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Mecklenburg-Vorpommern

Im Osten kommt die Hitze auf

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: PR, Helma Scheffler

Direkt vor unserer Haustür liegt eine Golfregion, die sich bisher geschickt unserer Aufmerksamkeit entzog. Ein schweißtreibender Ausflug im vergangenen Sommer konnte diese Wissenslücke jedoch nachhaltig schließen.

Der Jahrhundertsommer 2019 hat Deutschland nun bereits seit über zwei Wochen in einen Glutofen verwandelt und die Ostseeküste ist klimatisch nicht mehr vom Indischen Ozean zu unterscheiden. Zugegeben, die Vegetation am Strand von Wiek kann mit den palmengesäumten Badestellen auf Mauritius nicht unbedingt mithalten, die Farbe und vor allem die Temperatur des Wasser allerdings spielend. Einen Augenblick prüfend die Füße in die Ostsee zu tauchen reichte uns gerade vollkommen, um festzustellen, dass man hier und heute perfekte Frühstückseier in unter zehn Minuten kochen könnte. Die Heerscharen an Schulkindern stört das aber kein bisschen und so ist nicht nur die Liegefläche, sondern auch das seichte Boddengewässer, so weit das Auge reicht, gut gefüllt. Im Schatten spendenden Waldstreifen zwischen Strand und Hafen des kleinen Fischerörtchens lässt sich die Hitze halbwegs ertragen, und während mein Blick über die paradiesisch entspannte Szenerie schweift, habe ich eine Erleuchtung. "Schaut euch das an! Welchen Grund könnte es geben, ewig lange Flüge in Kauf zu nehmen und ganze Urlaubstage für An- und Abreise zu verschwenden, nur um irgendwo auf der Südhalbkugel dann ebenfalls am Strand zu liegen? Wenige Stunden Autofahrt und man hat die Seychellen der Ostsee erreicht, das ist doch fantastisch!" Meine beiden mitgereisten Kollegen quittieren diesen ambitionierten Vergleich mit müdem Lächeln, liegen aber viel zu lethargisch im Gras, um meine Euphorie mit Widerworten zu bremsen. Keinem von uns konnte zu diesem Zeitpunkt klar sein, dass mein "Zu Hause ist es doch am schönsten"- Moment nach einem halben Jahr durch eine sämtliche Reisepläne über den Haufen werfende Pandemie erschreckend an Tragweite gewinnen sollte.

Mecklenburg-Vorpommern:

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Wenige Stunden Autofahrt und man hat die Seychellen der Ostsee erreicht, das ist doch fantastisch.
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Eine halbe Stunde später während des kurzen Fußwegs zurück zum Auto dann endlich eine Reaktion: "Du hast vollkommen recht. Wenn nun noch die Golfplätze hier ansatzweise so gut sind wie die Eins-a-Urlaubsatmosphäre, dann haben wir eine Goldader angebohrt."

ENDLICH GOLF



Dieser Gretchenfrage sollten wir bereits am nächsten Morgen nachgehen können, denn die erste Startzeit unseres Ausflugs nach Mecklenburg-Vorpommern steht auf dem Programm. Am ersten Abschlag des Golf Resort Wittenbeck kann man die Ostsee förmlich riechen und von den höchsten Stellen des Platzes die nicht einmal zwei Kilometer entfernte Küstenlinie sogar sehen. Nach Wochen ohne nennenswerte Niederschläge springen unsere Drives auf dem ersten Fairway wie auf einem verwaisten Supermarktparkplatz. Die 50 Meter geschenkte Abschlaglänge bei diesen Bedingungen nimmt man auf dem fast 500 Meter langen und von Wasser gesäumtem Par 5 gerne, die leichte und damit leider kaum erfrischende Brise aus Richtung Meer lässt jedoch erahnen, wie fordernd eine Runde Golf in Wittenbeck bei anderen Wetterbedingungen sein kann. Wie jeder Golfplatz, der so nahe am Meer liegt, haben auch diese 18 Löcher in bester Dr.Jekyll-und-Mr.Hyde-Manier zwei unterschiedliche Gesichter. Weht wie heute nur ein laues Lüftchen, sind die hügeligen Fairways und enorm ondulierten Grüns durchaus auch von mittelmäßig begabten Hobby-Golfern wie uns halbwegs erfolgreich zu meistern. Herrscht jedoch Surf- und Segelwetter auf der Ostsee, mutiert diese Anlage zu einem echten Biest. Zahlreiche Wasserhindernisse und Drive-Landezonen, die vom Abschlag wie Briefmarken anmuten, verzeihen absolut keine Fehler. Unser härtester Gegner an diesem Tag ist allerdings die gnadenlos vom Himmel brennende Sonne, die jede noch so hastig hinuntergestürzte Flasche Wasser genauso schnell in Luft auflöst. Schläge auf die brettharten Grüns reagieren beim ersten Bodenkontakt wie Kugeln in einem Kneipenflipper und Bergab-Putts zum Halten zu kriegen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mit anderen Worten: Der 18-Loch-Platz von Wittenbeck ist bei derartigen Extrembedingungen ein Riesenspaß, der von seelenstreichelnden 300-Meter-Drives (110 Meter Roll sei Dank) bis zu niederschmetternden Fünf-Putts die gesamte Bandbreite der Golfemotionen in eine Runde packt.

Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern:
Hotel Schloss Ranzow
Neben mit Designklassikern eingerichteten Doppelzimmern im Schloss stehen in Ranzow auch zwölf Ferienappartements und zwei reetgedeckte Doppelhaushälften zur Verfügung. Im hauseigenen Restaurant "Earl" kommt gehobene regionale Küche auf den Tisch, das Highlight ist jedoch der großzügige Wellnessbereich mit seinen drei Saunen sowie dem stylishen Infinity Pool.
www.schloss-ranzow.de


Neben Winston Links bei Schwerin und dem Schlossplatz in Fleesensee zählt Wittenbeck ohne Zweifel zum Top-Trio der Golfanlagen in Mecklenburg-Vorpommern. Einziges Manko ist das fehlende Clubhaus, denn auch nach 13 Jahren sind auf der 2007 eröffneten Anlage noch ein Containerprovisorium als Restaurant und Pro-Shop im Einsatz. Ohne Dusche, dafür aber mit salzverkrusteter Haut und ausgeprägter Golfbräune (schneeweißer Oberkörper und knackbraune Unterarme) machen wir uns auf den Weg zurück nach Greifswald, um bei "Fisch 13" in der Altstadt eines der exotischsten und leckersten Matjesbrötchen weit und breit zu genießen.

 
Wohnen Golfpark Strelasund

Wohnen Golfpark Strelasund

Mit 47 Zimmern und 16 Ferienwohnungen und Appartements, von denen keines mehr als 200 Meter von den ersten Abschlägen der Golfplätze entfernt liegt, bietet das Hotel des Golfparks in Strelasund die perfekte Infrastruktur für Golfurlaube in Meck-Pomm. Neben der großzügigen Driving Range steht auch ein Wellnessbereich mit Pool und Saunalandschaft zur Verfügung und im Restaurant direkt neben dem 18. Grün kommt Hausmannskost auf den Tisch, wie sie nach einem Tag mit 36 Löchern Golf passender nicht sein könnte.
www.golfpark-strelasund.de

Golfplätze in der Region

Golfclub Schloss Ranzow

Golfclub Schloss Ranzow

18 Löcher, Par 71, 5.397 Meter
Adresse: Schlossallee 18551 Lohme
Tel. +49 38302.88910
www.golf-schloss-ranzow.de
Greenfee: 45 bis 75 Euro (saisonabhängig)

Wer das Glück hat, hier an einem nahezu windstillen Tag spielen zu können, kann einiges für das Golf-Selbstvertrauen tun, denn der offene, teilweise linksähnlich anmutende 18-Loch-Platz verzeiht vom Tee beinahe so viele Fehltritte wie Melania Trump. Obwohl eine dichte Baumreihe den Blick auf die Ostsee blockiert, bieten einige erhöhte Abschläge dennoch tolle Ausblicke auf das Meer. Bei jedem unserer Besuche im GC Schloss Ranzow präsentierte sich der Platz in hervorragendem Zustand und ist deshalb die lange Anreise ganz in den Nordosten Deutschlands größter Insel die ganze Saison über wert.

Killerloch: Dank des wohl am schwierigsten zu treffenden Fairways der gesamten Anlage ist die 375 Meter lange 18 eine echte Doppel-Bogey-Gefahr, bevor im Clubhaus ein Pils geordert werden kann.

Ostsee Golf Resort Wittenbeck

Ostsee Golf Resort Wittenbeck

18 Löcher, Par 72, 6.303 Meter
Adresse: Zum Belvedere 1 18209 Wittenbeck
Tel. +49 38293.41.00.90
www.golfresortwittenbeck.de
Greenfee: 65 Euro (18 Löcher)

Auf diesem Härtetest kommt auf 13 der 18 Spielbahnen Wasser ins Spiel, die Grüns gleichen Achterbahnfahrten und die durch Mulden und Furchen geprägten Fairways im Links-Stil erinnern an so manches Teenagergesicht. Zu allem Überfluss weht von der keine zwei Kilometer entfernten Ostsee meist eine steife Brise über den Platz. Ein Ausflug hierher wird daher selten mit einem persönlichen Best Score belohnt, dafür aber mit einer Runde, die garantiert noch lange in Erinnerung bleiben wird. Auf dieser Anlage gleicht keine Spielbahn der anderen und selbst auf der Scorekarte zahm wirkende Par-3-Löcher wie die 142 Meter lange Bahn 4 erweisen sich in der Realität als echte Härtetests.

Killerloch: Das härteste Loch in Wittenbeck ist die knapp 400 Meter lange 18, das spektakulärste allerdings die Bälle fressende 15. Dieses Paradebeispiel eines Riskand-Reward-Par-5 bietet einen der härtesten Schläge ins Grün der gesamten Republik.

Golfpark Strelasund / Mecklenburg-Vorpommern Course

Golfpark Strelasund / Mecklenburg-Vorpommern Course

18 Löcher, Par 72, 6.308 Meter
Adresse: Zur Alten Hofstelle 14, 18516 Süderholz, OT Kaschow
Tel. +49 38326.46.92.50
www.golfparkstrelasund.de
Greenfee: 75 Euro (18 Löcher)

Die 18 Spielbahnen dieses Championship-Platzes alter Schule schlängeln sich durch eine für diese Region typische Landschaft geprägt von leichten Hügeln und jeder Menge Wasser. Die klaustrophobische Enge der ersten beiden Fairways ist aber glücklicherweise nur eine Momentaufnahme und im weiteren Verlauf der Runde entpuppt sich dieser Platz als durchaus tolerant, auch wenn der Driver sein gutes Benehmen zu Hause gelassen hat. Große und absolut faire Grüns stellen sicher, dass niemand am kurzen Spiel verzweifeln muss, und die spektakulären Schläge in Richtung der Fahnen auf den Bahnen 17 und 18 garantieren ein echtes Bilderbuch-Finish.

Killerloch: Auf Abschlag 7 muss eine wegweisende Entscheidung getroffen werden: Wer das Grün dieses Par 4 mit zwei Schlägen erreichen möchte, muss die riskante Linie über Wasser und Schilf nehmen. Vorlegen ist hier keine Schande, aber ein nahezu garantiertes Bogey.

Golfpark Strelasund / Mecklenburg-Vorpommern Course

Golfpark Strelasund / Strelasund-Inselcourse

18 Löcher, Par 71, 5.954 Meter
Greenfee: 75 Euro (18 Löcher)
Dieser einstige Neunlochplatz wurde 2012 auf 18 Löcher erweitert und ist seither dem Meisterschaftsplatz auf der anderen Straßenseite absolut ebenbürtig. Die Anforderungen des Inselcourse an die Golfer fallen jedoch komplett unterschiedlich aus, denn die inselartigen Fairways und Grüns er fordern absolute Präzision und machen die Länge zur Nebensache. Dieses waschechte Target-Golf endet erst nach Spielbahn 11. Von nun an bestraft die offene Landschaft moderat verfehlte Fairways nicht mehr mit der sofortigen Höchststrafe Ballverlust. Sowohl optisch als auch spielerisch sind besonders die Par-3-Löcher auf dem Inselcourse echte Highlights.

Killerloch: Loch Nummer 8 des Inselcourse bietet dank Wasser rechts und Wald links nicht nur den schwierigsten Abschlag der Runde, sondern auch den mit Abstand kniffligsten Approach auf das Halbinselgrün. Das Prädikat "Killerloch" ist also absolut verdient.

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