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Schottland – Teil 2

Fährway to Heaven

Von Jan Langenbein, Fotos: Rüdiger Meyer

Wiedervereint mit unserem Mietwagen und dem Rest unseres Gepäcks fahren wir von Kennacraig aus Richtung in Süden auf die Kintyre-Halbinsel und navigieren dabei wahrscheinlich auch über eine der Straßen, die Paul McCartney einst zum Beatles-Klassiker "The Long and Winding Road" inspirierten. Um dem Höhepunkt der Beatlemania zu entkommen, kaufte McCartney 1966 eine 80 Hektar große Farm am entlegensten Ort des Vereinigten Königreichs, der ihm einfiel: Campbeltown.

Unser Plan für die kommenden Tage im 5.000-Seelen-Städtchen ist allerdings nicht, einen der größten Songwriter aller Zeiten zu stalken, was im Übrigen auch schwierig wäre, denn als Sir Paul selbst auf seiner Farm die Fans zu dicht auf die Pelle rückten, kaufte er die benachbarten Grundstücke allesamt auf und kann sich seither absoluter Ruhe sicher sein, wann immer es den Ex-Beatle in sein schottisches Anwesen verschlägt. Wir sind hier hergekommen, um die beiden grandiosen Links-Plätze der Gegend zu besuchen, und obwohl die Messlatte nach den letzten Tagen auf Islay hoch liegt, stockt uns am ersten Abschlag des altehrwürdigen Machrihanish Golf Club der Atem. Wen wundert's? Schließlich ist sich kein Geringerer als Jack Nicklaus sicher, dass Spielbahn Nummer 1 in Machrihanish "das beste Auftaktloch der gesamten Golfwelt ist".

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McDonald's: in Schottland um Lichtjahre besser

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WAHRSCHEINLICH HABT IHR DIE PLÄTZE IN MACHRIHANISH GESPIELT? TYPISCH TOURISTEN! DUNAVERTY, GLEICH UM DIE ECKE, IST DER BESTE GOLFPLATZ DER GEGEND!
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2023 auf dieser Teebox zu stehen und bei steifem Gegenwind zu einem heroischen Drive über den tosenden Atlantik gezwungen zu sein lässt den Respekt für die alten Herren, die sich vor knapp 150 Jahren an exakt derselben Stelle in Tweet-Jackets und mit Holzschlägern bewaffnet der gleichen Herausforderung stellten, ins Unermessliche steigen. Spätestens am zweiten Abschlag angekommen kreisen die Gedanken in Machrihanish dann aber nur noch um das eigene Spiel. Dieser beinahe prähistorische Links mag zwar dasselbe Geburtsjahr aufweisen wie Konrad Adenauer, doch selbst modernes Equipment hat es längst noch nicht geschafft, diesen überaus kniffligen Test zu einem entspannten Spaziergang durch majestätische Dünen zu degradieren.

In den vergangenen 20 Jahren wurde in die Golfinfrastruktur von Campbeltown eine Menge Geld investiert. Zu Beginn des neuen Millenniums sicherte sich ein australischer Investor das riesige Dünenland nördlich des Machrihanish GC und engagierte David McLay Kidd, dessen Vater hier in Campbeltown wohnte, dort einen Links-Platz von Weltklasse zu bauen. Im Laufe dieses langwierigen Prozesses versiegte die australische Geldquelle, ein amerikanischer Immobilienkonzern übernahm die halb fertige Anlage und brachte Machrihanish Dunes 2009 zur Eröffnung. Aufgrund der strengen Naturschutzauflagen modellierte der Architekt lediglich Grüns und Teeboxen. Der Rest des Platzes ist Zehntausende Jahre altes Dünenland in seiner natürlichen Form.

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"Uns ist abseits der Grüns und Abschläge lediglich erlaubt, das Gras auf 14 Millimeter Fairway-Länge zu mähen", erklärt uns James Parker, der neue Superintendent der Anlage, der uns mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand vor dem winzigen Clubhaus empfängt. Regen peitscht gegen die Scheiben. "Ich würde jetzt nicht rausgehen", lacht James, und während wir auf besseres Wetter warten, erzählt er, dass auf das Grundstück von Machrihanish Dunes drei vollwertige 18-Loch-Plätze passen würden und wir uns auf Meerblick von allen 18 Spielbahnen freuen können. Der Kaffee dampft immer noch, da bricht die Sonne durch die Wolken. Kaum landen unsere Drives irgendwo in der Nähe des ersten Fairways, haben sich Regen und Wind verzogen und uns steht eine Runde Links-Golf auf einem herrlich natürlichen Platz bevor, der noch keine 15 Jahre alt sein mag, aber trotzdem anmutet, als wände er sich bereits seit Jahrzehnten durch die Dünen von Machrihanish.

Als wir wenig später den letzten Abend dieser Reise am Tresen des "Black Sheep"- Pubs direkt am Hafen von Campbeltown begießen und darüber orakeln, ob in naher Zukunft wohl ein dritter Golfplatz an diesem spektakulären Fleckchen Erde entstehen könnte, wird ein Local drei Barhocker weiter hellhörig: "Wahrscheinlich habt ihr die Plätze in Machrihanish gespielt? Typisch Touristen! Dunaverty, gleich um die Ecke, ist der beste Golfplatz der Gegend." Sprachlos zücken wir unsere Handys und wissen sofort, dass Grund Nummer 4.679 gefunden wurde, besser früher als später hierher ans Ende von Schottland zurückzukommen.

 

Golfplätze in der Region

MACHRIHANISH DUNES

MACHRIHANISH DUNES

18 Löcher, Par 72, 6.476 Meter

Adresse
F75V+4G2 Argyll
Campbeltown
PA28 6TJ, Schottland
Tel. +44 (0)1586.810000
www.machrihanishdunes.com

Greenfee
ca. 145 Euro (Hochsaison), ca. 95 Euro (Hotelgast Hochsaison)

Das schwarze Schaf ist nicht nur das Wappentier von Machrihanish Dunes, sondern auch sinnbildlich zu verstehen, rümpfen doch viele Mitglieder des benachbarten Machrihanish GC, aber auch internationale Gäste verächtlich die Nase über dieses "new kid on the dunes". Zwar sind diese von David McLay Kidd designten 18 Löcher mehr als 130 Jahre jünger als die des berühmten Nachbarn, das Layout der einzelnen Bahnen steht ihnen allerdings in absolut nichts nach. Da sie in einem Naturschutzgebiet liegen, sind nicht nur Düngemittel, sondern auch Be- und Entwässerungsanlagen strikt verboten. Machrihanish Dunes bietet daher keine perfekt manikürten Fairways, dafür Design und Charme auf Champions-League-Niveau.

Killerloch
Loch 14 vereint alles in einer Spielbahn, was Links-Golf großartig macht: Während Longhitter bei Rückenwind darüber nachdenken, das Grün des kurzen Par 4 mit dem Driver anzugreifen, sehen sich auch konservative Eisen-Spieler mit vielen Problemen konfrontiert. Mannstiefe Bunker und ein Waschbrett-Fairway sind nur zwei davon.
www.machrihanishdunes.com

THE MACHRIHANISH GOLF CLUB

THE MACHRIHANISH GOLF CLUB

18 Löcher, Par 70, 5.693 Meter

Adresse
Machrihanish
Campbeltown
PA28 6PT, Schottland
Tel. +44 (0)1586.810213
www.machgolf.com

Greenfee
ca. 135 Euro (Hochsaison), ca. 100 Euro (Twilight Hochsaison)

Beim Blick auf die Scorekarte erinnert die stolze 1876 daran, dass die ersten Bälle hier im vorletzten Jahrhundert geschlagen wurden. Wenige Jahre nach der Eröffnung schaute Old Tom Morris vorbei und erweiterte die zwölf Löcher auf standesgemäße 18. An Bahn 1 musste er keine Hand anlegen, denn dieses Loch ist seit Clubgründung ein Klassiker gefolgt von einer über alle Zweifel erhabenen Front Nine. Dieser laut Tom Doak "einzig übrig gebliebene unberührte Links-Platz" ist wie ein Gang durch ein Golfmuseum. Eines, das aber immer noch Zähne hat.

Killerloch
Loch 1 wäre die offensichtliche Wahl, Design-Enthusiasten werden aber von Loch 3, einer rasanten Berg-und-Tal-Fahrt, ebenso entzückt sein.
www.machgolf.com

THE MACHRIE GOLF LINKS

THE MACHRIE GOLF LINKS

18 Löcher, Par 71, 5.763 Meter

Adresse
Port Ellen
Isle of Islay
PA42 7AN, Schottland
Tel. +44 (0)1496.302310
www.themachrie.com

Greenfee
ca. 130 Euro (Hotelgäste), ca. 200 Euro (externe Gäste)

Zwischen diesen Dünen wird bereits seit 1891 Golf gespielt, mit dem ehemaligen Layout von Willie Campbell hat der "neue" Machrie Links allerdings nur noch wenig zu tun. European-Tour-Legende D. J. Russell hievte diesen antiken Golfplatz mit einem gelungenen Redesign in die Golfmoderne, ohne dabei den rustikalen Charme der alten Golflöcher vollständig auszuradieren. Breite Fairways, riesige Grüns und mehr Höhenunterschiede, als man von der Hotelterrasse aus glauben möchte, machen jede Runde auf diesen 18 Löchern zu einer echten Achterbahnfahrt.

Killerloch
Was vor zwei Jahren noch ein 130 Meter langes Schätzchen von einem Par 3 mit echten Golf-Porn-Qualitäten war, wurde mittlerweile mit sechs (!) neuen Topfbunkern auf ein völlig neues Level gehoben. Loch 9 in The Machrie ist schlichte Perfektion.
www.themachrie.com

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