Spielt man dasselbe Assoziationsspielchen mit einem Golfer, hagelt es genauso Stereotypen. Kein Wunder, denn die Bezeichnung "Florida-Style" ist ein feststehen der Begriff für die Kategorisierung von Golfplätzen und meint nichts anderes als sattgrüne, überdüngte Fairways, gesäumt von majestätischen Palmen, schneeweißen Bunkern und jeder Menge Wasserhindernis sen. Man kann schließlich nicht jeden Sumpf trockenlegen.
Wie es sich für ordentliche Klischees gehört, liegt ihnen natürlich ein wahrer Kern zugrunde. Immerhin geht in South Beach, in Fort Lauterdale sowie Daytona Beach allabendlich die Post mindestens so hemmungslos ab wie am Ballermann und die legendären Austragungsorte der großen Profi turniere wie Doral oder TPC Sawgrass liefern Jahr für Jahr eindrucksvolle TV-Bilder.

»Die 65 Quadratkilometer große ehemalige Phosphormine glich nach Ende des dort betriebenen Tagesbaus einer Mondlandschaft.«
Auf dem Weg dorthin ins buchstäbliche Niemandsland des Sunshine State fällt es schwer zu glauben, dass in dieser topfebenen Einöde irgendwo hinter Büschen und Dickicht drei 18-Loch-Plätze von Weltrang liegen. Doch kaum hat man den alten Highway 37 verlassen, gibt die Vegetation den Blick auf das hochmoderne Hotel der Anlage frei, das optisch der Schaltzentrale eines James-Bond-Bösewichts alle Ehre machen würde. Dieser Palast aus Glas und Stahl hat so rein überhaupt nichts mit der plüschigen Betulichkeit anderer Golf-Resorts in den USA gemein. Wer hier den Mietwagen beim Valet-Service abgibt, kann sich dem Gefühl nicht erwehren, eine eigene Welt zu betreten, deren Universum sich um ein klar definiertes Zentrum dreht: Golf.


Die Nachricht, dass das Architekten-Dream-Team abgeliefert hatte, verbreitete sich mit der Eröffnung des Resorts und seiner ersten beiden Golfplätze 2014 wie ein Lauffeuer durch die gesamte Golfwelt, denn Tom Doaks Blue Course und der von Coore/Crenshaw entworfene Red Course übertrafen sämtliche Erwartungen. Die für ihre minimalistischen Designs bekannten Golfplatzbauer hatten den ehemaligen Tagebau mit seinen bis zu 30 Meter hohen künstlichen Dünen in ein GolfEldorado verwandelt, wie es Florida noch nicht gesehen hatte und selbst in den gesamten USA nur wenig Konkurrenz zu fürchten braucht.

Wohnen
Streamsong ResortDer ultramoderne Hotelkomplex des Streamsong Resort mit seinen 228 Zimmern wurde äußerst behutsam in die archaisch wirkende Natur des riesigen Geländes eingebunden, um die spektakuläre Szenerie auf keinen Fall zu dominieren. Trotzdem bietet die Dachterrasse der "Fragmentary Blue Bar" im sechsten Stock einen fantastischen Ausblick über die endlosen Weiten Zentralfloridas. Wie es sich für ein Luxushotel gehört, genügen nicht nur die äußerst geräumigen Doppelzimmer höchsten Ansprüchen, auch das "Acqua-Pietra Spa", der Infinity Pool am See und natürlich die insgesamt vier Restaurants des Resorts lassen keine Wünsche offen. Wer das Besondere sucht, kann auch nach einem der insgesamt zwölf Hotelzimmer im Clubhaus fragen, diese sind jedoch äußerst beliebt und daher auf längere Zeit ausgebucht.
www.streamsongresort.com
Golfplätze in der Region

Streamsong Blue
18 Löcher, Par 72, 6.562 MeterAdresse: 1000 Streamsong Dr, Bowling Green, FL 33834, USA
Tel. +1 888.294.6322
www.streamsongresort.com
Greenfee Resort-Gäste: ca. 82 Euro (Nebensaison) bis ca. 220 Dollar (Hochsaison), Tagesgäste: ca. 113 Euro (Nebensaison) bis ca. 257 Dollar (Hochsaison)
Mit oft gigantisch breiten Fairways impft Platzarchitekt Tom Doak den Golfern ein trügerisches Gefühl der Sicherheit ein - zumindest was die Abschläge angeht. Strategisch optimal platzierte FairwayBunker und im Verhältnis relativ kleine und fiese Grüns verleihen diesen 18 Löchern dennoch jede Menge Biss. Doaks Designphilosophie, seine Plätze um die vorhandenen natürlichen Gegebenheiten he rum zu bauen, verleiht diesem erst sechs Jahre alten Platz eine Aura, als würde hier bereits seit Jahrzehnten gespielt.
Killerloch: Die 7, ein unendlich oft fotografiertes, spektakuläres Par 3 mit Furcht einflößendem Wasserhindernis, mag zwar das Signature Hole sein, das wahre Highlight ist jedoch die 13, ein kurzes Par 4 mit Bunkern rund um das erhöhte Grün tiefer als Death Valley.

Streamsong Red
18 Löcher, Par 72, 6.536 MeterVom ersten Abschlag an stellt der Red Course klar, dass die folgenden 18 Löcher kein entspannter Spaziergang werden. Zwischen majestätischen Dünen fordert das leicht bergauf verlaufende, 434 Meter lange Biest von einem Par 4 zwei solide Schwünge, möchte man nicht mit einem Doppel-Bogey in den Tag zu starten. Bill Coore und Ben Crenshaw nutzten für ihr Meisterwerk in Streamsong die einmalige Topografie und idealen Bodenbedingungen virtuos und schufen dadurch ei nen Golfplatz, der nicht nur optisch einmalig ist, sondern auch Anforderungen an Golfer aller Spiel stärken stellt, die auf kaum einer anderen Anlage so zu finden sind.
Killerloch: Auf der gesamten linken Seite von Wasser flankiert, ist Loch Nummer 7 mit seinen lediglich 482 Metern ein äußerst anspruchsvolles Par. Teuflische Bunker rechts der Landezone und ein direkt ans Wasser gequetschter Grünkomplex runden diese brillante Spielbahn ab.

Streamsong Black
18 Löcher, Par 73, 6.703 MeterIm September 2017 eröffnete mit Gil Hanses Streamsong Black der bislang jüngste Golfplatz des Resorts und es genügt ein Fakt, um die skurrile Einzigartigkeit dieses Platzes zu beschreiben: Zusammengenommen sind sei ne Grüns beinahe einen halben Quadratkilometer groß (!). Passend dazu spendierte Hanse dieser Anlage noch einen eigenen Putting-Course direkt vor der Clubhausterrasse mit dem vielsagenden Namen "Der Fehdehandschuh". Aus diesem Grund ist der Besuch des Putting-Grüns vor einer Runde auf Streamsong Black sicherlich wichtiger als eine Stippvisite auf der Driving Range.
Killerloch: Bei dem Design des PunchbowlGrüns der neunten Spielbahn ließ Gil Hanse sich wohl vom weltberühmten Barringer Krater in Arizona inspirieren.