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Offene Beziehung: Familie Palme samt Nachwuchs beim Sonntagsspaziergang

Cote d'Azur – Teil 2

Cannes einiges!

Von Jan Langenbein, Fotos: Tino Dertz/ZWEI:D

Wie James R. Hansen in seinem Buch "A Difficult Par" beschreibt, lag der fertiggestellte und perfekt gepflegte Golfplatz dann jedoch sechs Jahre lang im Dornröschenschlaf und keine einzige Runde wurde auf ihm gespielt, weil ein Gerichtsbeschluss sportliche Aktivitäten auf diesem Stück Land als illegale Handlungen einordnete. Das in den 70ern gestartete Projekt in Vidauban sorgte somit beinahe für den Bankrott von Robert Trent Jones sen. und ein Jahr vor seinem Tod 2000 verkaufte er das Grundstück samt Golfplatz an ein Konsortium extrem wohlhabender Geschäftsleute aus Norwegen, die mit großen finanziellen Anstrengungen den Gerichtsbeschluss angriffen und Erfolg hatten. Seit 1999 ist das Golfspielen auf dem Prince de Provence nun legal und der Platz ist seither so ziemlich das Exklusivste, was Europa in puncto Golf zu bieten hat. Kein Clubhaus, keine Wohnhäuser, nur 18 traumhafte Löcher, die ausschließlich der Handvoll Besitzer zur Verfügung stehen.

Cote d'Azur: Dickes C: tut im Winter kein bisschen weh (l.) Nachmittagsschlendern: Stuhlgang auf Französisch (r.)Cote d'Azur: Dickes C: tut im Winter kein bisschen weh (l.) Nachmittagsschlendern: Stuhlgang auf Französisch (r.)
Dickes C: tut im Winter kein bisschen weh (l.) Nachmittagsschlendern: Stuhlgang auf Französisch (r.)

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DAS HIER IST KEIN LANDSTRICH, AUS DEM MAN WEGZIEHT. HIER ZIEHT MAN ZU. FALLS MAN ES SICH LEISTEN KANN.
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An dieser Stelle des Gesprächs dreht sich plötzlich ein Typ am Nebentisch zu uns um, der schon länger spitze Ohren machte, und klinkt sich ein: "Das wundert mich kein bisschen. Ich war Projektentwickler in der Tourismusindustrie und habe mich um Vorhaben überall auf der Welt gekümmert. Ich kann euch sagen: Nirgendwo ist die Korruption so verbreitet und offensichtlich wie hier in Südfrankreich. Wer hier bauen will, muss zahlen. Das gehört einfach dazu. Und eurer Geschichte nach zu urteilen hat dieser berühmte Golfarchitekt einfach nicht genug geschmiert."

007 HATTE KEINE CHANCE


Das Gesprächsthema für unsere letzten beiden Tage an der Côte d'Azur ist damit gesetzt. Im Golfclub Barbossi sind die barbusigen Nymphen, die sich hier als Teil der Outdoor-Kunstsammlung auf dem Platz tummeln, allerdings wenig gesprächsbereit und wir sind auch zu sehr damit beschäftigt, unsere Golfbälle einigermaßen sicher über das anspruchsvolle Terrain zu manövrieren. Aber nicht nur für die Golfbälle besteht hier Gefahr, sondern auch für die im Winter vollkommen verblasste Haut. Die Sonne scheint heute so intensiv, dass 2016 zum ersten Mal Sonnencreme vonnöten ist. Jedes Jahr auf Neue ein magischer Moment.

Cote d'Azur:
Als es wenige Stunden vor der viel zu schnell näher kommenden Abreise noch in die Provence geht, scheinen wir mit Sean Connery ein weiteres Opfer der lokalen Gepflogenheiten gefunden zu haben. Einen amerikanischen Golfplatzarchitekten übers Knie zu legen ist eine Sache, aber James Bond? Die Lokalpolitiker in Südfrankreich scheinen tatsächlich Biss zu haben.

1979 kaufte Connery hier inmitten der Provence ein Stück Land, das grösser war als das nahe gelegene Fürstentum Monaco, und hatte imposante Träume von einem Golf-Resort samt pompösem Hotel. Die ersten Bäume waren bereits gefällt, um Platz für die Fairways zu machen, als den lokalen Autoritäten auffiel, dass die Pläne des Schotten doch nicht nach ihrem Geschmack waren. 20 Jahre später kaufte dann Dietmar Hopp das immer noch nicht vollständig erschlossene Land und investierte mehr als 120 Millionen Euro in das Golf-Resort, das auf den Namen Terre Blanche getauft wurde.

Cote d'Azur: Klare Ansage, keine zweite Meinung nötig (l.) Nicht nur beim Basketball peinlich: der Airball (r.)Cote d'Azur: Klare Ansage, keine zweite Meinung nötig (l.) Nicht nur beim Basketball peinlich: der Airball (r.)
Klare Ansage, keine zweite Meinung nötig (l.) Nicht nur beim Basketball peinlich: der Airball (r.)
Wer im letzten Jahr beim Solheim Cup in St. Leon-Rot Zeuge eines historischen Kontinentalvergleichs wurde und nun zum ersten Mal hierher auf Dietmar Hopps zweite Golfanlage kommt, wird unweigerlich denken: "Das habe ich doch schon irgendwo gesehen!" Kein Wunder, denn die beiden Plätze in Terre Blanche stammen vom gleichen Designer, der auch den Platz südlich von Heidelberg schuf, auf dem die europäischen Golfdamen ihr Waterloo erlebten. Dave Thomas hat hier 36 spektakuläre Golflöcher in die Hügel der Provence gebaut, die zum Besten zählen, was in Europa für Golfer frei zugänglich ist. Selbst Mitte März sind die Grüns hier schneller und treuer als auf 90 Prozent der Golfanlagen in Deutschland im Spätsommer. Nur die spärliche Belaubung der Wälder ringsum erinnert uns daran, dass wir uns meteorologisch noch im Winter befinden. Genau deshalb sind wir hierher nach Südfrankreich gekommen.

Der tatsächliche Standortvorteil der Côte d'Azur selbst im März wird uns an unserem letzten Abend bewusst, als wir auf der Suche nach einer guten Bar durch Nizza streifen und schließlich in der "Puzzle Bar" am Rande der Altstadt fündig werden. Feine Golfplätze, anständige Temperaturen und schicke Sonnenuntergänge am Strand gibt es im März natürlich auch an anderen Orten, die in wenigen Flugstunden erreichbar sind. Eine Großstadt vom Schlage Nizzas haben diese Alternativen jedoch allesamt nicht zu bieten. Weit weg vom Gockelgehabe in St. Tropez oder dem Terror an plastischer Chirurgie in Monte Carlo kann hier jeder das Label des Touristen abstreifen und sich im Nachleben der 350.000 Einwohnerstadt unter die Locals mischen. Hier zeigt sich das wahre Leben an der Côte d'Azur und das macht mächtig Spaß. Kein Wunder, dass Victor Dubuisson einer der wenigen Profigolfer ist, die, selbst nachdem sie die großen Preisgeldschecks abgeräumt haben, immer noch an dem Ort wohnen, an dem sie ihre Jugend verbracht haben. Das hier ist kein Landstrich, aus dem man wegzieht. Hier zieht man zu. Falls man es sich leisten kann.

 

Golfplätze in der Region

Old Course Cannes Mandelieu

Old Course Cannes Mandelieu

18 Löcher, Par 71, 5.520 Meter

Adresse
265 Route du Golf
06210 Mandelieu-la-Napoule
Tel. +33 4.92.97.32.00
www.golfoldcourse.com

Greenfee
90 Euro

Seit 1891 wird hier Golf gespielt, was den Old Course in Cannes zu einem der ältesten Plätze Frankreichs macht. In den vergangenen 125 Jahren hat dieses schöne Fleckchen Land eine Menge unterschiedliche Layouts gesehen, das berühmteste davon stammt von Harry Colt. Dessen charakteristische Bunker verteidigen immer noch einige der Grüns effektiv und sorgen zusammen mit dem britisch anmutenden Clubhaus und den majestätischen Pinien für eine unvergleichliche Old-School-Atmosphäre auf dem Platz. Das "Plock", wenn wieder ein Golfball eine Pinie getroffen hat, gehört hier genauso zum Alltag wie das Röhren eines Ferrari V12 auf der nahe gelegenen Croisette in Cannes.

Killerloch
Schnurgerade und lediglich zwei Grünbunker, das klingt eigentlich nicht nach viel Trouble. Doch trotz dieser simplen Bauweise ist Loch Nummer 4 (389 Meter, Par 4) ein echtes Monster, denn jeder Schlag, der nicht gerade wie ein Laser-Strahl fliegt, wird unweigerlich von den extrem eng am Fairway stehenden Pinien aus der Luft gepflückt.
www.golfoldcourse.com

Riviera Golf - De Barbossi

Riviera Golf - De Barbossi

18 Löcher, Par 71, 5.369 Meter

Adresse
802 Avenue des Amazones
06210 Mandelieu-la-Napoule
Tel. +33 4.92.97.49.49
www.domainedebarbossi.fr

Greenfee
98 Euro (1. April bis 31. Okt.)
82 Euro (1. Nov. bis 31 März)

Auch wenn der Starter am ersten Tee nur Französisch spricht, wird selbst Golfern, die dieser Sprache nicht mächtig sind, schnell klar, was der Mann meint: "Macht euch auf etwas gefasst! Es wird bald sehr hügelig." Der Blick vom ersten Abschlag lässt davon noch nichts erahnen, aber der Mann weiß natürlich, wovon er redet, denn auf den zweiten neun wird dieser Platz zur echten Bergziege. Vorher geht es allerdings erst noch an jeder Menge Kunst vorbei und auch durch einen echten Canyon. Spektakulär das Ganze!

Killerloch
Auch Golf de Barbossi ist aufgrund seiner außergewöhnlichen Topografie alles andere als lang. Auch Mid-Handicapper können hier auf die Back Tees, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Loch Nummer 6 wird dann jedoch zum echten Monster, obwohl man das bei 346 Metern Länge gar nicht erwarten würde.
www.domainedebarbossi.fr

GOLF DE LA GRANDE BASTIDE

GOLF DE LA GRANDE BASTIDE

18 Löcher, Par 71, 5.369 Meter

Adresse
761 Chemin des Picholines
06740 Châreaneuf de Grasse
Tel. +33 4.93.77.70.08
www.opengolfclub.com

Greenfee
75 Euro

Der erste Eindruck täuscht. Zwar sieht es am ersten Tee noch so aus, als müsse man sich nun 18 Löcher lang mit jeder Menge Wasserhindernisse herumschlagen, doch kaum ist der erste Ball in Richtung Fairway geflogen, sieht die Welt schon ganz anders aus. Golf de la Grande Bastide ist eine äußerst fair angelegte Wiese, die vom Tee viel Platz bietet und auch auf den Grüns keine allzu kniffligen Anforderungen stellt. Selbst Mid-Handicapper können sich hier die Back Tees zutrauen. Dieser öffentliche Golfplatz ist voll auf Genuss ausgelegt.

Killerloch
Wie aus dem Nichts taucht nach einer entspannten Runde plötzlich Loch 15 auf. Das Par 4 ist lediglich 333 Meter lang, die Drive-Landezone liegt jedoch zwischen zwei großen Wasserhindernissen und das Grün ist eine Miniaturreplik des 18. Grüns in Bay Hill. Hier ist absolute Präzision gefragt - Target Golf!
www.opengolfclub.com

GOLF DE LA GRANDE BASTIDE

Terre Blanche

Adresse
3100 Route de Bagnols en Forêt
83440 Tourettes
Tel. +33 4.94.39.36.93
www.terre-blanche.com

Greenfee
180 Euro (23. März bis 22. Okt.)
120 Euro (26. Feb. bis 22. März & 23. Okt. bis 26. Nov.)
96 Euro (27. Nov. bis 25. Feb.)

Le Riou: 18 Löcher, Par 72, 6.005 Meter
Le Château: 18 Löcher, Par 72, 6.616 Meter

Le Riou: Dieser Platz ist den Mitgliedern und den Hotelgästen vorbehalten und schlängelt sich durch das hügelige Land der Provence. Die teilweise drastischen Höhenunterschiede geben immer wieder großartige Blicke auf die umliegenden Dörfer aus dem Mittelalter frei und die Grüns gehören zum Besten, was der Kontinent zu bieten hat.

Le Château: Der zweite Platz in Terre Blanche ist nicht nur der eigentliche Championship Course - hier findet jedes Jahr das French Riviera Masters der Senior European Tour statt -, sondern steht auch externen Gästen das ganze Jahr über offen. Wer sich auf den vorangegangen Runden an der Riviera bereits an die Back Tees gewöhnt hat, sollte hier wieder etwas Demut walten lassen, denn von hinten ist der Château Course nur für Scratchgolfer zu empfehlen.

Killerloch Le Riou
Es fällt schwer, sich zwischen der 9 und der 18 zu entscheiden. Auf beiden Löchern empfängt über die ganze Länge Wasser rechts die Slicer. Und auch die Gärtner in Terre Blanche tun ihr Bestes, um jeden Spieler vom Wesentlichen abzulenken, denn grüner und blumig bunter als hier im Spätsommer geht es nun wirklich nicht.

Killerloch Le Château
Die 10 ist ein echt knackiger Einstieg in die zweite Hälfte der Runde. Die Länge des Abschlags entscheidet hier darüber, ob der Schlag ins Grün über einen großen See gespielt werden muss, von einem Baumgeblockt wird oder alles in Butter ist. Diesen Luxus hat man hier allerdings nur nach einer Bombe vom Tee.
www.terre-blanche.com

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