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Schwinger Club Vol. 12

Konstantin Schad

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Mike Meyer

Snowboard-Crack, Single-Handicapper, Olympionike - manche Typen haben einfach das große Los gezogen. So groß, dass unser Autor nun an einem Man Crush leidet. Die Aufnahme in den Schwinger Club versteht sich also von selbst.

"Hast du dir auch schon mal überlegt, ob es eine Person auf der Welt gibt, mit der du gerne das Leben tauschen würdest? So richtig komplett und mit allen Konsequenzen, meine ich! Für solche Visionen kommen ja nur Leute in Frage, die mehr als nur gut aussehen, megasympathisch und supererfolgreich sind. In dieser Kombination eine überaus seltene Gattung. Ohne dass ich ihn privat kennen würde, kam mir dafür mal Adam Scott in den Sinn (und damit natürlich auch Ana Ivanovic). Jetzt sitzt mir im schönen Golfclub Schloss Maxlrain Konstantin Schad gegenüber und nach den ersten Sätzen unserer Unterhaltung schießt mir schon wieder dieser Gedanke durch den Kopf. Der Bursche ist jung, gut aussehend, clever, sympathisch, durchtrainiert - und Deutschlands bester Snowboarder! Wettkämpfe und Trainingslager absolviert er an den schönsten Orten der Welt. Bei den X Games, den Olympischen Spielen der Extremsportler, einem vom US-Fernsehen erfundenen Einladungswettbewerb, belegte er in Aspen den dritten Platz. Fehlt nur noch, dass er ein T-Shirt trägt mit dem Aufdruck: "My life is your vacation!"

Denk ich an Snowboarder, tauchen vor meinem geistigen Auge die typischen Bilder auf. Coole, von der Wintersonne gebräunte Jungs mit Dreitagebärten, Sonnenbrillen und von UV-Schutz weiß gecremten Lippen, die gerade genug arbeiten, um sich das Snowboarden leisten zu können. Die auf ihren Brettern herrliche Pisten unter wolkenlosem Himmel mit Blick auf traumhafte schneebedeckte Berggipfel hinabspringen und -rasen. Die ihren eigenen Look pflegen, den konservative Gemüter als abgefuckt empfinden. Und die nach dem Vergnügen ihr Board in einen Schneehaufen stecken, sich mit Haaren wie ein ungemachtes Bett rücklings dagegenlehnen und erst mal ein Tütchen rauchen, bevor sie lose sexuelle Beziehungen zu sensationell hübschen Frauen pflegen, die auf solche Typen stehen. Nein, ich wurde beim Schulsport nicht immer als Letzter gewählt.

Überprüfen wir diese Klischees bei Konstantin Schad mal der Reihe nach: cool, Dreitagebart, Sonnenbrille - passt. Alles andere entspricht dagegen dem Profil eines soliden Profisportlers. Denn Konstantin, den alle nur Konsti nennen, ist einer der wenigen hierzulande, die es geschafft haben, aus dem Hobby Snowboard-Fahren ihren Beruf zu machen. Das hat sich schon früh abgezeichnet. Mit drei Jahren stand er erstmals auf Skiern. Mit elf wechselte er aufs Snowboard, weil "da trotz der Konkurrenzsituation eine coolere Atmosphäre herrschte und eine bessere Gemeinschaft war." Ein Jahr später (mit zwölf!) gab es den ersten Sponsorenvertrag. Mit 14 deutscher Schülermeister, mit 15 die ersten internationalen Wettkämpfe. 2007 wird er Profi, nachdem er auch noch ein gutes Abitur gemacht hat. Er gewinnt zwei Weltcup-Rennen, wird Vierter im Gesamtweltcup und nimmt 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi an den Olympischen Spielen teil. Nebenher studiert er Internationales Managment und seit sechs Jahren hat er mit der Grundschullehrerin Ragnhild eine feste Freundin, mit der er sich in München eine Wohnung teilt. Was für ein ekelhaft perfekter Lebenslauf!

Schwinger Club Vol. 12: Sogar sein Hemd knöpft er besser als Bubba Watson. Damn!Schwinger Club Vol. 12: Sogar sein Hemd knöpft er besser als Bubba Watson. Damn!
Sogar sein Hemd knöpft er besser als Bubba Watson. Damn!

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AUCH KONSTI IST BEIM KAMPF MANN GEGEN MANN NICHT UNVERSCHONT GEBLIEBEN. VIER SCHULTEROPERATIONEN WAREN NÖTIG, NACHDEM ER SICH DIE BIZEPSSEHNE ABGERISSEN HATTE.
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Eine dritte Teilnahme an Olympischen Spielen ist noch nicht entschieden. "Ich bin dann 30. Wären sie nach München vergeben worden, hätte ich das in jedem Fall noch mitgenommen. Aber Pyeongchang - wir werden sehen..." Bis dahin soll außerdem sein Studium beendet sein. "Ich kenne dann die wirtschaftliche Sichtweise der Firmen und die Belange der Athleten. In dieser Schnittstelle sehe ich meinen späteren Job."

Es überrascht mich dann auch nicht mehr, dass Konsti natürlich Slacklining beherrscht, schon Bungee gesprungen und zudem ein guter Surfer ist. Und als ob dies nicht längst schon genug wäre, spielt der Junge auch noch großartiges Golf. Die erste Spielbahn in seinem Heimatclub ist 320 Meter lang und hält allerhand Tücken und Gefahren für nicht perfekt getroffene Bälle parat. Konsti greift zum Driver und haut den Ball 40 Meter vors Grün. Während ich noch versuche, mir nichts anmerken zu lassen, meint Konsti trocken: "280 Meter sind heute nichts Besonderes mehr. Heute musst du schon über 300 Meter hauen, um aufzufallen." Ich versuche, möglichst zustimmend zu nicken. "Der Driver ist mein Lieblingsschläger. Aber meine besten Runden spiele ich, wenn ich ihn stecken lasse." Beim Pro-Am der BMW International Open in München-Eichenried hat er schon Niclas Fasth regelmäßig kurz gelassen und bekam vom schwedischen Pro großes Lob für seinen "sehr natürlichen Schwung."

Wie es sich für einen Snowboarder gehört, steht er den etwas steiferen Konventionen in unserem geliebten Golfsport skeptisch gegenüber. "Ich trage die Klamotten, weil man es muss. Aber ich bin bekennender Botschafter für ein ,jüngeres' Golf." Soll heißen: hipper, snowboardmäßiger. Angefangen hat er vor elf Jahren, als er die alten Schläger seines Vaters gepackt und damit auf den Wiesen rund um sein Elternhaus herumgebolzt hat, übrigens ein wunderschöner Berghof in Fischbachau, 60 Kilometer südlich von München mit einem Postkartenausblick zum Niederknien.

Nein, ich bin nicht neidisch. Aber nur, weil man in Deutschland als Snowboarder keine Reichtümer verdienen kann. Deshalb ist er derzeit noch - jetzt kommt's - Stabsunteroffizier bei der Bundeswehr. Oberflächlich betrachtet passt das für mich ähnlich gut zusammen wie ein Windhund im Zwinger. Doch zum einen war sein vor zwei Jahren verstorbener Vater Oberst bei der Luftwaffe und zum anderen gibt es bei der Bundeswehr Sportförderkompanien, die einzig den Zweck haben, den Konstantin Schads dieser Welt die ungetrübte Ausübung ihres Sports zu ermöglichen. Gemeinsam mit der Sporthilfe und seinen Sponsoren lassen sich so die Auslagen bewältigen.

Sein Sport ist nicht ungefährlich. Beim Snowboardcross jagen sechs Fahrer gleichzeitig den Parcours hinunter und nur die besten drei kommen in die nächste Runde. Es gab in den letzten Jahren mehrere Todesfälle und Querschnittslähmungen zu verzeichnen. Auch Konsti ist bei diesem rasanten und riskanten Kampf Mann gegen Mann nicht unverschont geblieben. Vier Schulteroperationen waren nötig, nachdem er sich die Bizepssehne abgerissen hatte. Nach einem komplizierten Bruch im Sprunggelenk konnten nicht alle Knochenfragmente entfernt werden und bereiten ihm noch immer täglich Probleme. Ein Meniskusriss wird gar nicht erst erwähnt.

Schwinger Club Vol. 12: James Brown kreischt im Hintergrund: 'Siehst du dieses Licht? Hast du es denn nicht gesehen?'Schwinger Club Vol. 12: James Brown kreischt im Hintergrund: 'Siehst du dieses Licht? Hast du es denn nicht gesehen?'
James Brown kreischt im Hintergrund: 'Siehst du dieses Licht? Hast du es denn nicht gesehen?'
Deshalb kann er sich auch nicht über Fehler auf dem Golfplatz aufregen. "Beim Snowboarden ziehen Fehler sofort körperliche Schmerzen nach sich. Sich beim Golf aufzuregen ist also lächerlich." Allen Cholerikern auf dem Golfplatz wünschte er einfach mehr Gelassenheit. Trotz all dieser Sportverletzungen hat er sein Handicap von 7 auf 4,4 verbessern können. Pffff. Und er steckte schon in einem Körper, der ein Hole-in-One gespielt hat: als seine Mutter mit ihm im siebten Monat schwanger war.

Deshalb kann er sich auch nicht über Fehler auf dem Golfplatz aufregen. "Beim Snowboarden ziehen Fehler sofort körperliche Schmerzen nach sich. Sich beim Golf aufzuregen ist also lächerlich." Allen Cholerikern auf dem Golfplatz wünschte er einfach mehr Gelassenheit. Trotz all dieser Sportverletzungen hat er sein Handicap von 7 auf 4,4 verbessern können. Pffff. Und er steckte schon in einem Körper, der ein Hole-in-One gespielt hat: als seine Mutter mit ihm im siebten Monat schwanger war.

In dieser Zeit will er auch ein- bis zweimal pro Woche auf den Golfplatz. Zudem spielt der 26-Jährige erstmals für die Maxlrainer Mannschaft in der zweithöchsten bayrischen Liga. Bei der internationalen Golfmeisterschaft für Actionsport-Ahtleten, dem King of Greens, wurde er im vergangenen Jahr mit einem Schlag Rückstand Zweiter. Als Golf-TV-Junkie drückt er seinem Liebling Ian Poulter ("coole Socke") die Saison über die Daumen. In ein paar Tagen will er mit seiner Freundin durch Thailand touren.

Und wieder durchzuckt mich dieser Lebenstausch-Gedanke. Dann erzählt mir Konsti, dass er Fan von Bayern München ist. Na also, endlich! Nobody is perfect. Schon bin ich wieder froh, ich zu sein.

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