Zurück in Mailand nahm Daniele das Eisen mit zum Milanello, dem Trainingsplatz des AC Mailand. Das Milanello ist das Herz des Fußball vom AC, etwa 50 Kilometer außerhalb der Stadt idyllisch zwischen Pinienwäldern und einem künstlichen See gelegen und ausgestattet mit sieben Trainingsplätzen. Einer dieser sieben Plätze zeigte in der neuen Saison jeden Morgen seltsame Furchen im Rasen. "Unser Greenkeeper verstand die Welt nicht mehr. Er fragte uns, ob wir Tiere auf dem Trainingsgelände gesehen hätten, die den Rasen kaputtmachten. Ich konnte ihm nicht erzählen, dass ich morgens den Platz als Driving Range zum Golfen nutzte..."


»GOLF HAT MIR GEHOLFEN, FUSSBALL ZU SPIELEN. MAN LERNT, STRATEGISCH ZU SPIELEN. JEDER FUSSBALLER SOLLTE GOLFEN, WENN ER BESSER WERDEN MÖCHTE.«
1994 wurde Daniele mit der italienischen Nationalmannschaft Vizeweltmeister. 1995 verließ er den AC Milan und wechselte nach Japan zum Club Shimizu. Dort beendete er 1996 seine Profifußball-Karriere. "In Japan hörte ich dann auch mit dem Golf auf. Meine Freunde waren nicht dort, ich spielte Handicap 18 und das Spiel motivierte mich nicht mehr." Massaro beendete aber nicht nur das Spiel mit dem kleinen Plastikball, sondern ein Jahr später auch das mit dem Lederball und tauschte nach einer kurzen Auszeit seine Profifußball-Karriere gegen eine Rennfahrerlizenz. "Ich bin in Monza geboren, Autos und Rennen gehören zu meiner DNA. Dino Capellolud mich zu einem Rennen nach Le Mans ein und ich spürte, dass ich Autorennen fahren wollte." Massaro begann, Rallyes zu fahren. Kurze Zeit später startete er im Vorprogramm der Formel-1-Rennen im Porsche Super Cup und erhielt die Möglichkeit, in der Superstar-Serie in Italien zu fahren. "Autos fahren, Rennen zu bestreiten, das war mein zweites Sportlerleben. In dieser Zeit lud mich mein bester Freund zu einem Golfturnier ein und ich sagte zu. Es war der frustrierendste Moment meines Sportlerlebens, nichts klappte. Ich dachte, ich konnte Golf spielen, aber ich war ein erbärmlicher Hacker." Massaro ließ diese persönliche Schmach nicht auf sich sitzen. "Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich Golf jetzt professionell angehen muss. Mein Ziel war es, wirklich gut auf dem Golfplatz zu werden." An Ehrgeiz mangelte es dem ehemaligen Fußballprofi keineswegs: "Ich will nicht an einem Turnier teilnehmen, ich will das Turnier gewinnen."
Massaro ging den wiedergefundenen Sport mit Einsatz an. "Ich trainierte und spielte, wann immer ich konnte." All die Arbeit trug bald Früchte. Mittlerweile spielt Daniele ein beachtliches Handicap von 5 und ist selbstverständlich ein gern gesehener Mitspieler auf den Golf-Events in Italien. Es dauerte nicht lange, bis das Rahmenprogramm der European Tour winkte. "Ich wurde jetzt immer öfter eingeladen, auch zu Pro-Am-Turnieren, und hatte das Glück, mit den Molinari-Brüdern zu spielen. Als ich jedoch die Aufkleber auf Eduardos Auto sah, sagte ich ihm: ,Ich spiele nicht mit dir.' Er guckte mich verdutzt nur an." Eduardo Molinari ist Juventus-Fan. Ein AC-Milan-Spieler mit einem Juventus-Fan in einem Flight, das ist wie Israel und Palästina. Glücklicherweise mit Happy End: "Am Ende habe ich gelacht und mit ihm ein sehr erfolgreiches Turnier gespielt."

"Golf hat mir wirklich geholfen, Fußball zu spielen. Es hilft, die Konzentration hochzuhalten, und es hat mir geholfen, strategisch spielen zu lernen. Ich habe nach dem Training gerne noch eine Runde Golf gespielt und ich glaube, ich bin dadurch ein besserer Fußballer geworden." Der AC Milan war einer der ersten Clubs, die die mentale Einstellung und psychologische Betreuung ihrer Spieler wirklich ernst nahmen. Ende der 90er richtete er sein wissenschaftliches Milan Lab ein und stellte Psychologen und Wissenschaftler ein, um die Spieler zu betreuen. Der frühere Karate-Champ Bruno Demichelis leitete das Lab. "Bruno hat mir immer wieder gesagt, dass Golf für Fußballer ein idealer Zweitsport sei. Golf hilft. Fußballer sollten Golf lernen", sagt Daniele heute. "Beim Golf spielt der Kopf eine große Rolle, die Technik ist längst nicht so entscheidend. Beim Fußball sind es 50 Prozent Technik und physische Verfassung, 40 Prozent mentale Einstellung und Teamgeist und 10 Prozent Coaching. Beim Training wird aber mentale Einstellung zu wenig trainiert. Da hilft Golf, denn dieser Sport ist zu 80 Prozent Kopfsache."
Daniele lebt heute in beiden Welten. Er fährt, wann immer er kann, mit seinem Freund Matteo Manassero zu PGA-Turnieren, spielt Golf, wann immer er kann, und repräsentiert seinen Fußballclub in der Öffentlichkeit. "Golf ist heute schneller und aggressiver geworden. Ich liebe es, Rory Mcllroy, Bubba Watson oder Adam Scott zu sehen. Wenn ich Golf spiele, spiele ich auf Attacke. Wir haben mit dem AC fünfmal Real Madrid besiegt, ich bin Stürmer - so spiele ich auch Golf", sagt der Mann, der es als erster - und seien wir ehrlich: wahrscheinlich auch einziger - ehemaliger italienischer Nationalspieler in den Schwinger Club geschafft hat. "Das beste lange Eisen spielt aber immer noch Bernhard Langer", sagt er uns zum Abschied, greift sich sein Bag und schreitet zum Abschlag. Wir haben die richtige Wahl getroffen.