis September 2026 bzw. Oktober bis Dezember 2026. Aus allen Bewerbern wird eine Prioritäten-Liste erstellt, die dann nach und nach von Bandon-Vertretern abtelefoniert werden. Allerdings sollten Kurzentschlossene nicht verzagen: Während es schwierig ist, ein Zimmer zu bekommen, ist es angesichts von fünf Golfplätzen (Bandon Dunes, Pacific Dunes, Old MacDonald, Bandon Trails und Sheep Ranch) immer noch möglich, sich Startzeiten zu sichern, wenn man außerhalb des Resorts übernachtet.
Fearsome Foursome: Das Team der Woche
Driving: Justin Thomas
Rein nach dem langen Spiel hätte Justin Thomas bei der Hero World Challenge sogar Scottie Scheffler in Schach gehalten. Beim Spiel ins Grün lag er nur 0,8 Schläge hinter dem Überflieger, vom Tee hielt Thomas mit 6,1 gewonnen Schlägen sogar das gesamte Feld im Schach. Selbst in der Schlussrunde, wo er die Führung verspielte, war der Driver seine Stärke. Um auf den Grüns hingegen hatte Thomas in der Woche klare Defizite.
Approach: Scottie Scheffler
Beim Besten nichts Neues. Wann immer der Weltrangliste antritt, ist auf sein Spiel ins Grün Verlass. Auch bei der Hero Challenge führte Scheffler wieder mal die "Strokes Gained: Approach to Green"-Liste an. Fast 6,8 Schläge machte er auf den Schnitt des kleinen aber feinen Feldes gut. Eine Sache war allerdings doch neu. Bei kurzen Putts wechselte Scottie zum Claw-Griff. Zumindest für diese Woche eine gute Wahl: er war Dritter in "Strokes Gained: Putting".
Short Game: Tom Kim
Mit einer sehr ausgeglichenen Leistung spielte sich der kontroverse Jungstar auf den zweiten Platz der Hero World Challenge: In allen Aspekten des Spiels machte er Schläge aufs Feld gut, aber es war insbesondere sein Spiel ums Grün, das überzeugte. Mit 4,5 gewonnenen Schlägen belegte er Platz zwei in der Statistik.
Putting: Ryggs Johnston
Zumindest auf den Grüns behielt der 24-Jährige Amerikaner seinen Lauf. Obwohl die Grüns in Sun City sehr anders sind als die im australischen Kingston Heath führte Johnston auch bei der Nedbank Golf Challenge wieder das Feld an. Der Rest des Spiels war jedoch zum Vergessen, insbesondere die Schläge ums Grün waren ein Desaster, sodass er 8 Schläge hinter Landsmann und Sieger Johannes Veerman blieb.
Schwarz-Rot-Golf: Die deutschen Stars der Woche
Marcel Siem
63. Nedbank Challenge (72-79-74-81) €14.113