Joko & Klaas gegen Pro 7" ist eines der unterhaltsamsten Showformate, das in den letzten Jahren in Deutschland entstanden ist. Das ebenso simple wie geniale Konzept: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf müssen in diversen Spielen Aufgaben lösen, die ihnen ihr Sender und einige Prominente stellen. Bei Erfolg sichern sie sich Vorteile, die ihnen im großen Finalspiel eine Hilfe sind. Darin entscheidet sich, ob die beiden sich für den Sender noch mehr zum Narren machen müssen als sonst, oder ob sie 15 Minuten Sendezeit geschenkt bekommen, die sie in den letzten Jahren für einige außergewöhnliche, vorbildliche Projekte genutzt haben. Gestern ging das u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis und Grimme-Preis ausgezeichnete Format in die achte Staffel und zum Auftakt haben die beiden endlich den schönsten Sport der Welt entdeckt.
Nun ist Golf nicht gerade ein Sport bei dem es Anfänger leicht haben. Diese Erfahrung machten auch Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf als sie vom Münchner Golf Professional Stephan Gandl in die hohe Kunst des Golfsports eingeführt wurden. Während ihrer halbstündigen Übungsphase auf der Driving Range gab es das typische Bild für Anfänger: Verwirrung, Luftschläge und zwischendurch mal das erhebende Gefühl einen Ball getroffen zu haben. Mit diesem Crashkurs ging es für die beiden auf Bahn 10 des Sepp Maier Golfplatzes in Pankow. Das 634 Meter lange Par 6 (!) ist nicht gerade ideal für Newbies, um sich daran zu versuchen. Ein Anfänger, der gerade seine Platzreifeprüfung absolviert hat, bekommt an der zweitschwersten Bahn des Platzes vier Vorgabeschläge, sollte also mit zehn Schlägen vom Abschlag einlochen. Für Joko & Klaas, die auf einem noch niedrigeren Erfahrungsstand sind, dürfte auch dies nicht machbar sein, also gewährt ihnen Pro 7 insgesamt 16 Schläge.
Der Haken an der Sache: 8 davon sind sogenannte Jokerschläge, die unkonventionell durchgeführt werden und zu großen Teilen für die Tonne sind. So soll der Ball u.a. mit einem Schuh, einem Sofa und einem Doppelschläger bugsiert werden. Effektiv haben die beiden daher vielleicht 13 Schläge um die Aufgabe zu absolvieren. Und, oh Wunder: Sie schaffen es. Um diese sportlich außergewöhnliche Leistung zu würdigen, die lediglich noch von Kim Jong-Ils Runde mit elf Hole-in-Ones übertroffen wird, haben wir uns einmal alle 16 Schläge angeschaut und mit Hilfe von Google Earth und Orientierungspunkten auf dem Platz analysiert. Mit diesen (etwa auf 20 Meter genau berechneten) Schlägen hat sich das Duo zum Golf-Triumph gespielt.
Schlag 1: 634 Meter zum Loch
Klaas nimmt ein Fairwayholz in die Hand und unterschlägt den Ball, der gerade einmal fünf Meter fliegt und links kurz vor einem Roughstreifen zum Liegen kommt.
Schlag 2: 629 Meter zum Loch
Beim ersten Sonderschlag muss der Ball mit einem Schuh fortbewegt werden. Auf Knien schlägt Klaas auf den Ball, der etwa zehn Meter nach vorne läuft, aber im Semirough bleibt.
Schlag 3: 619 Meter zum Loch
Nun ist Joko an der Reihe. Mit der Fahne eines Übungsgrüns im Hintergrund holt er mit seinem Eisen (vermutlich Eisen 7) aus, trifft den Ball und bekommt von seinem Mitspieler ein bewunderndes "Ja leck mich am Arsch, Joko."
Schlag 4: 245 Meter zum Loch
Die links auf der angrenzenden Bahn 7 zu sehende Brücke sowie der große Baum auf der rechten Fairwayseite machen es deutlich: Joko Winterscheidt, der vor wenigen Minuten Golf gerade mal buchstabieren konnte, hat mit seinem Eisen den Ball 375 Meter weit geschlagen - eine Distanz, von der selbst viele Golfprofis nur träumen können - und die nehmen dafür einen Driver. Nun muss das Duo den Ball mit einem Sofa fortbewegen, was wie erwartet dazu führt, dass der Ball nur zwei Meter rollt.
Schlag 5: 243 Meter zum Loch
Nun ist Klaas wieder an der Reihe. Tatsächlich trifft er den Ball mit dem Eisen, toppt es aber gnadenlos, sodass es nur 20 Meter nach vorne rollt.
Schlag 6: 223 Meter zum Loch
Nun kommt das "Spezial Doppeleisen" zum Einsatz. Ein Konstrukt mit einer Schlagfläche und zwei Griffen, das die beiden immerhin nutzen, um den Ball rund 40 Meter vor zu bewegen.
Schlag 7: 180 Meter zum Loch
Wieder schlägt Klaas, was insofern komisch ist, als dass es so klang als würden die beiden im Klassischen Vierer spielen also immer abwechselnd. Nach einem Luftschlag (der hier nicht gezählt wird), trifft Klaas den Ball. Leider ist die Kameraperspektive aber so gewählt, dass man nicht sehen kann wie weit und in welche Richtung er fliegt.
Schlag 8: 425 Meter zum Loch
Oh je, wie ist das denn passiert? Die beiden liegen plötzlich vor dem Schälingsgraben, der sich rund 200 Meter nach dem Abschlag durch die Bahn zieht. Zudem liegen sie auf dem Fairway der 1. Mit anderen Worten: Klaas hat seinen Ball mehr als 200 Meter geschlagen - nach hinten (!). Zum Glück können sie zur Überwindung des Grabens jetzt eine Angel nehmen, mit der (erneut) Klaas das Wasserhindernis knapp überwindet.
Schlag 9: 375 Meter zum Loch
Endlich darf Joko wieder ins Geschehen eingreifen, trifft den Ball aber nur an der äußersten Spitze, sodass er einen Meter nach rechts springt.
Schlag 10: 375 Meter zum Loch
Der nächste Schlag wird mit einem Tennisschläger ausgeführt. Klaas wirft Joko den Ball zu, der wie Babe Ruth in seinen besten Zeiten die Murmel auf den ersten Blick 80 Meter Mitte Fairway katapultiert.
Schlag 11: 280 Meter zum Loch
Und wieder ist Joko an der Reihe. Das Resultat ist ähnlich wie beim letzten Mal. Der Ball wird getoppt, springt fünf Meter nach vorne und nach rechts und trifft fast die Kameracrew, die sich in einer Position befindet, in der man sich nicht befinden sollte, wenn man mit Anfängern spielt. Aber gut: Nix passiert und nur noch 275 Meter zum Ball. Oder?
Schlag 12: 450 Meter zum Loch
Huch. Plötzlich finden wir uns wieder auf dem Fairway der 1 vor dem Schälingsgraben wieder. Klaas muss sich mit einer zum Brustpanzer umfunktionierten Abschlagmatte hinlegen während Joko den Ball wegschlagen muss. Aus Angst davor, seinen Kumpel zu töten, verfehlt Joko drei Mal den Ball komplett bevor er ihn sicher an die Stelle chippt, von der Klaas vorhin die Angel gespielt hat.
Schlag 13: 619 Meter zum Loch
Ja, wo laufen sie denn? Joko fragt "Zählt einer die Schläge mit?", während er plötzlich wieder rund 200 Meter weiter vorne unterwegs ist. Den Schlag selber führt er allerdings von ganz anderer Stelle aus. Falls er ihn überhaupt gespielt hat, denn plötzlich sehen wir wieder im Hintergrund das Übungsgrün. Ja, Joko ist wieder an der Stelle, wo er Schlag 3 gespielt hat. Oder sehen wir möglicherweise einfach denselben Schlag noch einmal? Zumindest trifft er ihn wieder sauber und befördert ihn mit einem "Hallöchen" in die Stratosphäre.
Schlag 14: 39 Meter zum Grün
Ein unglaublicher Schlag! 580 Meter hat Joko Winterscheidt den Ball mit seinem Eisen geschlagen - und damit 150 Meter weiter als Max Homa beim längsten Drive in der Geschichte der PGA Tour. Long Drive Champion Martin Borgmeier muss sich warm anziehen. Von hier muss Joko den Ball mit einem überdimensionierten Driver spielen und manövriert ihn mühelos aufs Grün. Nun noch ein simpler Zweiputt, erst mit einem regulären und dann mit einem Klemmbaustein-Putter, und das Spiel ist gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!
