ROYAL PORTRUSH
COUNTY ANTRIM, NORDIRLANDAustragung 3x (1951, 2019 & 2025)
Platzrekord 63 (Shane Lowry, 2019)
Open-Rekord 269 (Shane Lowry, 2019)
Platzrekord 63 (Shane Lowry, 2019)
Open-Rekord 269 (Shane Lowry, 2019)
Als die Open Championship 1951 nach Portrush kam, war es eine Sensation. Zum ersten Mal in 90 Jahren fand das Turnier außerhalb Großbritanniens statt. Eine Rolle sollen dabei mehrere hochrangige R&A-Mitglieder aus Nordirland gespielt haben, hinzu kam, dass sich mit Fred Daly kurz zuvor ein Landsmann in die Siegerlisten eingetragen hatte. Dass es lange Zeit bei diesem einen Gastspiel blieb, hatte auch politische Gründe. Während des Nordirlandkonflikts wollte sich niemand der Gefahr eines sportlichen Großereignisses in einem vom Bombenterror geprägten Land aussetzen. Das Karfreitagsabkommen von 1998 war ein erster Schritt zur Normalität, aber der Platz war ein Schatten seiner selbst. Nach und nach wurde er wieder hergerichtet, sodass 2012 die Irish Open ausgetragen werden konnte. Und als sieben Jahre später endlich die Open zurückkehrte, gab es einen nie dagewesenen Zuschauerzuspruch - auch weil mit Shane Lowry ein Ire siegte. Kein Wunder, dass eine weitere Rückkehr nur sechs Jahre brauchte.
Die Abneigung gegenüber allem Britischen wird eigentlich jedem irischen Kind in die Wiege gelegt. Entsprechend überrascht muss der R&A gewesen sein, als er im Oktober 2024 einen Anruf aus dem Portmarnock Golf Club bekam. Der altehrwürdige Dubliner Links streckte seine Fühler aus, um herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt, das britischste Golfturnier überhaupt auszutragen: die Open Championship. Die Chance schien gering, schließlich haben die Turnierveranstalter noch nie die Grenzen des Vereinigten Königreichs verlassen. Allerdings wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass es eine Verschiebung in der sagenumwobenen Open Rotation gibt.
Als die Open 1860 ihr Debüt feierte, war es mehr oder weniger ein Clubturnier des Prestwick Golf Club. Elf Jahre lang trugen die Schotten das Turnier exklusiv aus und sahen die Teilnehmerzahl von 8 auf 20 steigen - vor allen Dingen, weil ab 1863 erstmals auch ein Preisgeld ausgezahlt wurde. Dass es überhaupt eine Rotation verschieder Plätze gibt, verdanken wir Young Tom Morris. Im Irrglauben, Golf könne keinen dominanten Spieler haben, legte man fest, wer dreimal in Folge gewinnt, dürfe den als Trophäe vergebenen Championship Belt behalten. Als Jung-Tom dies von 1868 bis 1870 gelang, war Prestwick in Not. Der Club konnte sich keine neue Trophäe leisten und startete die analoge Variante einer GoFund- Me-Kampagne: Prestwick, St. Andrews und Musselburgh steuerten je zehn Pfund bei, stifteten die Claret Jug und schufen die erste Open Rotation: Alle drei Jahre durften sie das Turnier ausrichten. Clevererweise legten sie dabei fest, dass niemand mehr die Claret Jug behalten darf, und so ging 1879 nach Jamie Andersons drittem Sieg in Folge der Kelch einer neuen Trophäe an ihnen vorbei.


»PRESTWICK, ST. ANDREWS UND MUSSELBURGH STEUERTEN JE ZEHN PFUND BEI, STIFTETEN DIE CLARET JUG UND SCHUFEN DIE ERSTE OPEN ROTATION: ALLE DREI JAHRE DURFTEN SIE DAS TURNIER AUSRICHTEN.«
CARNOUSTIE
ANGUS, SCHOTTLANDAustragung 8x (1931, 1937, 1953, 1968, 1975, 1999, 2007, 2018)
Platzrekord 63 (Tommy Fleetwood)
Open-Rekord 276 (Francesco Molinari, 2018)
Platzrekord 63 (Tommy Fleetwood)
Open-Rekord 276 (Francesco Molinari, 2018)
Weil Prestwick als Austragungsort der Open Championship nicht länger tragbar war, musste eine Alternative her. Die Wahl fiel auf Carnoustie. Obwohl sich der Platz schnell als härtester Open-Test etablierte und heute zu einem der bekanntesten Namen der Rotation gehört, hat er in den mehr als 90 Jahren nach seinem Debüt lediglich achtmal das Major ausgetragen. Zwischen 1937 und 1953 war der Zweite Weltkrieg im Wege, zwischen 1975 und 1999 war die Auszeit selbst verschuldet. Der Platz hatte keinen Major-Standard mehr, bis Mitte der 1990er eine grundlegende Restaurierung erfolgte. Die Rückkehr 1999 machte Carnoustie dank des Kollapses von Jean van de Velde unsterblich und brachte ihm den Namen "Carnasty" ein.
Die nächsten Revolutionen folgten nach dem Zweiten Weltkrieg. 1946 wurde die feste Rotation aufgelöst und die Austragungsrechte wechselten relativ willkürlich zwischen sieben Plätzen: St. Andrews, Muirfield, Royal St. George's, Royal Liverpool, Royal Troon, Royal Lytham & St Annes und Carnoustie. Und 1951 machte der R&A das, was Briten schon seit Jahrhunderten immer wieder gerne getan haben: Sie marschierten bei ihren irischen Nachbarn ein.

ROYAL ST. GEORGE'S
SANDWICH/KENT, ENGLANDAustragung 15x (zwischen 1894 und 2021)
Platzrekord 63 (Nick Faldo, Payne Stewart)
Open-Rekord 265 (Collin Morikawa, 2021)
Platzrekord 63 (Nick Faldo, Payne Stewart)
Open-Rekord 265 (Collin Morikawa, 2021)
Der nach seinem Austragungsort liebevoll auch Sandwich genannte Platz ist einer von nur vier Plätzen, die sowohl im 19. als auch im 20. und 21. Jahrhundert die Open Championship ausgetragen haben. In den letzten Jahren war der Platz vor allen Dingen zu Debütanten großzügig. 2003 gewann Ben Curtis bei seinem ersten Open-Start, 2021 tat es ihm Collin Morikawa gleich. Als einziger Open-Platz in Südengland fällt ihm eine besondere Rolle zu. Das hielt den R&A dennoch nicht davon ab, zwischen 1949 und 1981 den Platz kaltzustellen, bis die Infrastrukur und einige problematische Löcher verbesssert wurden.
Die Open Championship im nordirischen Royal Portrush war das Ergebnis einer Verkettung glücklicher Umstände - allen voran, weil kurz zuvor mit Fred Daly ein äußerst populärer Nordire die Open gewonnen hatte. Es sollte für lange Zeit ein einmaliges Gastspiel bleiben. Portrush war erst der zwölfte Golf Club, der sich in die begehrte Reihe der Open-Schauplätze eintragen durfte. In den fast 75 Jahren danach kamen lediglich zwei weitere hinzu: Royal Birkdale gab kriegsbedingt 1954 mit 14 Jahren Verspätung sein Debüt und 1977 wurde schließlich Turnberry in die Rotation aufgenommen.
Heute ist Turnberry so etwas wie Schrödingers Open-Platz: gleichzeitig tot und lebendig. Offiziell wurde er nie aus der Open Rotation gestrichen, aber der R&A macht um Turnberry einen so weiten Bogen wie der aktuelle Eigentümer um die Wahrheit. Nach dem Sturm auf das Kapitol verkündete der R&A sogar, dass kein Major hier mehr stattfindet, solange der Platz der Trump-Familie gehört. Doch als in diesem Mai die DP World Tour ein Gastspiel auf Trumps International Golf Links in Aberdeen ankündigte, ließ auch der neue R&A-Chef Mark Darbon Turnberry ein Hintertürchen offen: "Wir sind dabei, eine Machbarkeitsstudie darüber zu erstellen, wie eine Rückkehr aussehen könnte und welche Investitionen dafür erforderlich wären."

ROYAL TROON
SOUTH AYRSHIRE, SCHOTTLANDAustragung 10x (1923, 1950, 1962, 1973, 1982, 1989, 1997, 2004, 2016, 2024)
Platzrekord 63 (Phil Mickelson, Henrik Stenson)
Open-Rekord 264 (Henrik Stenson, 2016)
Platzrekord 63 (Phil Mickelson, Henrik Stenson)
Open-Rekord 264 (Henrik Stenson, 2016)
Royal Troon kam 1923 eigentlich nur als Lückenbüßer in die Rotation. Eigentlich wäre Muirfield mit der Austragung an der Reihe gewesen, doch unter den Mitgliedern mehrten sich Widerstände gegen die Nutzung ihres Platzes. Kurzerhand zog man nach Troon um. Zum regelmäßigen Mitglied der Open Rotation wurde der Links-Platz allerdings erst 1950. Seither kehrt das Major hier im Schnitt alle zehn Jahre ein - zum Schaden der Briten. Zwar gewann bei der Erstausgabe 1923 mit Arthur Havers ein Engländer, doch seither konnte nie wieder ein Mann von der Insel die Claret Jug mit nach Hause nehmen. 2016 stand Royal Troon kurzzeitig sogar als Open-Austragungsort auf der Kippe, weil der Club sich geweigert hatte, Frauen aufzunehmen. Zwei Wochen vor Turnierbeginn machte man der archaischen Politik ein Ende.
Wann diese Rückkehr anstehen könnte, ließ man bewusst offen. Aktuell stehen nur die Austragungsorte für 2026 (Royal Birkdale) und 2027 (St. Andrews) fest. Aber der R&A erklärte, man habe mit der neuen britischen Labour-Regierung von Sir Keir Starmer Diskussionen über das Jahr 2028 geführt. Womöglich könnte Turnberry als Faustpfand genutzt werden, um Trumps Ego zu streicheln und so von dessen restriktiver Zollpolitik ausgenommen zu werden.
2028 hat auch Portmarnock im Visier - allerdings nicht für die Open Championship. Die Dubliner würden ihre Qualifikation als Major-Austragungsort erst einmal gerne bei der AIG Women's Open unter Beweis stellen. Auch das wäre eine Revolution, da diese noch nie auf der irischen Insel stattgefunden hat. Die Herren sollen im Idealfall 2030 nachziehen. Bis dahin steht allerdings noch viel Arbeit an. Ende April stimmten die Mitglieder großflächigen Umbaumaßnahmen zu. Zwei Löcher werden umgebaut, um Sicherheitsbedenken zu eliminieren, und neue Tees sowie Bunker sollen gebaut werden, damit das Links-Layout auch für das moderne Golf eine würdige Herausforderung ist. Doch auch im Umfeld müsste von der Stadtverwaltung und dem Land einiges getan werden, um möglichen Verkehrsproblemen vorzubeugen, denn die Iren sind ein golfbegeistertes Volk, wie man im nordirischen Portrush gesehen hat.
2019 wurden mehr als 235.000 Fans Zeugen, wie der Ire Shane Lowry die Claret Jug in den Himmel reckte. Für dieses Jahr wird sogar die zweitgrößte Open-Zuschauerzahl aller Zeiten erwartet. Die vier Trainingstage sind bereits vollkommen ausverkauft, insgesamt sollen während des Turniers 279.000 Menschen auf die Anlage strömen - eine unvorstellbare Zahl, wenn man bedenkt, dass Portrush gerade mal 6.000 Einwohner zählt. "Die Golf-Leidenschaft auf der irischen Insel ist weltbekannt", lobt R&A-Chef Darbon - und deutet damit indirekt auch ein Ja für Portmarnock an, bald zum 15. Austragungsort einer Open zu werden.
Den gesamten Artikel lest ihr in der aktuellen GolfPunk-Ausgabe 4/2025.