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Zypern – Teil 2

Götter-Golf

Von Rudi Schaarschmidt

Keine Viertelstunde entfernt lädt der jüngste Spross dieses abwechslungsreichen Golf-Quartetts ein. Im sogenannten Elea Estate thront ein palastartiges Clubhaus mit Kleinstadt-Dimension inklusive Tiefgarage und allem erdenklichen Schnickschnack über der Anlage. Vom geplanten Resort sind auf dem Anfahrtsweg bislang allerdings nur schmale Abfahrten entstanden, die aktuell noch im Nichts versanden. Dafür wartet seit 2010 ein Golfplatz in Top-Form auf seine Herausforderer.

Sir Nick Faldo hat hier ein Meisterwerk im Desert-Style erschaffen, das er selbst so charakterisiert: "Das Design erfordert ein gewisses Maß an strategischer Interaktion, fordert den Spieler heraus und stellt ihm Fragen." Mission accomplished.

Zypern: Suchbild: Finde Pablo Escobars Ferienhaus
Suchbild: Finde Pablo Escobars Ferienhaus

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Es würde nicht schaden, wenn einem Tyche, die griechische Kollegin der römischen Fortuna, an diesem Ort wohlgesinnt wäre.
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Die erste Frage, die mir in den Sinn kommt: Wie viele verdammte Bunker hat der sechsfache Major-Sieger hier verbaut? Trölfzigtausend? Manager Adam Davidson klärt uns nach der Runde auf: "Es sind nur 58, aber es fühlt sich nach mehr an, weil sie teilweise groß und dadurch optisch dominant sind." Die zweite Frage: Was zum Geier hat die unspielbare Wolle rund ums Grün zu suchen? "Ja, das Paspalum-Gras ist nicht einfach, vor allem wenn man es nicht gewohnt ist", erklärt Adam lächelnd. So ist es. Chips aus diesem Gras zu spielen ist etwas komplett anderes als das, was wir von unseren Wiesen hierzulande gewöhnt sind. Zu läppisch gespielt, bleibt der Schlägerkopf in diesem widerspenstigen Kraut hängen und macht den Versuch zu einem demütigen Hacker. Zu viel Verve lässt den Ball weit übers Ziel hinausschießen. Am Ende der ersten Runde hat man das Gefühl, so langsam den Bogen dafür rauszuhaben, und verspürt den Drang, gleich noch einmal zu spielen, um es dann besser zu machen.

Ein typischer Faldo-Kurs, er macht mächtig Spaß. Wer schon mal am Scharmützelsee gespielt hat, wird verschiedene Design-Elemente wiedererkennen. Und Achtung: Ich kann mich nicht an ein vergleichbar bretthartes Finish erinnern - die letzten drei Spielbahnen sind schwieriger als ein vierfacher Toeloop.

Zypern: Hoher Besuch: Han Solo hat's ebenfalls gefallen (l.). Schild und Eimer: besser als Hammer und Sichel (r.)Zypern: Hoher Besuch: Han Solo hat's ebenfalls gefallen (l.). Schild und Eimer: besser als Hammer und Sichel (r.)
Hoher Besuch: Han Solo hat's ebenfalls gefallen (l.). Schild und Eimer: besser als Hammer und Sichel (r.)
Vom jüngsten geht es zum ältesten Platz der Insel. 1972 wurde in Paphos das erste Hotel gebaut. Zwei Jahre später öffnete der erste Golfclub seine Pforten. Im Troodos-Gebirge, dem Schwarzwald Zyperns, liegt auf 550 Metern Höhe der Minthis Golf Club (früher Tsada Golf Club). Die Vegetation hinkt der Küste hier einige Wochen hinterher und das robustere Winter Rye Grass benötigt im Frühjahr länger, um sich von seinem Ockerton in sattes Grün zu verwandeln. Dafür ist es hier oben deutlich angenehmer, wenn es auf Meereshöhe schon richtig heiß wird.

Das Land gehört der Kirche, die den Club anfangs geleitet hat und heute noch Business-Partner ist. Mittlerweile managt die Österreicherin Margarete Dunst den Club, der mit dem Green Key Label und dem Green Club Award zwei Nachhaltigkeits-Auszeichnungen erhalten hat. Um das moderne Clubhaus herum, das grandiose Ausblicke ins Gebirge bietet, soll ein Resort entstehen. Mackenzie & Ebert haben den Platz aus der Feder von Donald Steel aufwendig renoviert. 2021 wurden die Grünkomplexe komplett erneuert und mit Bentgras versehen.

Zypern:
Die Bahnen schlängeln sich auf den Front Nine durch Weinberge und Olivenbäume um ein kleines Kloster aus dem zwölften Jahrhundert herum, in dem heute noch Messen und Hochzeiten abgehalten werden. Viele Golfer kamen dort im Laufe der Jahre mit Pater Varnava ins Gespräch. Wenn sie wiederkommen, werden sie traurig sein zu erfahren, dass er mittlerweile verstorben ist. Als Signature Holes gelten offiziell das Inselgrün der 15 (Par 3) und die zehnte Spielbahn, bei der es von einem erhöhten Abschlag über eine Schlucht auf ein tief im Tal liegendes Fairway zu schlagen gilt, was durchaus spektakulär ist. Der heimliche Star aber ist das 14. Loch. Das vielleicht beste Par 4 der Insel beweist, dass eine Spielbahn nicht lang sein muss, um herausfordernd und genial zu sein.

Nach der Runde huldigen wir im Clubhaus ausgiebig Dionysos, dem Gott des Weines im Speziellen und der sinnlichen Genüsse im All gemeinen, bevor wir später sanft in Morpheus' Reich entschlummern. Wir sind zwar keine Golfgötter, aber es lässt sich prächtig Golf spielen auf der Insel der Götter. Ich hoffe inständig, dass es nicht wieder elf Jahre dauert, bis wir euch das nächste Update geben können.

 

Golfplätze in der Region

APHRODITE HILLS GOLF CLUB

APHRODITE HILLS GOLF CLUB

18 Löcher, Par 71,
4.575 bis 6.289 Meter

Adresse
3 Aphrodite Avenue
Aphrodite Hills
CY-8509 Kouklia-Paphos, Zypern
Tel. +357 26.828.200
www.aphroditehills.com

Greenfee
Nebensaison: 110 Euro, Hauptsaison: 170 Euro (inkl. Buggy) und attraktive Sunrise- und Twilight-Tarife

2002 wurde auf den Hügeln über dem Felsen der Aphrodite dieser amerikanisch anmutende Resort-Course gebaut. Drumherum tolle Eigentums- und Ferienhäuser, grandioser Meerblick inklusive. Die langen Wege zwischen den Spielbahnen der zwei unterschiedlichen Neunlochschleifen machen ein Cart obligatorisch.

Killerloch
Loch sieben ist der Knaller: ein je nach Teebox 128 bis 210 Meter langes Par 3 über eine Schlucht. Der Abschlag ist auf einer Seite der Felsen, das Grün auf der anderen Seite - "do or die" in Reinkultur.
www.aphroditehills.com

MINTHIS GOLF CLUB

MINTHIS GOLF CLUB

18 Löcher, Par 72,
4.903 bis 5.879 Meter

Adresse
Tsada, PO Box 62085
CY-8060 Paphos, Zypern
Tel. +357 26.842.200
www.minthisresort.com

Greenfee
Nebensaison: 75 Euro, Hauptsaison: 99 Euro, (Sundowner 45 Euro bzw. 55 Euro)

Die Anlage wurde 1994 als Tsada Golf Club gegründet und ist damit der älteste und am höchsten gelegene Golfclub Zyperns. Auf 550 Metern Höhe wird um das Kloster Stavros tis Minthis ("Kreuz von Minthis") aus dem zwölften Jahrhundert herum gespielt. In den letzten Jahren wurde viel investiert, um die Infrastruktur und den Platzzustand auf Topniveau zu bringen.

Killerloch
Die zwölfte Bahn hat es erst auf den zweiten Blick in sich: Das Fairway ist nicht besonders schmal, nennenswerte Hindernisse gibt es kaum. Dafür geht es ganz offensichtlich amtliche 386 Meter bergauf zu einem dreistufigen Grün.
www.minthisresort.com

SECRET VALLEY GOLF RESORT

SECRET VALLEY GOLF RESORT

18 Löcher, Par 71,
4.305 bis 5.714 Meter

Adresse
Ha Potami, Kouklia
CY-8101 Paphos, Zypern
Tel. +357 26.274.000
www.secretvalleygolfresort.com

Greenfee
99 Euro (Twilight: 40 Euro)

Gefühlt kann man von jenem Berg, auf dem das Aphrodite Hills Golf Resort thront, hinab ins Tal auf den Platz im Secret Valley schlagen. Der von Tony Jacklin konzipierte Kurs in der Talsohle einer Schlucht hat einen völlig anderen Charakter: nicht lang, aber tricky. Ein spannender, abwechslungsreicher Kurs mit anspruchsvollen Grüns und einem klassischen Out-and-back-Routing.

Killerloch
Bahn 9 (Par 5) ist laut Scorekarte die schwierigste. Mag sein. Aber die beiden Par-4-Doglegs zuvor sind - zumindest beim ersten Spielen - deutlich spannender. Beim Abschlag hinab ins Tal und in den Knick der Spielbahn sollte man die Hölzer im Bag stecken lassen.
www.secretvalleygolfresort.com

SECRET VALLEY GOLF RESORT

ELEA GOLF CLUB

18 Löcher, Par 71,
4.711 bis 6.195 Meter

Adresse
1 Eleon Avenue
CY-8310 Geroskipou-Paphos, Zypern
Tel. +357 26.202.001
www.eleaestate.com

Greenfee
Nebensaison: 87 Euro, Hauptsaison: 112 Euro, Sundowner: 45 Euro

Unter dem majestätischen Clubhaus auf einer leichten Anhöhe liegt ein typischer Nick-Faldo-Kurs, auf dem man vor lauter Bunker-Landschaften leicht die Orientierung verlieren kann. Der jüngste der vier Kurse wurde ebenfalls als Resort angelegt. Für die dafür geplanten Villen oder Apartments wird noch ein Investor gesucht.

Killerloch
Gefühlt ist die 17 (416 m) ein Par 5. Bei 275 Metern endet das nach links abfallende und zur Rechten mit Bunkern bestückte Fairway, bevor eine unspielbare Waste-Area beginnt. Wer mit Schlag zwei nicht carry die 345-Meter-Marke knacken kann, muss vor das Geröllgestrüpp vorlegen, um die restlichen 140 Meter dann mit dem dritten Schlag anzugehen.
www.eleaestate.com

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